Diese Themen sind den Deutschen besonders wichtig
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Die politische Landschaft in Deutschland ist im Wandel. Im Kielwasser der Klimaproteste hat das Interesse fΓΌr den Umweltschutz massiv zugenommen. Ein anderes bislang dominierendes Thema fΓ€llt dagegen ab.
Als 2018 der Mord an Susanna F. und die mutmaΓliche Gruppenvergewaltigung in Freiburg fΓΌr Schlagzeilen sorgten, als der Tod von Daniel H. in Chemnitz von Neonazis angefachte fremdenfeindliche Ausschreitungen nach sich zog, war die sogenannte FlΓΌchtlingskriminalitΓ€t ein beherrschendes Thema in Politik und Medien. In Talkshows wurden die Grenzen der IntegrationsfΓ€higkeit Deutschlands verhandelt. Die Politik zog die Daumenschrauben bei Asylbewerbern an.
Auch im Deutschland-Puls von t-online.de schlug sich das nieder. Doch inzwischen hat sich das Meinungsbild teils deutlich gewandelt, wie eine Langzeit-Auswertung zeigt. War zu Beginn des Jahres noch Migration und Integration fΓΌr die BundesbΓΌrger der Politikbereich mit dem grΓΆΓten Handlungsbedarf, hat nun Rente und Soziales die hΓΆchste PrioritΓ€t. Angeschoben von den "Fridays for Future"-Protesten hat der Klimaschutz massiv aufgeholt. Geblieben sind die groΓen Zweifel vieler Menschen, ob die Politik die Probleme in den Griff bekommt.
In Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey erhebt t-online.de regelmΓ€Γig den Deutschland-Puls, um die Stimmung im Land einzufangen und Trends zu dokumentieren. Aktuell bewerten die meisten Befragten die Gesundheitsvorsorge und die soziale Absicherung als wichtigstes Thema, 25 Prozent sehen das so. Auf Platz zwei folgt Umwelt- und Klimaschutz mit knapp 23 Prozent, danach erst das Thema Migration/Integration mit gut 22 Prozent.
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Klimaschutz gewinnt an Bedeutung
Im Januar bot sich noch ein anderes Bild. In der Asyl- und FlΓΌchtlingsfrage sahen 31 Prozent den grΓΆΓten Handlungsbedarf, knapp 29 Prozent im Gesundheits- und Sozialsystem. Klimaschutz war lediglich gut 13 Prozent der Befragten besonders wichtig β der Wert hat sich also seither fast verdoppelt.
Auf dem gleichen Niveau verharrten die Themen Innere Sicherheit sowie AuΓen- und Europapolitik, die mit rund 10 bzw. gut sechs Prozent im Bereich der Werte des Januars lagen. Leicht an Bedeutung gewonnen hat der Komplex Wirtschaft und Arbeitsmarkt, der nach knapp fΓΌnf Prozent zu Jahresbeginn nun ΓΌber acht Prozent der Befragten sehr wichtig ist.
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Allerdings fallen die Ergebnisse je nach Altersgruppe zum Teil ganz unterschiedlich aus. FΓΌr die 18- bis 29-JΓ€hrigen, denen der Umweltschutz im Deutschland-Puls immer ΓΌberdurchschnittlich wichtig war, steht dieses Thema nun mit groΓem Abstand an erster Stelle (ca. 37 Prozent). Auch bei den 30- bis 39-JΓ€hrigen liegt es aktuell an Platz eins. In den Altersgruppen ab 40 Jahren hat das Themenfeld Rente und Soziales den Bereich Migration und Integration an der Spitze abgelΓΆst. Auch hier ist jedoch zu beobachten, dass der Klimaschutz teils deutlich an WertschΓ€tzung gewonnen hat.
ParteianhΓ€nger setzen unterschiedliche PrioritΓ€ten
Auch beim Blick auf die AnhΓ€nger der verschiedenen Parteien zeigen sich teils gravierende Unterschiede. FΓΌr GrΓΌnen-WΓ€hler hat wenig ΓΌberraschend der Komplex Klima und Umwelt hΓΆchste PrioritΓ€t (etwa 60 Prozent) β mit wachsendem Abstand. Allerdings werden auch fΓΌr AnhΓ€nger von SPD (ca. 26 Prozent) und Linken (gut 30 Prozent) ΓΆkologische Fragen immer bedeutsamer. FΓΌr sie besteht nach wie vor im Bereich Rente und Soziales der grΓΆΓte Handlungsbedarf (41 bzw. 44 Prozent).
