Dürre in Kenia Millionen Menschen leiden unter Wassermangel
Ahmed Hassan läuft der Schweiß über das Gesicht. Tagelang hat er am ausgetrockneten Wasserloch gegraben, zusammen mit seinem Sohn Mohammed und seinem jüngeren Bruder Yussuf. Ein kleiner, lehmbrauner Tümpel ist nun die Belohnung der Schufterei für die drei somalischstämmigen Nomaden in der Halbwüste im Nordosten Kenias, nahe der somalischen Grenze. Ihre Ziegen, Schafe und Esel haben Wasser - wenigstens für ein paar Wochen. Und es gibt im Umkreis des ausgetrockneten Wasserlochs noch einige halbverdorrte Büsche, die den Tieren das Überleben sichern.
Die Nomaden-Familie hofft, dass sie so durchhalten können bis zur Regenzeit, die Mitte September beginnen soll. Doch wie überall im besonders stark von der Dürre betroffenen Norden überwiegt die Skepsis. "Wir hatten schon seit drei Jahren keinen richtigen Regen", klagt Ahmed Issak, einer der Stammesältesten in Dertu, einer Streusiedlung etwa 100 Kilometer von Garissa, der nächstgelegenen Stadt, entfernt. Im regenarmen Norden sind die Menschen an Dürre gewohnt, aber so schlimm war es schon lange nicht mehr.
Nahrungsmittelpreise steigen
Doch nicht nur im Norden des ostafrikanischen Landes leiden Mensch und Tier unter der Dürre. Die große Regenzeit in diesem Frühjahr fiel schlecht aus - zum wiederholten Mal. Wie schon in den Vorjahren ist mit einer schlechten Ernte zu rechnen, und während die Erträge schlecht ausfallen, steigen die Preise für die knappen Lebensmittel. Teilweise müssen die Kenianer doppelt so viel wie üblich für das Grundnahrungsmittel Mais zahlen.
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Erste Menschen bereits verhungert
Die kenianische Regierung hat den Lebensmittelnotstand ausgerufen und schätzt, dass bis zu zehn Millionen Kenianer auf Hilfe angewiesen sind. Nach UN-Schätzungen sind eine Million Menschen akut von Hunger bedroht. Es gibt erste Berichte über Hungertote - auch in Regionen wie dem eigentlich fruchtbaren Westen. Die Regierung will Grundnahrungsmittel in den besonders von Hunger betroffenen Gebieten verteilen. Doch während geschätzt wird, dass mindestens neun Millionen Säcke Mais notwendig wären, damit die Bevölkerung bis zur nächsten Ernte durchhält, lagern in den Vorratskammern der Regierung nur 2,5 Millionen Säcke.
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Wasser in Städten rationiert
Auch der Grundwasserspiegel ist teilweise dramatisch gesunken. In den Großstädten Nairobi und Mombasa wird das Wasser rationiert, oft kommt nur ein dünnes Rinnsal aus der Leitung. Selbst diejenigen, die aus einer eigenen Pumpe Grundwasser pumpen, klagen über zunehmenden Wassermangel. Massai-Hirten treiben ihre Herden durch die Vororte von Nairobi, damit sie in den Straßengräben weiden. Die Rinder sind in einem miserablen Zustand, Rippen und Hüftknochen stehen hervor.
Viehreichtum als Fluch
Viehzüchter Ahmed Hassan teilt die Sorgen der Massai. Für die Nomaden sind große Herden ein Statussymbol, das Zeichen ihres Wohlstands. Doch in Dürrezeiten wird der Viehreichtum zum Fluch. An einen Verkauf der abgemagerten Tiere ist derzeit nicht zu denken. Während er einen neuen Eimer Wasser aus dem selbst gegrabenen Loch zieht, blickt er verzweifelt zum Himmel. "Wir beten für Regen", sagt er. "Wenn der Regen wieder ausbleibt, sind wir verloren."
Quelle: dpa