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Hochwasser Simbach: Fünftes Todesopfer in Niederbayern geborgen


Niederbayern stark betroffen
Fünftes Todesopfer nach Flutkatastrophe geborgen

Von afp, dpa
Aktualisiert am 02.06.2016Lesedauer: 4 Min.
Die Luftaufnahme zeigt das Ausmaß der Flutkatastrophe in Simbach am Inn.Vergrößern des BildesDie Luftaufnahme zeigt das Ausmaß der Flutkatastrophe in Simbach am Inn. (Quelle: dpa-bilder)
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Bei den

Im Ortsbereich Simbach am Inn werde weiter mit Hochdruck nach Vermissten gesucht, sagte ein Polizeisprecher. Es sei "Schlimmeres zu befürchten". Bei den Vermissten handelt es sich um einen 65 Jahre alten Mann sowie um ein Ehepaar. Taucher hatten in den überfluteten Räumen ihrer Häuser nach ihnen gesucht, mussten aber ihren Einsatz wegen der starken Strömung des Wassers zwischendurch abbrechen.

Oma, Mutter, Tochter tot

Bereits am Mittwoch hatten Taucher in einem Haus in Simbach drei Leichen entdeckt. Nach Angaben des Polizeisprechers handelte es sich um drei Mitglieder einer Familie - eine 56-jährige Frau und deren 28-jährige Tochter sowie die 78-jährige Großmutter.

Bei der in Julbach, das ebenfalls im Landkreis Rottal-Inn liegt, aus einem Bach geborgenen Toten handelt es sich demnach um eine 80-jährige Frau. Sie sei offenbar weggeschwemmt worden, als ihr Haus einstürzte.

Nach Auskunft des Sprechers gibt es bis zu 50 Fälle, in denen sich Menschen um Angehörige oder Freunde sorgen, weil sie diese bislang nicht erreichen konnten. Hier sei es gut möglich, dass die Vermissten einfach telefonisch nicht erreichbar seien, etwa weil das Handynetz zusammengebrochen ist oder der Akku des Mobiltelefons leer sei.

Katastrophenalarm über mehrere Tage

Die Situation im Hochwassergebiet ist weiter ernst. "Es ist ein Schreckensbild", sagte der Landrat des Kreises Rottal-Inn, Michael Fahmüller (CSU). Er appellierte an die Anwohner und ehrenamtlichen Helfer, das Gebiet derzeit nicht aufzusuchen. "Viele Straßen sind weggeschwemmt und Brücken zerstört. Das ist hochgefährlich."

Nach stundenlangem Dauerregen hatte der Landrat Katastrophenalarm ausgelöst. Dieser werde auch noch einige Tage aufrechterhalten bleiben, betonte Fahmüller. Die überschwemmte Fläche sei doppelt so groß wie der Chiemsee. Insgesamt seien seit Mittwoch rund 2000 Hilfskräfte im Einsatz.

1500 Euro Soforthilfe

Unterdessen hat Landesfinanzminister Markus Söder (CSU) eine Soforthilfe für die Opfer angekündigt. "Ähnlich wie beim Hochwasser 2013 werden wir 1500 Euro zur Verfügung stellen - und zwar schon ab morgen", sagte Söder nach einem Überflug über die Hochwassergebiete im Landkreis Rottal-Inn. Der Minister zeigte sich von der Wucht der Wassermassen überrascht: "Das Ganze kam so überfallartig, da ist mit Hochwasserschutz nichts zu machen."

Auch Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sicherte den Betroffenen rasche finanzielle Hilfe zu. "Klar ist: Der Freistaat Bayern wird die Geschädigten, die zum Teil ihr ganzes Zuhause verloren haben, nicht alleine lassen, sondern - wo immer nötig - schnell und unbürokratisch helfen", sagte Seehofer in München. Das Kabinett werde - wie in vergleichbaren Fällen in der Vergangenheit - ein entsprechendes Hilfsprogramm beschließen.

Bis zu 30 Liter pro Quadratmeter angekündigt

Das Landratsamt in Pfarrkirchen hatte am Mittwoch den Katastrophenfall ausgerufen, als die braunen Wellen die Menschen in Triftern, Simbach am Inn und Nachbargemeinden überraschten. Keller, Tiefgaragen und Erdgeschosswohnungen wurden binnen kürzester Zeit überflutet, viele Autos mit dem Strom weggerissen. Etliche Bürger mussten mit Polizeihubschraubern gerettet werden. Der Sachschaden wird auf einen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt.

