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Özil-Abrechnung: Jahrelang war "Die Mannschaft" eine Einheit – bis jetzt


Fußball mehr als Sport
Steht zu eurer Verantwortung!

MeinungEin Kommentar von Nathalie Helene Rippich

Aktualisiert am 25.07.2018Lesedauer: 3 Min.
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Mesut Özil bei der WM 2018 in Russland: Warum stellen sich Mannschaft und DFB nicht geschlossen hinter den Spitzenspieler?Vergrößern des Bildes
Mesut Özil bei der WM 2018 in Russland: Warum stellen sich Mannschaft und DFB nicht geschlossen hinter den Spitzenspieler? (Quelle: dpa-bilder)

Jahrelang war "Die Mannschaft" eine Einheit. Nun steht einer ganz allein da. Die Causa Özil ist eine Schande für den DFB – er wird seiner gesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht.

Zwölf Jahre lang hat Fußball-Deutschland ein Sommermärchen nach dem anderen erlebt. Den langersehnten und heiß erkämpften Titel gab es 2014: beste Mannschaft der Welt. Nicht überragende Einzelspieler haben den Unterschied gemacht, sondern die gemeinsame Leistung. Der unbedingte Wille, zusammen etwas zu schaffen.

Immer mit dabei war Mesut Özil. Jetzt, im Sommer 2018, steht er ganz allein da. Er wurde von den Medien, ehemaligen Spielern und DFB-Funktionären hart kritisiert. Für sein Foto mit dem türkischen Präsidenten, für sein Auftreten und für seine Leistung bei der WM. Nach langer Zeit hat er sich endlich geäußert, ist zurückgetreten – und erntete dafür noch mehr Kritik. Seine Kollegen, sein Trainer, seine Arbeitgeber schweigen. Und das ist alles andere als in Ordnung. Eine Mannschaft muss füreinander einstehen – in guten und in schlechten Zeiten.

Özils Leistungen sprechen für sich

2009 bestritt Özil sein erstes Länderspiel. Eher introvertiert, wortkarg, fällt er kaum auf. Er ist kein Showmaker, wie etwa Lukas Podolski. Aber er war immer Teil des Teams und somit wesentlicher Teil des Erfolgs. In 92 Länderspielen war er an 63 Toren direkt beteiligt. Özil ist mit Abstand der beste Vorlagengeber, den es seit seinem Debüt gab. Er hat das Team immer bereichert. Das steht außer Frage.

Nun hat er also seinen Abschied aus der deutschen Nationalmannschaft über die sozialen Medien bekannt gegeben. Hat unter anderem Rassismus – auch von Seiten des DFB – als Grund angeführt. Er sei Deutscher, wenn es gut läuft. Wenn es nicht gut läuft, sei er Migrant, heißt es in seinem Statement auf Englisch.

Man kann die Art und Weise, mit der Özil diesen Sommer kommuniziert, infrage stellen. Aber man kann zu solchen Vorwürfen nicht schweigen. Doch genau das tun die Verantwortlichen, keiner ist bisher vors Mikrofon getreten. Damit werden sie ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht gerecht.

Die Nationalmannschaft hat eine Vorbildfunktion

Der DFB äußert sich mit einer trockenen Pressemitteilung, geht nur zum Teil auf seinen ehemaligen Spitzenspieler ein. Die Werte des Verbandes werden lieblos heruntergeleiert. Ein persönliches Statement etwa von DFB-Chef Reinhard Grindel, Trainer Joachim Löw oder Nationalmannschaftskapitän Manuel Neuer – Fehlanzeige.

Als die Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land stattfand, die Nationalelf "nur" Dritter wurde, wurde das Team gefeiert, als hätte es den Titel geholt. Weil der Sport etwas geschafft hat, was die Politik nicht vermocht hat: Er hat uns zusammengebracht. Der Fußball hat in diesem Sommer etwas bewirkt. Die Mannschaft ist zu einem Vorbild geworden.

Noch ist es nicht zu spät

War die Erfolgsgeschichte von Integration, Teamgeist und Freundschaft am Ende bloß ein Luftschloss? Denn genau diese Geschichte war es, die der DFB mit seiner Mannschaft über Jahre inszeniert und transportiert hat. Sie haben doch vorgelebt, dass es um mehr geht als um Sport. Viele Menschen, ob jung oder alt, ob Frau oder Mann, ob mit Migrationshintergrund oder ohne haben an das geglaubt, was sie gesehen haben. Ein Team, das zusammensteht. Stellvertretend für ein ganzes Land.

Und wo seid ihr jetzt? Warum schweigt ihr? Ja, es war ein schwieriger Sommer für alle, besonders für Mesut Özil. Ja, er hat für Verwunderung gesorgt – nicht nur einmal. Aber er gehört eben auch zu uns!

Lieber DFB, lieber Trainerstab, liebe Spieler, macht den Mund auf. Zeigt uns, dass ihr uns nicht jahrelang etwas vorgemacht habt. Zeigt Größe und steht auch in schwierigen Zeiten zusammen. Das ist es, was das Land braucht. Wir brauchen euch – als Team. Zeigt uns, wie es geht. Noch ist es nicht zu spät dafür.

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