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Corona-Patienten in München: Der Alltag auf der Isolierstation


"Denen ist so langweilig"
Corona-Patienten in München: Der Alltag auf der Isolierstation

Von dpa
30.01.2020Lesedauer: 3 Min.
Ein Mann bei einer Demonstration der Schutzausrüstung in München: "Wir werden in den Körpersekreten sehr genau nachschauen, ob wir noch Erreger finden."Vergrößern des BildesEin Mann bei einer Demonstration der Schutzausrüstung in München: "Wir werden in den Körpersekreten sehr genau nachschauen, ob wir noch Erreger finden." (Quelle: dpa-bilder)
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Die vier Infizierten in München sind hermetisch von der Außenwelt abgeschlossen – obwohl sie weder Husten oder Fiber haben. Warum höchste Sicherheit trotzdem so wichtig ist erklärt der Chefarzt der Klinik.

Es ist schon ein bisschen abstrus: Da liegen vier Menschen ohne jegliche Symptome im Krankenhaus auf der Isolierstation, abgeschottet von der Umwelt, und warten darauf, dass sie keine Viren mehr ausscheiden. Währenddessen versuchen Mediziner möglichst viel über den Erreger zu lernen, den sie im Körper tragen. Denn die vier Arbeitskollegen, die in der München Klinik Schwabing ausharren müssen, sind die ersten Patienten in Deutschland, die sich nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt haben.

"Sie können versichert sein, dass wir diesen Patienten sehr genau untersuchen werden", hatte der behandelnde Chefarzt Clemens Wendtner mit Blick auf den ersten positiv getesteten Patienten versichert. Die vier Kollegen hatten sich während einer Schulung bei einer Frau mit dem Virus 2019-nCoV angesteckt, die aus China angereist und später selbst erkrankt war. Unter anderem ist unklar, wie lange jemand nach dem Verschwinden der Symptome ansteckend bleibt. "Wir werden in den Körpersekreten sehr genau nachschauen, ob wir noch Erreger finden", betont Wendtner.

Ausharren im Unterdruck

So lange müssen die vier Patienten sich irgendwie die Zeit vertreiben. Sie dürfen ihre Isolationszimmer, die nebeneinander in einem separaten Gebäude der Klinik liegen, nicht verlassen. Nur Ärzte und Pfleger betreten durch Schleusen die Räume. Zudem herrscht in den Zimmern Unterdruck, um das Virus am Entweichen zu hindern – was allerdings nicht nötig wäre, wie die Experten betonen. Denn das Virus ist nicht so gefährlich, dass diese Maßnahme nötig wäre. Schon gar nicht braucht es wie bei Ebola oder dem Lassafieber eine Sonderisolierstation.

Die vier Patienten sind soweit fit. "Die Vier sind pumperlgsund, haben keine Symptomatik, sind fieberfrei, husten nicht. Denen ist so langweilig, dass sie uns ständig mit der Entlass-Frage nerven", schildert Chefarzt Wendtner. Besonders hart dürfte es für die 33 Jahre alte Frau sein: Sie liegt aus Gründen der Geschlechtertrennung in einem Einzelzimmer. Auch der als erstes erkrankte 33-Jährige ist separiert - weil er hoffen darf, bald entlassen zu werden. Ein 27- und ein 40-Jähriger liegen in einem Doppelzimmer.

Bücher müssen in den Müll

Die Patienten dürfen private Gegenstände bei sich haben und per Handy mit der Außenwelt kommunizieren. Bei der Entlassung wird alles mit sogenannten Sauerstoffabspaltern desinfiziert, wie ein Sprecher des Klinikums erklärt. Nur Bücher müssen entsorgt werden, weil sie sich nicht feucht abwischen lassen.

Nachdem sich das Virus, das eine neuartige Lungenkrankheit mit trockenem Husten, Fieber und eventuell auch Atemnot verursachen kann, sich derzeit weltweit verbreitet, ist auch in Deutschland mit weiteren Fällen zu rechnen. Deshalb gibt es genaue Anweisungen und Pläne, was zu tun ist, wenn ein potenziell Infizierter in ein Krankenhaus kommt - an Coronaviren Erkrankte können auf einer ganz normalen Infektstation behandelt werden. Auch die Hausärzte sind vorbereitet.

Eine normale Grippe ist viel wahrscheinlicher

Kommt ein Patient mit Atemwegsproblemen, der sich zuvor im Risikogebiet in China aufgehalten hat oder Kontakt zu einer infizierten Person hatte, in eine Praxis, muss er dort in einem separaten Raum isoliert werden. Er bekommt eine Atemschutzmaske – und wird als erstes auf Influenza getestet. Denn die Symptome sind ähnlich, und eine Grippe ist deutlich wahrscheinlicher, wie ein Sprecher des Bayerischen Gesundheitsministeriums auf dpa-Anfrage erläutert.

Die Ärzte tragen dabei eine Atemmaske, eine Schutzbrille, Kittel und Handschuhe. Außerdem wird sofort ein Abstrich oder eine Probe des Auswurfs in ein Labor geschickt – und zwar mit einem normalen Kurier, allerdings unter Beachtung besonderer Verpackungsvorgaben.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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