Meteorologen kündigten für die betroffene Region und weitere Gebiete in Südbayern erneut starke Regenfälle an, binnen zwölf Stunden könnten am Donnerstag wieder bis zu 30 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen. "Zum Teil sind unwetterartige Mengen über 40 Liter pro Quadratmeter in sechs bis zwölf Stunden möglich", berichtete der Deutsche Wetterdienst in München. Auch für andere Bundesländer wurden teils neue Unwetter erwartet.

Kinder in Schule eingeschlossen

Hunderte Kinder mussten am Mittwoch bis zum Abend in zwei Schulen ausharren, weil die Zufahrtsstraßen nicht passierbar waren. In einer Realschule in Triftern mussten 16 Kinder mit zwei Betreuern die Nacht über ausharren. Die vom Wasser eingeschlossenen Schüler wurden mit Hubschraubern versorgt.

Mehrere Schulen sollten auch am Donnerstag wegen des Hochwassers geschlossen bleiben. Der Energieversorger Bayernwerk hatte zudem mitgeteilt, dass Tausende Haushalte vorläufig weiter ohne Strom auskommen müssten.

Nordrhein-Westfalen: Katastrophenalarm im Kreis Wesel

Auch Nordrhein-Westfalen kämpft mit den Folgen des Unwetters. Nach anhaltendem Regen ist im Kreis Wesel der Katastrophenfall ausgerufen worden. Die Issel erreichte in der Nacht zum Donnerstag in Hamminkeln einen Pegelstand von zwei Metern, das sei 1,5 Meter höher als normal, sagte ein Sprecher des Krisenstabs. Bei einem Bruch des Dammes sei ein Gewerbegebiet betroffen.

Derzeit versuchen Helfer, mit Sandsäcken den Damm zu stabilisieren. Die starken Regenfälle hatten bereits in den vergangenen Tagen zum starken Anstieg des Flusses und zu zahlreichen Überschwemmungen geführt. Polizei und Feuerwehr rückten zu etwa 400 bis 500 Einsätzen am Tag aus.

Schüler saßen auf Bauernhof fest

Die Unwetter haben auch in Xanten und Sonsbeck Spuren hinterlassen. In Xantens historischer Altstadt fließt das Wasser nicht ab. Zuvor war in der Region bereits ein Regionalzug steckengeblieben, weil der Regen eine Schlammlawine auf die Gleise gespült hatte, wie ein Feuerwehrsprecher berichtete. Der Zug musste zum nächsten Bahnhof fahren. Die Bahnstrecke Richtung Duisburg bleibt zwischen Xanten und Millingen voraussichtlich mehrere Tage gesperrt.

Ebenfalls im Raum Xanten saßen Schüler zunächst auf einem Bauernhof fest, weil die Wassermassen die Zufahrtsstraßen unpassierbar gemacht hatten. "Es war aber weniger dramatisch, es sind alle wieder zu Hause", sagte ein Feuerwehrsprecher.

Sandsäcke liegen in Düsseldorf bereit

In Düsseldorf kämpft die Feuerwehr weiter gegen die Folgen eines heftigen Unwetters. Bis in die Nacht habe es rund 420 Einsätze gegeben. Etwa 240 Mann rückten in der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens aus, um unter Wasser stehende Keller und geflutete Tunnel leer zu pumpen.

Dieses Youtube-Video vermittelt einen Eindruck von der Katastrophe in Simbach:

Sorgen bereitet den Rettern das Flüsschen Anger: Dort steige das Wasser und es sei nicht ausgeschlossen, dass noch in der Nacht Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssten, hieß es. 2000 Sandsäcke liegen vorsorglich bereit. Verletzte gab es nicht. Ein Regengebiet war am Mittwoch von Ost nach West über Nordrhein-Westfalen gezogen.

In Baden-Württemberg und Franken hatte das Tief "Elvira" schon am Sonntagabend schwere Verwüstungen angerichtet. Vier Menschen waren bereits bei diesem Unwetter im Südwesten ums Leben gekommen.

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