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RKI-Chef Wieler zum Corona-Rekord: "Die Situation ist sehr ernst"


RKI-Chef Wieler zum Corona-Rekord
"Konzept Herdenimmunität ist gescheitert"

Von dpa, reuters, dru

Aktualisiert am 22.10.2020Lesedauer: 5 Min.
RKI-Chef Lothar Wieler: "Die Situation ist insgesamt sehr ernst geworden."Vergrößern des BildesRKI-Chef Lothar Wieler: "Die Situation ist insgesamt sehr ernst geworden." (Quelle: Markus Schreiber/ap)
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Am Donnerstag ist ein neuer bundesweiter Höchstwert bei den Corona-Neuinfektionen erreicht worden. Was bedeutet das jetzt? Am Vormittag informierte RKI-Chef Wieler über die Lage.

In Deutschland sind binnen eines Tages erstmals mehr als 10.000 Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. Angesichts der Lage hat der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, an die Bürgerinnen und Bürger appelliert, unbedingt die Corona-Regeln einzuhalten. Wieler sagte am Donnerstag bei einem Pressebriefing in Berlin, es sei inzwischen möglich, dass sich das Coronavirus regional unkontrolliert ausbreiten könne. Von Ansätzen, in der Bevölkerung Herdenimmunität zu erreichen, riet er entschieden ab.

"Die Situation ist insgesamt sehr ernst geworden", sagte der RKI-Chef. Es müsse davon ausgegangen werden, dass es wieder mehr schwere Fälle und Tote geben werde. Zugleich betonte er: "Derzeit haben wir noch die Chance, die weitere Ausbreitung des Virus zu verlangsamen." Voraussetzung dafür sei aber die konsequente Einhaltung der Hygieneregeln.

Im Vergleich zur ersten Welle der Pandemie im Frühjahr nehme derzeit die Ausbreitung des Virus in privaten Haushalten deutlich zu. Ansteckungen im öffentlichen Nahverkehr oder auch in Hotels seien dagegen eher seltener, erläuterte Wieler. Eine Veranlassung für einen Kurswechsel in Deutschland sehe er nicht. Die Bundesrepublik sei mit ihrer Strategie bislang gut gefahren.

Das viel diskutierte Konzept der Herdenimmunität hält Wieler für gescheitert. Es gebe einfach viel zu viele schwere Krankheitsverläufe, als dass man die Ansteckungen einfach laufen lassen könnte, sagte er. Ein solches Vorgehen hätte verheerende Folgen.

Die wichtigsten Aussagen Wielers in der Pressekonferenz können Sie hier nachlesen:

10.52 Uhr: RKI-Chef Wieler geht davon aus, dass ab dem kommenden Jahr Impfstoffe zugelassen werden. Es gebe vielversprechende Studien. Manche Hersteller produzierten bereits Wirkstoffe in der Hoffnung, dass die Präparate auch zugelassen würden. Aber noch gebe es zu viele Unwägbarkeiten, um eine eindeutige Vorhersage zu machen. So seit etwa nicht auszuschließen, dass die Studien bislang unentdeckte Nebenwirkungen offenbaren.

10.44 Uhr: Droht in Deutschland eine Situation wie in Belgien oder den Niederlanden, wo sich das Virus derzeit noch stärker ausbreitet? Wieler sagt, das könne passieren, müsse aber nicht eintreten. Eine solche Entwicklung sei noch vermeidbar. Der RKI-Chef betont, dass der Gesundheitssektor in Deutschland besser aufgestellt sei.

10.38 Uhr: Wieler hält das Konzept der Herdenimmunität für gescheitert. Das Konzept könne nicht aufgehen, weil es einfach zu viele schwere Krankheitsverläufe gebe. Die Ansteckungen einfach laufen zu lassen, würde verheerende Folgen haben.

10.37 Uhr: Wieler nennt wichtige Stellschrauben, mit denen die Infektionsdynamik gebremst werden könnte: Maskenpflicht in Innenräumen, in denen viele Menschen zusammenkommen; eine Begrenzung der Zahl der Menschen, die in geschlossenen Räumen zusammenkommen; regelmäßiges Lüften.

10.31 Uhr: Wieler äußert sich auch zur Vergleichbarkeit der aktuellen Infektionszahlen mit denen des Frühjahrs. Er warnt vor dem Schluss, die vielen positiven Tests hätten allein damit zu tun, dass jetzt mehr getestet werde. Denn inzwischen steige der Anteil positiver Befunde deutlich über alle Altersgruppen hinweg an, während die Anzahl der Tests aktuell etwa gleich bleibe.

10.24 Uhr: Wieler sieht keinen Grund, die Strategie der Pandemie-Bekämpfung zu ändern, und etwa allein den Schutz vulnerabler Gruppen in den Fokus zu nehmen. Denn mit der aktuellen Strategie sei Deutschland in den vergangenen Monaten sehr gut gefahren. Man könne in unserer demokratischen Gesellschaft auch nicht bestimmte Gruppen über Monate vom gesellschaftlichen Leben ausschließen. Das sei weder umsetzbar noch vertretbar.

