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Corona-Ausbruch | Impfen ab zwölf Jahren: Spahn verteidigt Entscheidung


Impfen ab zwölf Jahren
Spahn wehrt sich gegen Vorwürfe von Hausärzten

Von reuters, dpa
Aktualisiert am 03.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Gesundheitsminister Jens Spahn: "Wer will, kann sich impfen lassen – keiner muss."Vergrößern des BildesGesundheitsminister Jens Spahn: "Wer will, kann sich impfen lassen – keiner muss." (Quelle: Jürgen Heinrich/imago-images-bilder)

Die Entscheidung der Gesundheitsminister, Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren ein Impfangebot zu machen, stößt auf Kritik. Gesundheitsminister Spahn kann das nicht nachvollziehen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Pläne von Bund und Ländern verteidigt, nun auch in Impfzentren flächendeckend Impfungen für Zwölf- bis 17-Jährige anzubieten, wie es in Arztpraxen schon möglich ist. Es gehe um ein leichter verfügbares Angebot, weil genügend Impfstoff da sei, sich zu schützen, sagte Spahn im rbb-Inforadio. "Wer will, kann sich impfen lassen – keiner muss."

Ärztevertreter protestieren aber gegen die Beschlüsse. Der Vorsitzende des Hausärzteverbands, Ulrich Weigeldt, warnte vor Verunsicherung. "Warum eine Empfehlung der Stiko dazu zunächst nicht abgewartet werden kann, die sich auf Basis von fundierten Studien zeitnah äußern will, ist mir schleierhaft", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank-Ulrich Montgomery, sagte bei RTL/ntv: "Was die Politik jetzt macht, ist Wahlkampfgetöse." So sei eine unabhängige, herausragend arbeitende Kommission in Nöte gebracht worden.

Spahn: Kein Druck beim Impfen

Spahn verteidigte die geplanten zusätzlichen Impfgelegenheiten. "Es geht ausdrücklich nicht darum, Druck zu machen, den machen wir auch nicht." Wenn Eltern und Kinder sagten, dass sie noch auf mehr Daten warten wollten, sei das auch okay und kein Problem. Er wandte sich dagegen, einen Gegensatz zu konstruieren: Der Beschluss von Bund und Länder sei "durchaus im Einklang mit der Stiko". Es seien auch schon mehr als 900.000 Kinder zwischen zwölf und 17 Jahren mindestens einmal geimpft worden, dies entspreche etwa 20 Prozent in der Altersgruppe.

Spahn sagte, er könne sich nur wünschen, dass möglichst viele Familien sich dies nun überlegten. Angesichts der ansteckenderen Delta-Virusvariante gelte generell: "Entweder man wird infiziert ohne Impfschutz, oder man hat den Impfschutz."

Stiko bleibt bei Position

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, bleibt dagegen bei seiner Position. Eine Impfung von Kinder- und Jugendlichen trage zur Herdenimmunität nicht bei. Der Virologe verteidigte die Position der Stiko, Impfungen für Zwölf- bis 17-Jährige nicht generell zu empfehlen, sondern nur bei bestimmten Vorerkrankungen wie Diabetes oder Adipositas. Diese bringen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf mit sich.

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Dass in anderen Ländern aufgrund derselben Daten aus internationalen Studien andere Entscheidungen gefallen seien, verwundere nicht, so Mertens. Die Auswertung der Daten und die Schlussfolgerungen seien immer mit den jeweiligen Voraussetzungen verbunden. Dass etwa in den USA so viele Jugendliche geimpft seien, sei Folge höherer Anteile an Mangelernährung, Übergewicht und Diabetes in dieser Altersgruppe.

Stiko: Mehr Impfungen für Ältere

Statt den Fokus auf Kinder zu legen, schlägt Thomas Mertens eine andere Strategie vor. Er ruft die 18- bis 59-Jährigen auf, sich gegen Corona impfen zu lassen. Sie seien bei den Geimpften unterrepräsentiert, sagte er in einer Online-Veranstaltung mit der CDU-Bundestagsabgeordneten Ronja Kemmer am Montagabend in Ulm.

"Über 75 Prozent in dieser Altersgruppe wäre toll." Dann lasse sich auch eine vierte Welle abflachen. Der Gemeinschaftssinn sei dabei gefragt, denn Ungeimpfte könnten andere anstecken, die dann wiederum schwer an dem Virus erkranken könnten.

Lauterbach: Keine Herdenimmunität in Schulen

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnt nach dem Beschluss der Gesundheitsminister zum Impfangebot von Kindern ab zwölf Jahren vor verfrühtem Optimismus. "Es wird keine Herdenimmunität in den Schulen geben. Dafür ist die Impfbereitschaft dann doch zu gering", sagt Lauterbach dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Schätzungen zufolge würden sich nur 60 Prozent der Jugendlichen impfen lassen. Aber er könne sich vorstellen, wenn in einigen Klassen das Coronavirus ausbricht und nicht geimpfte Kinder in Quarantäne müssen, dass sich einige Jugendliche letztendlich doch impfen lassen. "Wenn jetzt schnell viele Jugendliche geimpft werden, können wir große Quarantänefälle vermeiden".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
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