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Mikronation "Slowjamastan": Crocs verboten – die kuriosen Gesetze des Landes


Crocs verboten
Die kuriosen Gesetze der Mikronation "Slowjamastan"


Aktualisiert am 25.09.2024Lesedauer: 3 Min.
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Der Sultan von "Slowjamastan" heißt eigentlich Randy Williams und ist Radio-DJ. (Quelle: IMAGO/Brian Cahn / ZUMA Wire/imago-images-bilder)

Mitten in der kalifornischen Wüste gründete ein Radio-DJ 2021 eine neue Nation. Tausende Menschen haben sich mittlerweile als Bürger registriert – trotz skurriler Gesetze.

Keine Crocs, keine Leute, die ihre Füße im Auto hochlegen, kein Mumble Rap und kein Abbeißen vom Fadenkäse: Das sind die wohl wichtigsten Gesetze von "Slowjamastan", einer Mikronation mitten in der kalifornischen Wüste. Entstanden sind sie aus alltäglichen Ärgernissen ihres Gründers, die hier um jeden Preis vermieden werden sollen.

In "Slowjamastan" geht es darum, dem Alltag zu entkommen, wie der Gründer der Mikronation, Randy Williams, in einem Gespräch mit der britischen Tageszeitung "The Guardian" erklärte. Gesellschaftliche Spaltung oder politische Diskussionen soll es in seinem Land nicht geben. Dabei ist die Frage, die allein durch die Existenz "Slowjamastans" aufgeworfen wird, hochpolitisch: Was ist eigentlich ein Staat?

Vom Radio-DJ zum Sultan

Als eine Diktatur und "gelegentliche Demokratie" beschrieb Randy Williams die Herrschaftsform seines Landes in einem Interview mit dem US-Lokalsender WPRI-12. Der als Sultan agierende Radio-DJ hat 2021 das Land "Slowjamastan" gegründet. 19.000 US-Dollar hat er für das 0,045 Quadratkilometer große heutige Staatsgebiet bezahlt und direkt die Unabhängigkeit von den USA erklärt.

Erklärung der Unabhängigkeit

Unter Völkerrechtlern ist die Loslösung einzelner Landesteile aus einem bestehenden Staat (Sezession) umstritten. Einige sehen bei einem solchen Vorhaben die territoriale Integrität des ursprünglichen Staates verletzt. Andere argumentieren mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker. Besonders die Definition des Wortes "Volk" ist in diesem Zusammenhang ein Streitpunkt. Da ein Volk allerdings immer eine Gruppe ist, war die Erklärung der Unabhängigkeit im Fall von "Slowjamastan" nicht legitim. Denn zu diesem Zeitpunkt war nur Randy Williams Bewohner des Gebiets.

Der Name des Landes basiert auf seiner Lieblingsmusikrichtung: Slowjam, einer Mischung aus R'n'B, Soul und Jazz. Eben dieses Musikgenre legt der Mittvierziger auch seit 1994 in seiner Radiosendung auf. Diese wird weltweit von mehr als 200 Radiosendern übertragen. Große internationale Bekanntheit erhielt der unter dem Künstlernamen R Dub! aktive DJ allerdings erst mit der Gründung von "Slowjamastan" im Dezember 2021.

Alle anderen Länder bereits besucht

Auf der offiziellen Website der Mikronation sollen sich mittlerweile mehr als 15.000 Menschen als Bürger "Slowjamastans" registriert haben. Auch ein eigenes Parlament soll es geben. Dabei lebt auf dem eigentlichen Staatsgebiet niemand. Es besteht lediglich aus Sand und Steinen sowie einer Schranke mit Grenzposten. Denn um das Gebiet zu betreten, braucht es ein Visum. Der Posten ist allerdings nur besetzt, wenn auch Veranstaltungen auf dem vermeintlichen Staatsgebiet stattfinden.

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Randy Williams kam die Idee, eine eigene Mikronation zu gründen, nachdem er zuvor alle 193 Länder der Welt bereist hatte. Wie auch andere Gründer von Mikronationen bezieht sich der Radio-DJ bei der Legitimierung seines Landes auf ein vermeintliches Schlupfloch im internationalen Recht Nord- und Südamerikas. Dieses soll in der "Konvention von Montevideo über Rechte und Pflichten der Staaten" zu finden sein.

Schlupfloch in Nord- und Südamerika?

Der Vertrag wurde 1933 von 20 Staaten Nord- und Südamerikas in der Hauptstadt von Uruguay unterschrieben. Der erste Artikel des Vertrags enthält eine Definition des Begriffs "Staat":


Quotation Mark

"Der Staat als Subjekt des internationalen Rechts sollte folgende Eigenschaften besitzen: (a) eine ständige Bevölkerung; (b) ein definiertes Staatsgebiet; (c) eine Regierung; und (d) die Fähigkeit, in Beziehung mit anderen Staaten zu treten"


Artikel 1 der Konvention von Montevideo über Rechte und Pflichten der Staaten


In Artikel drei der Konvention heißt es darüber hinaus: "Die politische Existenz des Staates ist unabhängig von der Anerkennung durch andere Staaten." Auf dieser Grundlage sehen einige Gründer von Mikronationen in Nord- und Südamerika ihren Staat als legitimiert an. In der internationalen Politik ist die Anerkennung eines Staates allerdings deutlich komplexer.

Wann ist ein Staat ein Staat?

In der deutschen Völkerrechtslehre wird für die Definition eines Staates die Drei-Elemente-Lehre von Georg Jellinek herangezogen. Der Österreicher arbeitete drei Merkmale eines Staates heraus. Demnach besitzt ein Staat ein Staatsgebiet, ein Staatsvolk und eine Staatsgewalt. Doch neben den Merkmalen ist noch ein weiterer Punkt in der Staatenbildung, besonders in anderen Ländern, von großer Bedeutung: die Anerkennung durch andere Staaten.

Und genau um diese bemüht sich Randy Williams regelmäßig. Auf Instagram postet der selbsternannte Sultan immer wieder Bilder von Treffen mit Vertretern verschiedener Länder, wie dem Botschafter Syriens in Kuba. Solche Treffen werden dann stets entsprechend staatsmännisch inszeniert. Ein Händeschütteln zwischen Landesflaggen – wie bei echten Diplomaten.

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Vieles ist dabei mit einem Augenzwinkern zu betrachten. Ohnehin scheint Randy Williams ein anderer Kampf viel wichtiger zu sein.

Gegen Crocs, für Waschbären

Die auch hierzulande beliebten Plastikgartenschuhe von der Firma Crocs scheinen dem DJ ein besonderer Dorn im Auge zu sein. Gegen das lose Schuhwerk protestieren der Sultan und seine Anhänger regelmäßig. Doch die Bürger von "Slowjamastan" sind nicht nur gegen Ärgernisse des Alltags.

Sie verbindet eine besondere Liebe zu Waschbären. Das Nationaltier von "Slowjamastan" ist daher auch der "bescheidene Waschbär". Gemeinsam mit diesem verfolgt der Sultan große Pläne. Neben der Anerkennung des Staates will Randy Williams eine Art Freizeitpark auf dem Gelände der "Republik Slowjamastan" errichten.

Verwendete Quellen
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