10.22 Uhr: Man sehe gerade, dass das Virus auch in den Einrichtungen der Alten- und Krankenpflege langsam wieder einsickere. "Wir können es aber durch unser eigenes Verhalten reduzieren", sagt RKI-Chef Wieler. Auch sei das Personal heute viel besser in der Lage, durch engere Testungen das Eindringen früher zu erkennen.

10.19 Uhr: Es sei deshalb auch plausibel, dass in den öffentlichen Verkehrsmitteln die Gefahr der Ansteckung viel geringer sei, weil die Interaktion dort viel geringer sei.

10.17 Uhr: Wieler betont, dass die Chance der Übertragung dort viel größer ist, wo Menschen gern zusammenkommen, wo man sich intensiv austauscht. Deshalb sei es so wichtig, im privaten Bereich vorsichtig zu sein und Feiern zu vermeiden.

10.13 Uhr: Ziel sei, Infektionfälle auf ein Level zu bringen, mit dem Ärzte, Krankenhäuser und Behörden umgehen könnten, sagt der RKI-Chef. Noch könne man die Lage unter Kontrolle bringen.

10.11 Uhr: Die Ausbreitung des Virus ließe sich aber aufhalten, so Wieler. Deshalb appelliert er: "Bitte nehmen sie die Symptome ernst und nehmen sie die Warnungen aus der Corona-Warn-App ernst."

10.09 Uhr: Ein Großteil der Menschen steckt sich im privaten Umfeld an. Es gebe einen Zusammenhang zu Feiern, sagt Wieler. So würde das Virus in die Familie getragen, wo es aufgrund des engen Kontakts weitergegeben wird.

10.06 Uhr: Überwiegend seien derzeit junge Menschen von Infektionen betroffen. Aktuell würden vor allem leichte Erkrankungen auftreten. Aber der Anteil der über 60-Jährigen steige wieder. Und: Es würden wieder mehr Menschen an Covid-19 sterben. "Wir müssen damit rechnen, dass die Zahl der Toten weiter steigt", sagt Wieler.

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10.03 Uhr: In den letzten sieben Tagen seien dreimal soviel Fälle übermittelt worden wie vor zwei Wochen, erläutert Wieler und weist damit auf das dynamische Infektionsgeschehen in Deutschland hin.

10.02 Uhr: Die Situation ist insgesamt sehr ernst, sagt RKI-Chef Wieler. Das Infektionsgeschehen entwickle sich vielerorts rasant. Allerdings ließe sich das Virus eindämmen, wenn sich die Bürger konsequent an die Regeln hielten.

10.00 Uhr: Die Pressekonferenz beginnt, wie angekündigt pünktlich um 10.

9.51 Uhr: Die PK mit RKI-Chef Wieler ist für 10 Uhr angesetzt. Am Mittwoch hatte das Institut in seinem Lagebericht dringend appelliert, "dass sich die gesamte Bevölkerung für den Infektionsschutz engagiert".

Wie vergleichbar sind die Zahlen?

Die Gesundheitsämter hatten nach Angaben des RKI vom Morgen 11.287 neue Corona-Fälle innerhalb der letzten 24 Stunden gemeldet. Damit sind die Spitzenwerte des Frühjahrs inzwischen deutlich übertroffen. Allerdings betonen Experten, dass die Zahlen nur bedingt vergleichbar sind, weil mittlerweile wesentlich mehr getestet wird als im Frühjahr – und damit auch mehr Infektionen entdeckt werden. Allerdings steige aktuell die Quote positiver Befunde unter den durchgeführten Tests stark an.

Seit Anfang September schwankt die Zahl der Coronatests pro Woche zwischen 1,1 und 1,2 Millionen – mit ganz leicht steigender Tendenz. Die Positivenrate ist in der Zeit jedoch von 0,75 auf 3,63 Prozent gestiegen. Seit zwei Wochen steigt der Probenrückstau erneut an. Einige Labore wiesen auf Lieferschwierigkeiten für Arbeitsmaterialien hin.

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Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach RKI-Angaben mindestens 392.049 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert (Stand: 22.10., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion lag demnach bei 9905. Das waren 30 mehr als am Vortag. Mehr zu den Zahlen des RKI lesen Sie hier.

Zuletzt lagen knapp ein Drittel aller vom RKI erfassten Kreise und Städte über dem Schwellenwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche (Datenstand 21.10.), ab dem vielerorts verschärfte Infektionsschutzmaßnahmen greifen. Bei rund 30 Kreisen und Städten lag der Wert sogar über 100. Deshalb ist nicht auszuschließen, dass regional weitere scharfe Maßnahmen ergriffen werden wie bereits im Berchtesgadener Land. Mehr dazu lesen Sie hier.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP
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