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Markus Lanz: US-Chaos und Corona-Krise – "Hass wird belohnt"


"Lanz"-Talk zum US-Chaos
"Hass wird belohnt"

Eine TV-Kritik von Carsten Drees

Aktualisiert am 13.01.2021Lesedauer: 3 Min.
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Anhänger vom US-Präsidenten stürmen das Capitol in Washington: Elmar Theveßen: "Die glauben das absolut Gute zu tun!"Vergrößern des Bildes
Anhänger vom US-Präsidenten stürmen das Capitol in Washington: Elmar Theveßen: "Die glauben das absolut Gute zu tun!" (Quelle: Leah Millis/Reuters-bilder)

Chaos in den USA, Corona in Deutschland: In seiner TV-Show wollte Markus Lanz den ganz großen Bogen spannen. Seine Gäste fanden erstaunliche Parallelen.

Zwei Themen dominierten – wieder einmal – die Lanz-Sendung vom 12. Januar: Corona und Trump. Die sehr ausgewogene Runde beschäftigte sich lange mit der nach wie vor schwierigen Lage in Washington, bevor die Pandemie-Lage in Deutschland analysiert wurde. Die verbindende Klammer zwischen den Themen waren die Menschen, die sich beharrlich Fakten verschließen.

Fast schon obligatorisch war eingangs die Schalte nach Washington, wo Journalist und Autor Elmar Theveßen mit neuen Informationen zu Trump und dem angedachten, neuerlichen Impeachment-Verfahren aufwarten konnte. Es gab noch einmal schlimme Bilder vom Capitol Hill letzten Mittwoch zu sehen, darunter eine junge Frau, die von einer Revolution sprach.

Lanz quittierte ihre Aussage lachend mit der Feststellung, dass die Amerikaner jetzt auch "ihre Jana aus Kassel haben". Tatsächlich hat Lanz da auch einen Punkt, was deutlich wird, wenn Elmar Theveßen erklärt: "Die glauben, das absolut Gute zu tun!"

Genau an diesem Punkt wird die Schnittmenge zwischen Trump-Anhängern und Corona-Leugnern/-Verharmlosern erkennbar, denn die Menschen befinden sich jeweils in Filterblasen, in denen die tatsächlichen Fakten längst keine Rolle mehr spielen. Das bestätigt auch Journalist Klaus Brinkbäumer. Der ehemalige "Spiegel"-Chefredakteur wird mit dem Satz zitiert: "Die Amerikaner sind mittlerweile nicht mehr in der Lage, sich auf eine Wirklichkeit zu verständigen, es gibt mindestens zwei!"

Twitter-Kritik: "Hass wird belohnt"

In der Folge kreisen sowohl Markus Lanz und Elmar Theveßen als auch Klaus Brinkbäumer sowie der ebenfalls in der Runde anwesende Julius van de Laar, einst Berater im Wahlkampfteam von Barack Obama, das Dilemma der USA ziemlich präzise ein: Unternehmen wie Twitter und Facebook profitieren davon, dass Fake-News und Hassrede sich wie Lauffeuer verbreiten, können dafür in den USA aber nicht belangt werden. "Hass wird belohnt", stellt auch Journalist Brinkbäumer fest und liegt damit richtig: Negative Meldungen erhalten schlichtweg mehr Likes und werden öfter geteilt.

Trump hat sich das jahrelang zunutze gemacht, um mehr als 80 Millionen Menschen allein bei Twitter zu erreichen, aber Julius van de Laar lenkt den Fokus auch auf die klassischen Medien: "Das Interessante ist aber, er [Trump] twittert – und was passiert...?"

"...wir berichten darüber", führt Lanz den Gedanken zu Ende.

Auch klassische Medien schuld an Spaltung

Van de Laar verweist auf eine Studie, nach der 70 Prozent der Demokraten den klassischen Medien vertrauen – aber nur zehn Prozent der Republikaner. "So wird ein Schuh draus", sagt der ehemalige Obama-Wahlkampfhelfer mit Blick auf die Zuspitzung der Ereignisse letzten Mittwoch, worauf Lanz konsterniert erkennt: "Das ist Wilder Westen!"

In der Diskussion wird recht deutlich herausgearbeitet, dass wir es in den USA mit einer Gemengelage zu tun haben, die nicht nur aus Trump und seinen Tweets besteht. Die Macht einzelner Politiker spielt ebenso eine Rolle wie die Macht der sozialen Medien, aber auch das Versagen der klassischen Medien. In der Runde wird man sich einig, dass Unternehmen wie Twitter viel stärker in die Verantwortung genommen werden müssen.

Damit wechselt Lanz von den USA nach Deutschland, bleibt aber im Thema, denn wir sehen Sachsens Ministerpräsidenten Kretschmer, der sich in einem Einspieler vor seiner eigenen Haustür mit Reichsbürgern und Corona-Leugnern auseinandersetzen muss. Auch hier sehen wir wieder Menschen, die für Fakten nicht empfänglich sind und in ihrer eigenen Wirklichkeit leben.

"Es sind Tatsachen, die keiner wegdiskutieren kann"

An dieser Stelle holt Lanz auch die anderen Gäste in die Runde: Die Virologin Helga Rübsamen-Schaeff und die Landärztin und Bloggerin Ulrike Koock. Auch hier herrscht wieder das Unverständnis über Menschen, die erwiesene Fakten leugnen und die Virologin hält fest, dass Corona und die dadurch sterbenden Menschen "Tatsachen sind, die keiner wegdiskutieren kann".

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Anschließend pflügt Lanz mithilfe der Professorin und der Ärztin noch durch alle aktuellen Corona-relevanten Themen von der geringen Impfbereitschaft unter Pflegern über Impfpflicht und FFP2-Maskenpflicht, aber das übergeordnete Thema dieser und sicher noch vieler folgenden Sendungen ist die Kommunikation in den sozialen Medien und was daraus resultiert.

Da passt es dann auch ziemlich perfekt ins Gesamtbild, wenn Frau Rübsamen-Schaeff über die Pandemie wenig optimistisch sagt: "Ich kann keinem versprechen, dass wir in drei Monaten da raus sind" – denn gerade, wenn ein nicht kleiner Teil der Bevölkerung glaubt, dass einem nicht die Wahrheit erzählt wird, braucht es Menschen, die auch unbequeme Wahrheiten aussprechen.

Verwendete Quellen
  • TV-Sendung von Markus Lanz am 12.01.2021
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