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Kritik an Muslim-Studie von Bertelsmann: "Defizite nicht angemerkt"


"Migranten müssen Teil beitragen"
Experten kritisieren Muslim-Studie

afp, dpa, t-online, David Ruch

29.08.2017Lesedauer: 2 Min.
Im Bereich Bildung sahen die Bertelsmann-Forscher noch Nachholbedarf in Deutschland.Vergrößern des BildesIm Bereich Bildung sahen die Bertelsmann-Forscher noch Nachholbedarf in Deutschland. (Quelle: Bernd Thissen/dpa-bilder)
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Eine viel beachtete Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Integration von Muslimen in Deutschland steht in der Kritik. Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft monierten die Schlussfolgerungen der Gütersloher Forscher, wonach die Integration etwa auf dem Arbeitsmarkt schon weit vorangeschritten sei.

Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) wies auf die teils deutlichen Abweichungen zu Ergebnissen aus anderen Studien hin. Eine Auswertung des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) komme zu dem Fazit: "Muslime sind deutlich seltener erwerbstätig und arbeiten auch seltener in Vollzeit als Christen oder Konfessionslose", schreibt IW-Ökonom Holger Schäfer. Der Befund sei kaum überraschend, da viele Muslime einen Migrationshintergrund hätten, der sich bei der Arbeitsmarktintegration häufig als Hindernis erweise.

Daher gebe es keinen Grund, in den Bemühungen um eine Integration von Zuwanderern in den Arbeitsmarkt nachzulassen, besonders mit Blick auf gestiegene Zuwanderung der vergangenen Jahre, so Schäfer weiter. Die Bertelsmann-Studie hatte bei Muslimen der zweiten und dritten Einwanderergeneration bezüglich Arbeitslosenquote und Vollzeitstellen keine wesentlichen Unterschiede mehr zur übrigen Bevölkerung festgestellt.

Andere wiederum kritisieren die Schlussfolgerungen im Bezug auf Bildung. Die Forscher hatten die im Vergleich zu Frankreich sehr hohe Schulabbrecherquote von 36 Prozent auf die frühe Selektion in den deutschen Schulen zurückgeführt. Der Religionssoziologe Detlef Pollack aus Münster hält das für nicht schlüssig. Denn das dreigliedrige Schulsystem in Bayern und Baden-Württemberg schneide regelmäßig besser ab als die Schulsysteme in Ländern, die Gesamtschulen förderten. Entscheidend sei vielmehr, wie stark Zuwandererfamilien nach Bildung strebten, sagte Pollack zu t-online.de.

Daran knüpft auch die Hauptkritik des Münsteraner Wissenschaftlers an: "Es werden stets Veränderungen in den Einstellungen der Mehrheitsgesellschaft, im Bildungssystem, in der Politik angemahnt. Integration ist allerdings keine Einbahnstraße; auch die Zugewanderten müssen ihren Teil dazu beitragen. Dass es da Defizite gibt, wird nicht angemerkt."

Pollack und seine Kollegen hatten in einer Umfrage unter Türkeistämmigen herausgefunden, dass sich zwar 70 Prozent der Befragten integrieren wollten, immerhin 25 Prozent jedoch nicht.

An anderer Stelle deckten sich wiederum die Erkenntnisse der Münsteraner Wissenschaftler mit denen der Bertelsmann-Stiftung. "Auch wir haben herausgefunden, dass die Integration der von uns befragten Türkeistämmigen vor allem bei den Angehörigen der zweiten und dritten Generation weit vorangeschritten ist, dass sich die Türkeistämmigen mit dem Zuwanderungsland stark verbunden fühlen, weitgehend ebenso gerecht behandelt fühlen wie die westdeutsche Mehrheitsgesellschaft und sich insgesamt wohl fühlen in Deutschland."

Der Religionsmonitor der Bertelsmann-Forscher kam zu einem ähnlichen Ergebnis. "Die allermeisten Muslime fühlen sich dem Land, in dem sie leben, verbunden. In Deutschland liegt der Anteil bei 96 Prozent", heißt es in der Untersuchung. Zudem sei der Kontakt zur nichtmuslimischen Bevölkerung für den allergrößten Teil der Muslime Realität. So hätten 84 Prozent der in Deutschland geborenen Muslime angegeben, dass sie ihre Freizeit regelmäßig mit Nichtmuslimen verbringen würden.

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