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Harris' Wahlkampf scheitert: Zu wenig Inhalt und Plan


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Harris' Niederlage gegen Trump
Lachen reicht nicht

  • David Schafbuch
MeinungVon David Schafbuch

Aktualisiert am 07.11.2024Lesedauer: 3 Min.
Wahlkampf in den USA - Harris und WalzVergrößern des Bildes
Kamala Harris und Tim Walz: Das Duo unterlag bei der Präsidentschaftswahl Donald Trump und J. D. Vance. (Archivfoto) (Quelle: Jacquelyn Martin/AP/dpa-bilder)
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Die Demokratin versucht nach ihrer Wahlniederlage, ihren Anhängern Hoffnung zu spenden. Doch das allein war schon in ihrem Wahlkampf zu wenig.

Die Bilder waren wie immer groß, auch wenn sie dieses letzte Mal Risse trugen: Kamala Harris schritt über den langen blauen Teppich zum Podest auf dem Gelände der Howard Universität in Washington. Ihre Unterstützer jubelten und die amerikanischen Fahnen tanzten im Wind. Es lief wie immer der Song "Freedom" von Beyoncé. Und Harris reagierte auf den großen Jubel mit einem strahlenden Lachen.

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So oder so ähnlich begannen fast alle Reden der Vizepräsidentin in den vergangenen Monaten während des Präsidentschaftswahlkampfs. Doch diese unterschied sich von all den anderen zuvor: Harris hielt sie am Mittwoch, nachdem sie in der Nacht so eindeutig, wie es wenige erwartet hatten, gegen Donald Trump verloren hatte.

Harris nutzte ihre kurze Rede, um ihren Anhängern vor Ort und im ganzen Land Hoffnung und Trost zu spenden: Man werde die Niederlage gegen Trump akzeptieren, sagte sie. Aber ihr Kampf für eine offene Gesellschaft und die Demokratie gehe weiter, selbst wenn die USA jetzt vielleicht in eine "dunkle Zeit" eintreten würden, so Harris.

Video | Kamala Harris räumt Wahlniederlage ein – Tränen im Publikum
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Quelle: reuters

Biden-Rückzug kam zu spät

Ihre Worte wirkten hohl – und das nicht nur wegen ihrer Niederlage. Sie offenbarten vielmehr, woran es Harris’ von Anfang an in ihrem Wahlkampf fehlte: inhaltliche Substanz. Nur das lachende, positive und weltoffene Gegengewicht von Donald Trump sein zu wollen, reichte offensichtlich nicht für einen Wahlsieg.

Harris' Wahlkampf startete von Beginn an mit einem großen Nachteil: Zunächst musste sie sich aus dem Schatten von Joe Biden herausarbeiten, der erst viel zu spät Platz machte. Harris blieb für ihre Kampagne nur drei Monate Zeit. Für eine Vizepräsidentin, die bis dahin kaum Pluspunkte im Amt sammeln konnte, die nicht sonderlich bekannt und keinesfalls beliebt war, konnte der Start kaum schwerer sein.

Überraschenderweise gelang Harris dann in den ersten Wochen ein fulminanter Stimmungsumschwung: Die bleierne Schwere der Biden-Kampagne stellte sie schnell mit positiver Energie bloß. Dabei halfen ihr die vielen prominenten Unterstützer und auch ihr Vizekandidat Tim Walz, der den Prototyp des netten amerikanischen Dads von nebenan mimte. Dass die Euphorie sie nicht durch die gesamten drei Monate tragen würde, war allerdings klar. Viele Amerikaner warteten auf Inhalte, mit denen sie sich von Trump abheben würde, aber auch der aktuellen Biden-Regierung.

Kein Gewinnerthema

Es ist nicht so, dass Harris diesem Wunsch überhaupt nicht nachkam. Wenn es ein Thema gab, das besonders herausstach, war es ihre Forderung nach einem bundesweiten Recht auf Abtreibung. Doch die Wahl beweist, dass Harris damit auf kein landesweites Gewinnerthema setzte. Das zeigen auch die Ergebnisse vieler Bundesstaaten, die eigene Referenden zur Abtreibungsfrage abhielten und zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen.

Donald Trump schaffte es offensichtlich deutlich besser, seine Forderungen mit seiner Person zu verknüpfen: Er verkaufte sich nicht nur als gewiefter Geschäftsmann, sondern auch als Verfechter einer harten Einwanderungspolitik. Mit beidem dürfte er dem Praxistest als Präsident zwar kaum standhalten. Doch Trump konnte mit seiner Erzählung die Mehrheit der Amerikaner auf seine Seite bringen.

Harris gingen zudem schnell die Ideen aus: Thematisch blieb die 60-Jährige jenseits der Abtreibungsfrage blass. Zuletzt warnte sie wie zuvor Joe Biden immer stärker vor Trump, der sich bekanntermaßen in der Opferrolle am wohlsten fühlt. Auch Harris-Vize Walz wirkte am Ende zunehmend wie ein Karikatur-Dad und immer weniger wie ein künftiger Vizepräsident der größten Demokratie der Erde. So konnte selbst der zwischendurch schwer in die Kritik geratene Vizekandidat von Trump, J. D. Vance, gegen ihn wieder Tritt fassen.

Mit Kamala Harris' Abgang von der Bühne in Washington müssen all diese Dinge jetzt aber in den Hintergrund treten. Denn Donald Trumps angedeutete Politik könnte das Land schwerer beschädigen, als es wohl viele Amerikaner aktuell für möglich halten. Es liegt in der Verantwortung der Demokraten, aus ihrer Niederlage so schnell wie möglich die richtigen Schlüsse zu ziehen: 2028 wird Donald Trump als Präsident nicht mehr antreten können. Ob der Trumpismus aber danach gestoppt wird, hängt auch davon ab, ob die Demokraten bis dahin einen besser vorbereiteten Kandidaten finden. Die Suche muss jetzt beginnen.

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