"Sind keine Bananenrepublik" Anwalt lässt Prozess platzen – Richter schäumt vor Wut

Einem vorbestraften Einbrecher soll in Mainz der Prozess gemacht werden. Doch kurz vor der Urteilsverkündung passiert etwas Ungewöhnliches – mit weitreichenden Konsequenzen.
Kurioses Ende eines Gerichtsprozesses in Mainz: Die Verhandlung am Montag war praktisch abgeschlossen, es ging um mehrere Einbrüche in ein Wohnhaus und Büroräume. Die Staatsanwaltschaft forderte für den mehrfach vorbestraften Mann drei Jahre Gefängnis. Der Richter wollte gerade das Urteil verkünden – da platzte der Prozess.
Wie zuerst die "Allgemeine Zeitung" und daraufhin der SWR berichteten, stand der Anwalt des Angeklagten plötzlich auf und verließ aufgebracht den Gerichtssaal. Die Urteilsverkündung konnte damit nicht abgeschlossen werden. "Bei einem Prozess, bei dem eine Strafe von mehr als zwei Jahren erwartet wird, darf kein Akt ohne den Anwalt des Angeklagten stattfinden", erklärte ein Gerichtssprecher dem SWR.
Anwalt fürchtet Wohnung ohne fließendes Wasser
Der Grund für die plötzliche Flucht des Anwalts war kurios: Er habe einen Handwerkertermin, sagte er laut "Allgemeiner Zeitung". Wenn er den Termin nicht wahrnehme, habe er kein fließendes Wasser zu Hause. Dann verschwand er.
Der Richter schäumte dem Bericht zufolge vor Wut: "Wir sind keine Bananenrepublik. Das ist absolut unprofessionell", sagte er laut dem Bericht. So etwas habe er in seinem ganzen Berufsleben noch nie erlebt. Er musste einen neuen Termin für die Urteilsverkündung ansetzen: den 23. Juli. Sollte der Anwalt dann wieder nicht bis zum Ende anwesend sein, droht der Prozess sogar komplett neu aufgerollt zu werden.
Das Gericht beschwerte sich im Nachhinein bei der Anwaltskammer über den Anwalt. So ein Verhalten sei "untypisch", wie die Kammer dem SWR schilderte. Doch ob es berufsrechtliche Konsequenzen für den Verteidiger geben könnte, beantwortete die Kammer nicht.