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Explosion in Leverkusen: Welche Schuld tragen die Behörden?


Mindestens fünf Tote
Explosion in Leverkusen: Welche Schuld tragen die Behörden?

Von t-online
Aktualisiert am 30.07.2021Lesedauer: 2 Min.
Rauchwolke über Leverkusen: Die Autobahn musste gesperrt werden, die Schadstoffe in der Luft werden immer noch untersucht.Vergrößern des BildesRauchwolke über Leverkusen: Die Autobahn musste gesperrt werden, die Schadstoffe in der Luft werden immer noch untersucht. (Quelle: Oliver Berg/dpa-bilder)
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Nach der Explosion auf dem Gelände des Leverkusener Chemparks wachsen die Zweifel an den Behörden. Die Tanks wurden zuletzt vor fünf Jahren gesondert überprüft, auch eine große Inspektion wurde nicht abgeschlossen.

Die am Dienstag explodierten Tanks in einer Sondermüllverbrennungsanlage in Leverkusen könnten möglicherweise zu nachsichtig kontrolliert worden sein. Das legen Aufstellungen der zuständigen Bezirksregierung Köln nahe, über die der "Spiegel" berichtet. Demnach wurden die Abfallströme der mit giftigen Lösungsmitteln befüllten Tanks zum letzten Mal im Januar 2016 gesondert überprüft. Die Prüfung dauerte eine Stunde. Mängel wurden nicht festgestellt.

Auch die für den 8. April dieses Jahres anberaumte große Störfall- und Umweltinspektion des Gesamtbetriebs verlief dem Bericht zufolge nicht planmäßig: Zum Zeitpunkt der Explosion – also gut dreieinhalb Monate später – war die Prüfung noch nicht abgeschlossen.

Behörden begründen Verzögerungen mit Corona

Die Beamten begründen dies laut "Spiegel" mit der Corona-Pandemie. So bestehe das Inspektionsverfahren aus Gesprächen mit den Fachleuten der Betreiberfirma und einer anschließenden Begehung des Betriebs. Wegen der Pandemie habe man die Gespräche nur per Videokonferenz führen können. Die Begehung hätte im August erfolgen sollen. Die letzte Störfall- und Umweltprüfung habe im Jahr 2018 stattgefunden.

Die Bezirksregierung beteuert, den Unfall rigoros aufzuklären. So wolle man eine Überprüfung der Anlage durch einen Sachverständigen anordnen. Neben den Ursachen und der "Ermittlung der freigesetzten Stoffmengen" sollen auch "Empfehlungen für eine Verbesserung der Anlagensicherheit" erarbeitet werden.

Keine Dioxon-Rückstände in Rußpartikeln festgestellt

Bei der Explosion in der von der ehemaligen Bayer-Tochter Currenta betriebenen Anlage wurden mindestens fünf Menschen getötet und 31 verletzt. Zwei weitere Menschen werden noch vermisst, es gilt als beinahe ausgeschlossen, dass sie noch leben. Im Umkreis des Werks breitete sich nach der Explosion eine Rauchwolke aus.

Es seien keine Rückstände von Dioxin und dioxinähnlichen Stoffen in den Rußpartikeln festgestellt worden, teilte das Landesumweltamt am Freitag mit. Noch am Mittwoch hatte das Amt mitgeteilt, es gehe davon aus, dass über die freigesetzte Rauchwolke "Dioxin-, PCB- und Furanverbindungen" in die umliegenden Wohngebiete getragen wurden. Noch gibt es aber keine komplette Entwarnung seitens des Amtes, weitere Untersuchungen werden durchgeführt. Dabei handele es sich jedoch um präventive Maßnahmen. Dennoch empfahl das Amt weiter, kein Gemüse oder Obst aus den Gärten in den umliegenden Gebieten zu essen.

Umweltbundesamt kritisiert mangelnde Aufsicht

Vereinigungen wie die "Coordination gegen Bayer-Gefahren" (CGB) kritisieren seit Jahren die Sicherheit der Anlagen und das aus ihrer Sicht zu laxe Vorgehen der Behörden. Eine aktuelle Studie im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA) bemängelt dem "Spiegel"-Bericht zufolge, dass in den Betrieben oft klare Regeln für Gefahrenbereiche fehlen und es in Behörden an Aufsicht mangelt. Sanktionen würden nicht ausreichend umgesetzt.

In der Sondermüllverbrennungsanlage in Leverkusen kam es im Jahr 1980 schon einmal zu einer Explosion. Auch damals starb ein Mitarbeiter. Currenta verweist darauf, dass die Unfallursache nicht geklärt sei und die Betriebssicherheit auch von unabhängigen Unternehmen geprüft werde.

Verwendete Quellen
  • "Spiegel"-Vorabmeldung
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