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FΓΌr UnterstΓΌtzer der Union, besonders aber auch der FDP bleiben Migration und Integration ganz zentrale Politikfelder (rund 21 bzw. gut 26 Prozent). Ihnen sind auch die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt (Union: 17 Prozent; FDP: knapp 17 Prozent ) sowie die Innere Sicherheit (15 bzw. gut 12 Prozent) ΓΌberaus wichtige Anliegen. Deutlich aus dem Rahmen fΓ€llt die AfD, deren AnhΓ€ngern nur ein Thema wirklich wichtig war und ist: Integration und Migration mit einem aktuellen Wert von 63 Prozent. Klima- und Umweltschutz ist nicht einmal einem Prozent der AfD-UnterstΓΌtzer besonders wichtig.
Kaum verΓ€ndert hat sich im langfristigen Trend die Bewertung der eigenen Lebenssituation. Noch immer sind rund drei Viertel der Befragten mit ihrer Lebenssituation eher bis sehr zufrieden. Weniger bis sehr unzufrieden sind rund 13 Prozent. Im Januar lagen die Werte bei etwa 75 bzw. knapp 14 Prozent.
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Γhnlich stabil fΓ€llt auch das negative Urteil der Deutschen ΓΌber ihre politischen Vertreter aus. Gut drei Viertel der Befragten sprechen ihnen die Kompetenz ab, die wichtigsten Probleme im Land zu lΓΆsen. Lediglich etwa zwΓΆlf Prozent haben Vertrauen in das politische Personal. Zu Jahresbeginn vertraten gut 76 bzw. zwΓΆlf Prozent diese Ansichten.
Informationen zur Methodik
Die erste Fragestellung der Umfrage lautete konkret: "Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit Ihrem Leben aktuell?", mit den AntwortmΓΆglichkeiten "Sehr zufrieden", "Eher zufrieden", "Unentschieden", "Eher unzufrieden" und "Sehr unzufrieden". Das Meinungsforschungsinstitut Civey berΓΌcksichtigte fΓΌr das Gesamtergebnis die Antworten von 10.064 bevΓΆlkerungsreprΓ€sentativ ausgewΓ€hlten Befragten vom 1. Januar bis 26. Juni 2019.
Die zweite Fragestellung der Umfrage lautete konkret: "Wie gut ist die deutsche Politik aktuell in der Lage, die wichtigsten Probleme im Land zu lΓΆsen?", mit den AntwortmΓΆglichkeiten "Sehr gut", "Eher gutβ, "Unentschieden", "Eher schlecht" und "Sehr schlecht". Das Meinungsforschungsinstitut Civey berΓΌcksichtigte fΓΌr das Gesamtergebnis die Antworten von 10.088 bevΓΆlkerungsreprΓ€sentativ ausgewΓ€hlten Befragten vom 1. Januar bis 26. Juni 2019.
Die dritte Fragestellung der Umfrage lautete konkret: "In welchem Politikbereich sehen Sie aktuell den grΓΆΓten Handlungsbedarf?" mit den AntwortmΓΆglichkeiten "Wirtschaft/ArbeitsplΓ€tze", "Innere Sicherheit", "Migration/Integrationβ,"Umwelt-/Klimaschutz", "Gesundheit/Rente/Sozialsysteme", "AuΓenpolitik/Europa", "In einem anderen" und "WeiΓ nicht". Das Meinungsforschungsinstitut Civey berΓΌcksichtigte fΓΌr das Gesamtergebnis die Antworten von 10.090 bevΓΆlkerungsreprΓ€sentativ ausgewΓ€hlten Befragten vom 1. Januar bis 26. Juni 2019.
Die Ergebnisse sind reprΓ€sentativ fΓΌr die deutsche BevΓΆlkerung ab 18 Jahren. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse betrΓ€gt 2,5 Prozentpunkte. Alle Teilnehmer haben u.a. Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren.