Aktivisten protestieren Umstrittene Atommüll-Castoren im Zwischenlager eingetroffen

Erstmals seit Jahren gibt es wieder einen größeren Rücktransport von Atommüll nach Deutschland. Heute ist der Zug im Lager des stillgelegten Kernkraftwerks Biblis eingetroffen. Gegner protestierten.
Der Castor-Transport mit deutschem Atommüll aus der britischen Atomanlage Sellafield ist in Biblis (Kreis Bergstraße) eingetroffen. Der Zug erreichte am Mittwochmorgen gegen 8 Uhr den Bahnhof Biblis. Etwa zwei Dutzend Aktivisten demonstrierten im Umfeld des Bahnhofs. Der 600 Meter lange Zug mit sechs Castoren ist seit 00.50 Uhr in Hessen unterwegs.
Auf der Strecke hatte es nach Polizeiangaben weder in Hessen noch in Niedersachsen Störungen gegeben. Der Zug hatte am Dienstagabend den niedersächsischen Hafen Nordenham verlassen. Entlang der möglichen Strecken waren Proteste angekündigt. Die Castor-Transporte waren auch in der Vergangenheit oft von großen Protesten mit Blockaden der Gleise begleitet gewesen.
Proteste verliefen friedlich
Die Bundespolizei sicherte deshalb nach eigenen Angaben mehrere Bahnstrecken in Niedersachsen und Hessen, aber auch in Bremen und Nordrhein-Westfalen. Die Route führte dann aber doch ohne einen Umweg über Nordrhein-Westfalen in den Süden.
Die Protestaktionen verliefen laut Polizei friedlich. "Es gab keine Störungen während der Schiffsankunft, der Verladephase und während des Transportes", teilte die Polizei in Oldenburg mit. Lediglich drei Verstöße gegen die Corona Regeln wurden festgestellt, weil kein Mund-Nasen-Schutz getragen wurde. Außerdem hatten Unbekannte im Bereich Nordenham unerlaubt eine Drohne steigen lassen.
Umweltschützer kritisieren Mängel am Zwischenlager
An dem Transport des gefährlichen Materials gibt es viel Kritik. Umweltschützer sehen Mängel am Zwischenlager Biblis und Sicherheitsdefizite bei den Castor-Behältern. Die für die Lagerung des hoch radioaktiven Atommülls zuständige Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) weist diese Bedenken zurück.Das Bündnis "Castor stoppen" kündete Kundgebungen in Biblis unter Einhaltung der Corona-Regeln an. Unabhängig vom Fahrplan des Zuges sollte es am Nachmittag eine Demonstration geben.
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Für Deutschland ist es der erste große Rücktransport von Atommüll in Castoren seit neun Jahren. Nach Angaben der Bundesregierung muss Deutschland aufgrund internationaler Verpflichtungen seinen im Ausland aufbereiteten Atommüll zurücknehmen – aus Sellafield wie aus der französischen Anlage La Hague.
Kritik an dem Transport hatte es auch angesichts der Corona-Epidemie und einer möglichen Gefährdung der eingesetzten Polizeibeamten gegeben. Die Polizei verwies auf ein umfassendes Hygienekonzept, die Gesundheit aller Beteiligten genieße höchste Priorität.
- Nachrichtenagentur dpa