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Wetter in Deutschland: Schmuddelwetter ohne Ende? Es gibt Hoffnung!


Die Rolle des Jetstreams
Schmuddelwetter ohne Ende? Es gibt Hoffnung!

MeinungEine Kolumne von Michaela Koschak

12.03.2020Lesedauer: 4 Min.
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Regen und kein Ende: Das Wetter der vergangenen Wochen war eintönig. Aber warum eigentlich?Vergrößern des Bildes
Regen und kein Ende: Das Wetter der vergangenen Wochen war eintönig. Aber warum eigentlich? (Quelle: imago-images-bilder)

Wind, Regen, grau in grau: So konstant schlecht war das Wetter lange nicht. Was das mit dem Jetstream zu tun hat und wie sich die Klimakrise auf die Jahreszeiten auswirkt, erklärt Kolumnistin Michaela Koschak.

Was ist das für ein Wetter? Winter ohne strengen Frost und Schnee, seit Wochen nur Wind, Regen und graue Wolken – irgendwie fühlt es sich anders an als früher, oder? Seit Wochen jagt ein Tiefdruckgebiet das nächste und das Wetter ist damit mehr als unbeständig. Ich glaube, jeder von uns ist in den letzten Wochen mal so richtig nass geworden. Menschen, die kein Auto haben, also vorbildlich umweltbewußt das Rad, den Bus oder die Bahn benutzen, sind allmählich von den vielen Regengüssen genervt und das kann ich gut verstehen.

Seit mittlerweile sieben Wochen überwiegt bei uns tiefer Luftdruck, Westwind bestimmt unser Wetter und bringt vom Atlantik Tiefdruckgebiete wie auf einer Perlenkette aufgereiht zu uns. Mal ein Tag mit einer Regenpause und etwas Sonne sind uns zwar zum Durchschnauben vergönnt, aber wirklich mal ein stabiles Hochdruckgebiet, das über einige Tage hält, kann sich nicht durchsetzen.

Der Einfluss des Jetstreams

Warum ist das so? Wissenschaftler vermuten, der langsamer werdende Jetstream ist Schuld. Eigentlich ist zwar die Westwindlage für Mitteleuropa ganz normal, also auch für Deutschland. Es wechseln sich Tiefdruckgebiete mit stabilen Hochdruckwetterlagen ab.

Doch dieser Wechsel verändert sich seit einiger Zeit: Entweder Hochdruck oder Tiefdruck und das über Wochen. Der rasche Wechsel, den wir kennen, ist seltener geworden.


Somit könnte sich die Theorie der Forscher des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung bestätigen, die den langsamer werdenden Polarfront-Jetstream als Ursache sehen. Der Jetstream ist ein starkes Westwindband in der Höhe und hat große Bedeutung für das Wetter in Deutschland.

Das Westwindband wird gemächlicher

Da sich die Arktis durch die Klimakrise schneller als der Rest der Welt erwärmt, nehmen die Temperaturunterschiede zwischen dem Nordpol und dem Äquator ab. Das ist aber der Motor für den Jetstream. Wenn die Temperaturunterschiede geringer werden, funktioniert er nicht mehr wie gewohnt. Durch die Erdrotation schlängelt er sich zwar weiter in riesigen Wellen über die Nordhalbkugel, aber durch die geringeren Temperaturunterschiede zwischen Pol und Äquator gerät er häufiger als sonst aus seiner Bahn und bewegt sich gemächlicher.

Damit halten sich bestimmte Wetterlagen bei uns länger, der übliche Wechsel ist blockiert, extremere Verhältnisse können ortsfest bleiben und über Wochen anhalten. Das muss wie zurzeit nicht immer nur ein Hochdruckgebiet, sondern es kann auch der Westwind sein. So kam es in den letzten Wochen zu diesem beständig unbeständigen Wetter. Hätte das jetzt noch eine Weile angehalten, hätten wir auch ein ernsthaftes Hochwasserproblem bekommen.

Noch ist nichts bewiesen

Allerdings ist den Wissenschaftlern klar, dass die beobachteten Veränderungen des Jetstreams noch recht jung sind. Zu jung, um stichfeste Aussagen machen zu können. Wir müssen das noch über längere Zeit beobachten, am besten über mindestens 30 Jahre. Wissenschaftlich ist also noch nichts bewiesen, aber es ist naheliegend.

Es gibt aber Statistiken, die beweisen, dass unsere Winter kürzer werden, nach der Studie durchschnittlich fast vier Wochen kürzer als vor 50 Jahren. Der Deutsche Wetterdienst hat das über Jahrzehnte beobachtet und analysiert und nun festgestellt, dass Frühling, Sommer und Herbst im Gegensatz zu früher einige Wochen eher beginnen, Pflanzen und Tiere müssen sich umstellen. Somit verschieben sich unsere Jahreszeiten durch die Erderwärmung auf alle Fälle. Frühling und Herbst fallen aber nicht komplett aus, und das ist ja auch gut so. Das wechselhafte Wetter in den Übergangsjahreszeiten ist wie zuletzt manchmal nervig, aber sowohl Frühling als auch Herbst haben natürlich ihre wunderschönen Seiten.

Ziemlich sicher ist, dass sich ab dem Wochenende die Großwetterlage endlich umstellen wird. Hochdruckgebiete werden wieder die Wetterregie übernehmen. Das heißt jetzt nicht eitel Sonnenschein und frühlingshafte 20 Grad für alle, aber stabileres, windärmeres und überwiegend trockenes Wetter. Je nachdem, wo sich die Hochdruckgebiete über Europa einnisten, kann sich frühlingshaft mildes Wetter durchsetzen, aber auch recht kalte, trockene Luft zu uns gelangen.


Es wird sich keine sogenannte Omegawetterlage einstellen, die dafür sorgt, dass Tiefdruckgebiete einen weiten Bogen um Deutschland machen. Eher sieht es nach einer Hochdruckbrücke aus, die sich von den britischen Inseln bis nach Griechenland erstrecken könnte. Da wird es wärmere Tage und kühlere geben, ab und zu könnten sich auch schwache Tiefdruckgebiete hereinschmuggeln und mal etwas Regen bringen. Aber durchweg unbeständig und nass wie im Moment wird es nicht mehr werden. Klar ist: Im Süden Deutschlands wird es früher milder sein, als im Norden. Das ist ganz normal – und wird sich auch durch die Klimakrise nicht ändern.

Genießen wir auf alle Fälle am Wochenende erstmal die Sonne. Gut tun wird sie uns auf alle Fälle.

Michaela Koschak ist Wetter- und Klimaexpertin und kennt sich mit der Atmosphäre bestens aus. Wenn Sie manchmal unsicher sind, was es mit der Klimakrise und dem Wetter auf sich hat, lesen Sie die Kolumne unserer Diplom-Meteorologin. Je mehr Sie zum Thema wissen, desto weniger verfallen Sie in Panik und desto bewusster und schonender gehen Sie mit der Umwelt um.

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