"Westliche Verschwörung" Taliban verbieten offenbar Verhütungsmittel
Seit ihrer Machtübernahme im August 2021 schränken die Taliban Frauen in ihrem Alltag immer drastischer ein. Nun verbieten sie offenbar Verhütungsmittel.
Taliban-Kämpfer haben offenbar den Verkauf von Verhütungsmitteln in zwei der größten Städte Afghanistans gestoppt und behaupten, ihre Verwendung sei eine westliche Verschwörung zur Kontrolle der muslimischen Bevölkerung. Das berichtet der britische "Guardian".
Demnach seien Taliban-Vertreter von Tür zu Tür gegangen, hätten Hebammen bedroht und Apotheken angewiesen, ihre Regale von allen Verhütungsmitteln und -geräten zu räumen. Die Zeitung zitiert einen Ladenbesitzer aus einer der Städte mit den Worten: "Sie kamen zweimal mit Gewehren in meinen Laden und drohten mir, keine Verhütungspillen zu verkaufen. Sie kontrollieren regelmäßig jede Apotheke in Kabul, und wir haben den Verkauf der Produkte eingestellt."
Hebamme bedroht, Apotheker Verkaufsverbot erteilt
Eine Hebamme sagte dem "Guardian", sie sei mehrmals bedroht worden. Ein Taliban-Kommandant habe ihr gesagt: "Du darfst nicht (...) das westliche Konzept der Bevölkerungskontrolle propagieren." Andere Apotheker in Kabul und Masar-i-Sharif bestätigten, dass sie angewiesen wurden, keine Medikamente zur Geburtenkontrolle zu führen.
Das Gesundheitsministerium der Taliban in Kabul hat dem "Guardian" zufolge bislang keine offizielle Erklärung zu diesem Thema abgegeben. Taliban-Kämpfer, die in den Straßen von Kabul patrouillieren, sagten laut der Zeitung, dass Verhütungsmittel und Familienplanung "westliche Agenda" seien.
Die Taliban haben seit ihrer Machtübernahme im August 2021 die Rechte von Frauen im Land immer weiter eingeschränkt. Sie haben die Hochschulbildung für Mädchen abgeschafft, die Universitäten für junge Frauen geschlossen, Frauen aus ihren Berufen gedrängt und ihre Möglichkeiten, ihre Häuser zu verlassen, deutlich reduziert.
- theguardian.com: "Taliban bans contraception calling use a ‘western conspiracy’" (englisch)