Sie gilt als Ikone der Frauenbewegung: Beate Uhse. Mit ihrer Aufklärungsarbeit trug die Unternehmerin einen großen Teil zur positiven und freien, sexuellen Entwicklung von Männern und Frauen in den 1950ern bei. Dabei hatte sie es nicht immer leicht.
In der Nachkriegszeit war das Sexualleben deutscher Paare von Scham und Prüderie geprägt. Zudem führte die zusätzliche Unwissenheit über Sexualität und das Fehlen von Verhütungsmitteln zu einer stark steigenden Zahl an ungewollten Schwangerschaften.
Mit "Schrift X" startet die Aufkärungskampagne
Beate Köstlin: Vor der Gründung eines Erotikkonzerns war Beate Uhse als Berufspilotin tätig. (Quelle: Beate Uhse AG)
Diese Entwicklung betrachtete die alleinerziehende Mutter und Witwe Beate Uhse, geborene Köstlin, mit großer Sorge. Sie selbst wurde bereits früh von ihrer Mutter sexuell aufgeklärt. Um auch andere Frauen aufzuklären, startete Beate Uhse eine Kampagne, für die sie beispielsweise 1946 ihren ersten Handzettel verfasste: "Schrift X". Mit dem Schriftstück sollten Frauen über die natürliche Empfängnisverhütung informiert werden – die Abnehmerzahl war groß. Und so folgten weitere Handzettel unter anderem zu Themen wie männlicher Impotenz und weiblicher Frigidität.
Kondomversand wurde als Straftat behandelt
Beate Rotermund-Uhse: Der erste Handzettel, den die junge Mutter verfasste, wurde rund 32.000 Mal verkauft. (Quelle: Beate Uhse AG)
Motiviert von ihrem Erfolg und unterstützt durch ihren zweiten Ehemann, gründete die junge Frau, die nun Rotermund-Uhse hieß, 1951 das "Beate Uhse Versandhaus" – ein "Spezialversandhaus für Ehe- und Sexualliteratur und für hygienische Artikel". Neben Aufklärungsbüchern wurden hier auch Kondome und Salben erstmals außerhalb von Apotheken angeboten. Der erste Katalog "Stimmt in unserer Ehe alles?" enthielt rund 50 solcher Artikel für die "Ehehygiene".
Doch der Kondomversandhandel hatte auch viele Gegner. Bereits kurz nach der Publikation des ersten Prospekts begannen erste juristische Verfahren wegen "Beihilfe zur Unzucht". Zahlreiche, weitere Prozesse folgten, deren Ermittlungen teilweise noch bis kurz vor Beate Rotermund-Uhses Tod (2001) andauerten.
Schnelles Wachstum durch Fuisionen und Kooperationen
Frau präsentiert Wäschemodelle der 50er: Im Jahr 1954 wurde Unterwäsche unter anderem in Nachtclubs auf der Reeperbahn vorgeführt. (Quelle: imago/United Archives)
Um das Produktsortiment auszubauen und zugleich unabhängig und innovativ sein zu können, übernahm das Versandhaus in den folgenden Jahren ein Arzneimittellabor für die Herstellung von Präperaten. Außerdem arbeitete der Erotikkonzern mit Fotografie- und Filmunternehmen sowie einem Damenwäschestudio zusammen.
Vom Versandhaus zum Erotikfachgeschäft
Erotikgeschäft: Der erste Laden, in dem Artikel für die Ehehygiene direkt gekauft werden konnten, wurde in Flensburg eröffnet. (Quelle: Beate Uhse AG)
Mitte der 50er stieg der Umsatz des Versandhauses auf über eine Millionen D-Mark. Und so gründete Beate Rotermund-Uhse 1962 in Flensburg den ersten Sexshop: "Institut für Ehehygiene". Neben Büchern und Verhütungsmitteln wurden in dem Fachgeschäft auch Dessous und Stimulationsartikel angeboten.
Mit den Jahren wuchs das Unternehmen immer mehr. Die Hauptziele blieben die Entabuisierung der Verhütung sowie die sexuelle Aufklärung an sich.
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2017 teilte die Beate Uhse AG ihre Insolvenz mit. Derzeit sind noch mehrere Tochterunternehmen des Konzerns tätig. Darunter auch der Erotikshop "be you".
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