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Corona-Krise weltweit: Bill Gates wünscht sich, er hätte "mehr getan"


Weltweiter Kampf gegen Viren
Bill Gates: "Ich wünschte, ich hätte mehr getan"

Von Madeleine Janssen

Aktualisiert am 12.05.2020Lesedauer: 3 Min.
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Bill Gates: Der zweitreichste Mensch engagiert sich seit vielen Jahren im Kampf gegen Viren weltweit.Vergrößern des Bildes
Bill Gates: Der zweitreichste Mensch engagiert sich seit vielen Jahren im Kampf gegen Viren weltweit. (Quelle: Danny Gys/imago-images-bilder)

Microsoft-Gründer Bill Gates engagiert sich mit seiner Stiftung für einen Impfstoff gegen Covid-19. Doch inzwischen ist der zweitreichste Mann der Welt ins Zentrum von Verschwörungstheorien gerückt.

Microsoft-Gründer und Philantrop Bill Gates hat sich in einem Gespräch mit dem "Wall Street Journal" schockiert über das Ausmaß der Corona-Krise gezeigt. "Das Virus ist bei Weitem die dramatischste Sache meines Leben", sagte Gates. Zusammen mit seiner Frau Melinda betreibt der 64-Jährige seit Jahrzehnten die Bill and Melinda Gates Stiftung, die sich weltweit unter anderem für die Entwicklung von Impfstoffen einsetzt und Forschung nach Medikamenten fördert. Die Stiftung zählt zu den vermögendsten überhaupt.

Seit Jahren warnt Gates im Gespräch mit Staats- und Regierungschefs vor einer möglichen Pandemie. Im "Wall Street Journal" zeigt er sich nun ernüchtert. "Ich wünschte, ich hätte mehr getan", sagte er. "Bei all den Gesprächen ging es doch nur darum, dass wir endlich handeln und den Schaden begrenzen."

Seine exponierte Rolle macht ihn angreifbar

In seinem Blog schreibt Gates darüber, warum Lockdowns unverzichtbar seien, um die Verbreitung des Virus zu verlangsamen, und wie man Einzelhandel und Schulen am besten wieder öffnet. "Covid-19 agiert mehr und mehr wie der Krankheitserreger des Jahrhunderts, vor dem wir immer Angst hatten", schrieb Gates bereits im Februar in einem Beitrag für das "New England Journal of Medicine".

Seine exponierte Rolle macht Gates gleichzeitig angreifbar. Kritiker monieren, Gates entscheide mit seinen finanziellen Mitteln wesentlich darüber, welche Krankheiten zuerst bekämpft und welche Impfstoffe weiterentwickelt würden. Der Microsoft-Gründer wehrt sich gegen die Vorwürfe. "Wir geben einfach nur unser Geld aus, und wir teilen unsere Meinung", sagte er dem "Wall Street Journal". "Am Ende des Tages treffen wir nicht die Entscheidung."

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Damit die Politiker ihre Staaten und ihre Gesundheitssysteme wappnen, trifft sich Gates immer wieder mit Entscheidern und weist auf die Gefahren hin. 2014 war die Ebola-Epidemie ein Weckruf für viele Staatschefs. 11.300 Menschen starben damals an der Krankheit. Ein Jahr später warnte Gates in einem TED-Talk: Pandemien könnten eine größere Gefahr für die Welt darstellen als ein Atomkrieg, denn die Staaten seien dafür nicht gerüstet. Es waren drastische Worte, die er wählte, und er sprach sich für ein internationales Warnsystem aus, für mobile medizinische Einheiten, für schnellere Diagnosemöglichkeiten und das Hochfahren von allem, was es braucht, um Impfstoffe zu entwickeln.

Es nützte nicht viel.

Schließlich ist eine Pandemie ein mögliches Szenario in der Zukunft, abstrakt und schwer zu greifen. Staats- und Regierungschefs zeigten sich zwar interessiert an Gates' Ausführungen. So beschreibt er es im "WSJ". Doch als es um hohe konkrete Summen geht, die in die Forschung fließen müssten, stellten sich die meisten quer. "Ich wünschte, die Warnungen, die ich und andere ausgesprochen haben, hätten zu einem besser koordinierten globalen Handeln geführt", sagte er.


Dass auch der zweitreichste Mensch auf Erden – derzeit also Bill Gates – die Pandemie nicht aufhalten kann, ist eine der Erkenntnisse aus dieser Krise. Aus dem Gespräch mit dem "WSJ" klingt heraus, wie machtlos Gates sich im Angesicht von Covid-19 fühlt und wie sehr die Pandemie seine bisherige Arbeit untergräbt: Die Gates Stiftung will nichts weniger als Polio auszurotten und Hunderttausende Kinder in ärmeren Ländern zu impfen. Diese Ziele verlieren Bill und Melinda Gates durch die Lungenkrankheit zwar nicht aus den Augen, doch sie haben im Moment keine Priorität.

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Jetzt dreht sich für Gates alles um SARS-CoV-2. Bislang hat die Stiftung rund 305 Millionen Dollar in die Entwicklung von Impfstoffen und Arzneimitteln gegen Covid-19 gesteckt, ebenso wie in die Logistik: Ärmere Länder müssen mit Schutzausrüstung und Medikamenten versorgt werden. Bislang hat Covid-19 rund um den Globus rund 287.000 Menschen das Leben gekostet, mehr als vier Millionen gelten als infiziert.

Bill Gates hat zuvor als stiller Philantrop im Hintergrund und in diplomatischen Kreisen gearbeitet. Jetzt steht er im Scheinwerferlicht. Verschwörungstheoretiker, auch in Deutschland, werfen ihm vor, sich in der Krise bereichern zu wollen. Der frühere deutsche Radiomoderator Ken Jebsen etwa verbreitet die Behauptung, das Ehepaar Gates habe die WHO gekauft und regiere jetzt heimlich die Welt. Manche behaupteten, er wolle Menschen Mikrochips einpflanzen, um diejenigen nachzuverfolgen, die sich bereits auf SARS-CoV-2 haben testen lassen. Gates' Sprecherin weist die Anschuldigungen zurück.

Zur Entscheidung von US-Präsident Donald Trump, die Zahlungen an die Weltgesundheitsorganisation einzustellen, äußerte sich Gates verständnislos. "Wir haben hier eine Pandemie, in der die WHO eine Schlüsselrolle spielt. Wenn überhaupt, dann braucht die WHO mehr Geld." Gates will die Hoffnung aber nicht aufgeben, dass die Staats- und Regierungschefs aus der Krise lernen – "und dass sie in die Gesundheitssysteme investieren, um künftige Ausbrüche zu verhindern".

Verwendete Quellen
  • "Wall Street Journal": "Bill Gates has regrets"
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