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Dialekte sterben aus: So stehen Deutsche zum Verlust der Mundarten


Trend zur Einheitssprache
"Dialekte müssen bewahrt werden"

Von t-online, Mth

Aktualisiert am 10.11.2024Lesedauer: 3 Min.
"#MOIN" in Bremen: Dialekte streben aus.Vergrößern des Bildes
#MOIN in Bremen: Dialekte streben aus. (Quelle: IMAGO / Eckhard Stengel)

Die Deutschen sprechen immer dialektfreier. Eine Entwicklung, die viele bedauern. Doch nicht jeder hängt an den regionalen Mundarten.

Ob Kölsch, Bairisch, Fränkisch, Berlinerisch, Hessisch oder Platt: In Deutschland werden zahlreiche Dialekte gesprochen. Während Sächsisch am unbeliebtesten ist, wird die Sprache der aus Hamburg kommenden Menschen am liebsten gehört.

Doch einer deutschlandweiten Studie zufolge sprechen immer weniger Deutsche Dialekt, unter ihnen besonders Jüngere. "Dialekte sterben aus und verändern sich in Richtung Standardsprache", sagt Sprachwissenschaftler Professor Alexander Werth im t-online-Interview. Viele Leser macht das traurig, einige andere befürworten den Trend.

"Ein Dialekt ist die Seele der Gegend"

Benedikt Waibel, der Münchnerisch und das Augsburgische Schwäbisch sprechen kann, schreibt: "Ich finde jeden Dialekt schön. Er ist individuell und die Seele der jeweiligen Gegend. Besonders die heutige, globale Gesellschaft, in der die Menschen durch ihre verschiedenen Kulturen und Sprachen so bunt sind, wäre durch den Fortbestand von Dialekten noch bunter und interessanter."

"Es schadet niemandem, seinen Dialekt aufrechtzuerhalten", meint Anita Gembries. "Es wäre sehr schade, wenn zum Beispiel das schöne Bairisch nicht mehr gesprochen werden würde. Bei uns wird es gepflegt und bewahrt – und ich hoffe, das bleibt so."

Hermann Hess hingegen befürwortet die aktuelle Entwicklung hin zu mehr Hochdeutsch: "Was soll gut daran sein, wenn man Dialekt spricht und nur von einer kleinen Gruppe verstanden wird, die diesen Dialekt ebenfalls spricht? Man schließt sich selbst von vielen Menschen aus, die keinen oder einen anderen Dialekt sprechen."

"Ich freue mich, wenn ich irgendwo hinkomme und den dortigen Dialekt höre", gesteht Hans-Ulrich Neumann. "Das meiste ist gut verständlich. Nur bei Kölsch steige ich aus. So einen richtigen Berliner mit Kodderschnauze zu hören, ist gemütlich. Schwäbisch führt bei mir zu einem Gefühl, einen kompetenten Menschen vor mir zu haben. Ein Sachse spricht mit viel Herz und der Bayer mit einer gewissen liebenswerten Überheblichkeit."

"Nur die Hochsprache verbindet uns"

Gundula Wessel mailt: "Es mag ein Verlust sein, wenn Dialekte aussterben, aber nur die Hochsprache verbindet uns letztlich. Dialekte mögen eine regionale Identität stiften oder erhalten, aber wir brauchen unsere gemeinsame Identität noch viel mehr. Die drückt sich insbesondere durch eine gemeinsame Sprache aus. Ich habe die Befürchtung, dass eine Ausweitung von Dialekten zu weiterer Spaltung als zu mehr Zusammenhalt führen würde."

"Meine Altersgruppe der über 60-Jährigen spricht noch viel Dialekt", stellt Rolf Reinert fest, der mit Alemanisch aufgewachsen ist und Hochdeutsch als seine erste Fremdsprache begreift. "Ich kenne einige Kinder, die nur Hochdeutsch sprechen, obwohl beide Elternteile Dialekt haben", beobachtet der t-online-Leser mit Bedauern.

"Der Verlust der Dialekte ist ein sehr herber Verlust nationaler Kultur. Es schmerzt mich sehr, das miterleben zu müssen. Um es aufzuhalten, müsste schon in den Elternhäusern und Kindergärten wieder viel mehr Wert auf das Sprechen von Dialekten gelegt werden. Das müsste von klein auf gefördert werden."

"Dialekte müssen bewahrt werden"

Norbert Rohr ist anderer Meinung: "Dieser Hype um lächerliche Dialekte ist mir schleierhaft. Es gibt nur eine sinnvolle Sprache in Deutschland, und das ist einzig und allein Hochdeutsch. Alle Dialekte gehören aus dem öffentlichen Leben verbannt, das gilt für alle Bundesländer gleichermaßen. In ihrem Zuhause können die Ewiggestrigen ja reden, was sie wollen. Aber es ist doch geradezu ein schlechter Witz, wenn man in eine andere Gegend fährt und dann kein Wort versteht."

"Dialekte müssen bewahrt werden, sonst würde unserer Sprache die Wurzel abgeschlagen", äußert Claudia Miethke. "Viele alte Ausdrücke haben in Dialekten überlebt. Märchen, Gedichte, Lieder: Es wäre elend schade, verstünde sie keiner mehr. Regionale Küche schmeckt auch viel besser als standardisierter Einheitsfraß."

Verwendete Quellen
  • Zuschriften von t-online-Lesern
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