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Experte: "Gemüse wird durch die Dürre teurer"


Folgen für Verbraucher
Experte: "Gemüse wird durch die Dürre teurer"

InterviewVon Sarah Orlos

22.08.2018Lesedauer: 3 Min.
Interview
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Weizenernte bei Erfurt: Laut dem Deutschen Bauernverband fällt die diesjährige Getreideernte um 26 Prozent niedriger aus als die durchschnittliche Erntemenge von 2013 bis 2017.Vergrößern des Bildes
Weizenernte bei Erfurt: Laut dem Deutschen Bauernverband fällt die diesjährige Getreideernte um 26 Prozent niedriger aus als die durchschnittliche Erntemenge von 2013 bis 2017. (Quelle: Steve Bauerschmidt/imago-images-bilder)

Die Ernteausfälle aufgrund der Dürre haben sich bestätigt. Viele Bauern sind auf Hilfe angewiesen.

Wegen der Dürre haben Bauern in Deutschland mit großen Ernteausfällen gerechnet. Nun gibt es Gewissheit: In einigen Regionen liegen die Getreideernteverluste zwischen 50 und 70 Prozent bis hin zu Totalausfällen, wie der Deutsche Bauernverband am Mittwoch in seiner Ernte-Bilanz 2018 mitteilte. Landwirte mit starken Einbußen sollen nun Nothilfen bekommen. Zusammen mit den Ländern will der Bund 340 Millionen Euro zur Verfügung stellen.

Doch nicht nur die Bauern, auch die Verbraucher werden die Folgen der Dürre am eigenen Geldbeutel spüren. Den Grund kennt Hans-Christoph Behr. Er ist Marktanalyst für Gartenbau und Verbraucherforschung, Spezialgebiet Agrarmarkt. Im Interview mit t-online.de erklärt der Experte, welche Lebensmittel jetzt teurer werden.

t-online.de: Herr Behr, nach der Dürre ist die diesjährige Getreideernte schlecht ausgefallen. Wird Brot jetzt teurer?

Hans-Christoph Behr: Bei Getreide lag der Ernteverlust durchschnittlich bei knapp über 20 Prozent. Es gibt nicht überall eine Missernte, sodass ein Austausch zwischen den Regionen stattfinden kann. Getreide ist lagerfähig und kann transportiert werden. Die Getreidekosten bei dem Fertigprodukt Brot oder anderen Backwaren liegen unter 5 Prozent. Alles andere ist für den Brötchenpreis wichtiger als Mehl. Für den Verbraucherpreis ist somit egal, ob der Erzeugerpreis für Getreide durch die Knappheit teurer wird. Das spürt der Verbraucher nicht.

Wie ist es bei tierischen Produkten wie Milch und Fleisch?

Bei Fleisch ist der Erzeugerpreis und Verbraucherpreis nicht eng verbunden. Der Preis sollte für den Verbraucher also gleich bleiben. Bei Milcherzeugnissen gibt es lange Vertragslaufzeiten zwischen den Molkereien und den Supermarktketten, die ein halbes Jahr laufen und vor Kurzem verhandelt wurden. Hier wird der Verbraucher bis November erst einmal gar nichts am Preis merken. Obwohl Kühe bei der Hitze weniger Milch geben, wird sie erstmal nicht teurer.

Gibt es bei anderen Lebensmitteln Auswirkungen für den Verbraucher?

Bei frischen Produkten wie Gemüse. Dieses wird nicht verarbeitet oder gelagert. Ein Salatkopf wird auf dem Feld geschnitten, abgesprüht, in eine Kiste gelegt und wird in den Laden gebracht. Hier folgen die Verbraucherpreise den Erzeugerpreisen recht schnell – die etwas höheren Erzeugerpreise bekommt also auch der Verbraucher zu spüren. Durch die Dürre fehlte Wasser und die Erträge waren niedriger. Das meiste Frischgemüse kann zwar beregnet werden, aber auf den extrem hohen Wasserbedarf in diesem Jahr ist die Beregnung der Gemüsebauern nicht ausgelegt. Wenn Salat knapper und teurer wird, merkt das auch der Verbraucher.

Was bedeutet das konkret?

Salate, Kolrabi, Blumenkohl und Brokkoli sind oder werden teurer. Es kam bei viel Gemüse zu Verlusten – und zur Preiserhöhung. Ein Eisbergsalat kostet zur Zeit 1,03 Euro, vor einem Jahr lag der Preis bei 0,54 Cent. Auch Kartoffeln werden teurer, denn es wird eine kleinere Ernte erwartet.

Gibt es Gemüse, bei dem der Preis durch die Hitze gesunken ist?

Ja das gibt es. Zucchini ist ein Kürbisgewächs und ist wärmeliebend. Aktuell liegt der Kilopreis bei 0,95 Euro – letztes Jahr waren es 1,18 Euro.

Wie sieht es bei Obst aus?

Beim Obst gibt es eine andere Situation. Wenn die Blüte erfriert, kann es kein Obst geben. Das war letztes Jahr der Fall und es gab eine kleine Ernte. Normalerweise müsste ein Jahr darauf eine reichliche Ernte folgen. Durch die Dürre haben wir dieses Jahr aber nur eine gewöhnliche Menge an Obst. Die Verbraucherpreise sind im Gegensatz zum letzten Jahr gesunken. Pflaumen kosten pro Kilo 1,68 Euro, im Vorjahr lag der Preis bei 1,90 Euro.

Vielen Dank für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • dpa
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