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Corona-Chronik: Fotografien zeigen "weltweite Schockstarre" der Pandemie


Chronik mit 500 Fotos
Bilder der Pandemie wie aus einem apokalyptischen Film


Aktualisiert am 01.11.2021Lesedauer: 5 Min.
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Zwei Affen halten eine Maske fest: Die Fotografie ist im Oktober 2020 in Malaysia aufgenommen worden.Vergrößern des Bildes
Zwei Affen halten eine Maske fest: Die Fotografie ist im Oktober 2020 in Malaysia aufgenommen worden. (Quelle: Mohd Rasfan/afp)

Die Corona-Pandemie bewegt seit 2020 die ganze Welt. Millionen Fotos sind seitdem entstanden, die Leid und Schmerz, aber auch Hoffnung zeigen. Nun ist ein Buch mit den besten Aufnahmen erschienen.

Tränen, Verzweiflung und tanzende Menschen auf ihren Balkonen: Seit über einem Jahr hält das Coronavirus die Welt in Atem. Millionen Menschen starben, eine Viertelmilliarde Menschen infizierte sich. Nun hat der Knesebeck-Verlag ein Buch veröffentlicht, das die eindrucksvollsten Fotografien aus dieser Zeit vereint. 500 Aufnahmen halten das Zeitgeschehen auf unvergleichliche Weise fest. Manche Fotos rütteln auf, andere zeigen das ganze Ausmaß der Katastrophe.

Da ist etwa das Bild einer Frau, die eine Maske mit der chinesischen Flagge trägt: ihr Blick ausdrucksstark, ihre dunklen Augen gefüllt mit Tränen. Die Frau steht in diesem Moment für die ganze Welt, für das, was Milliarden Menschen gleichzeitig fühlen: Verzweiflung über das, was passiert, Angst vor der Zukunft. Und sie steht für die immer wiederkehrende Frage: Wann ist das alles vorbei?

Besonders an dieser Sammlung auf mehr als 400 Seiten sind nicht nur die emotionsgeladenen Bilder, sondern auch die Zitate, Essays und Geschichten von Menschen aus der ganzen Welt. Der Text von Autorin Francesca Melandri etwa trägt den Titel: "Ich schreibe euch aus eurer Zukunft." Die Autorin hat ihn in einer Zeit geschrieben, als Italien im vergangenen Jahr über die Belastungsgrenze hinaus mit täglich neuen Höchstwerten konfrontiert war. Tausende Menschen starben.

"Die Grafiken der Pandemie zeigen, dass wir in einem parallelen Tanz miteinander verbunden sind, in dem wir euch zeitlich einige Tage voraus sind, so wie Wuhan uns einige Wochen voraus war", schreibt Melandri. Schon damals prognostizierte sie in ihrem Text: "Die Welt wird nicht mehr die sein, die sie davor war."

Idee entstand Mitte 2020

Die Texte sind nur ein kleiner Teil des Buches. Im Vordergrund stehen die Fotografien, die Seite um Seite die Geschichte der Corona-Pandemie dokumentieren. "Die erste Idee für das Buch ist bereits sehr früh entstanden, Mitte des Jahres 2020 etwa. Damals haben wir uns direkt daran gemacht, die besten Bilder auszuwählen. Dazu haben wir einzelne Dossiers erstellt, die wir nach den einzelnen Bereichen sortiert haben. Das hat sehr geholfen", erzählt Marielle Eudes t-online, Herausgeberin des Buches und Fotodirektorin der Agence France Presse (AFP). Die AFP hat ein Netz aus Korrespondenten von 450 Fotografen in 150 Ländern.

Über Monate sichteten Eudes und ihr Team Millionen Fotos. Zentral sei gewesen, die verschiedenen Blickwinkel dieser globalen Katastrophe abzubilden. "Die weltweite Schockstarre, die entschleunigte Welt, die Pflegekräfte, die Toten, die rasche Organisation und die Desorganisation. Aber auch die Solidarität, die Unterstützung der Menschen untereinander, die Kreativität, die Hoffnung und auch die Verzweiflung angesichts der Welt von morgen – das wollten wir zeigen", erklärt Eudes.

Mehr als 3.000 Fotografen aus 151 Ländern sind mit ihren Aufnahmen der vergangenen Monate, in denen die Welt gegen die Pandemie bis zur Verzweiflung kämpfte, vertreten.

Die Auswahl war schwer. Nicht alle herausragenden Bilder schafften es ins Buch. "Es geht darum, eine Geschichte zu erzählen. In diesem Fall, die von Covid-19", so Marielle Eudes. Es gehe nicht um Instinkt bei der Motivauswahl, sondern um die journalistische Erzählung, die in einem Foto steckt. So würden die Fotografen mit ihren Bildern auch Geschichten erzählen, von menschlichen Schicksalen, steigenden Infektionszahlen oder von einem Ausnahmezustand, der plötzlich allgegenwärtig war.

Viele Bilder gehen unter die Haut. Wie etwa das vom Paralympics-Teilnehmer Leo Hynes, aufgenommen von Paul Faith. In seinem Vorgarten in Westirland hatte sich der 49-jährige Hynes einen Pool gebaut, um auch im Lockdown weiter trainieren zu können. Ein Bungee-Seil verhinderte, dass er im Wasser vorwärts kam. Die Aufnahme spiegelt den durch die Pandemie weltweit ausgelösten Trend wider: kreative Lösungen zu finden, sich andere Hobbys zu suchen, neue Wege zu gehen.

Einige Bilder zeigen auch, dass manche Menschen deutlich stärker als andere unter der Situation gelitten haben. Die Schriftstellerin Isabel Allende kommt im Buch zu Wort und sagt: "Diese Pandemie lehrt uns, unsere Prioritäten neu zu bewerten und uns der Realität zu stellen. Ungleichheit ist Realität: Einige erleben die Quarantäne auf einer Jacht in der Karibik und andere mit leerem Magen."

Das Buch richtet daher auch den Scheinwerfer auf die dunkle Seite der Pandemie: Menschen, die in China auf der Straße zusammenbrechen, Krankenschwestern und Pfleger, deren Gesichter vom stundenlangen Masketragen ganz wund geworden sind, Klinikpersonal, das in Überstunden und in Schutzanzügen Covid-19-Patienten behandelt.

"Dieses Buch ist voller Hoffnung und Energie"

"Das Überraschendste für mich ist, dass dieses auf den ersten Blick schwere, eher tragische und schmerzhafte Thema zu einem Buch geführt hat, das voller Hoffnung, Emotionen und Energie ist", erzählt Fotodirektorin Eudes. Auf den ersten Blick könne man denken, dass das Buch düster sei. Doch das sei es eben überhaupt nicht. "Der Eindruck, der durch das Werk entsteht, ist eine Öffnung auf die Welt hin. Es zeigt eine Energie und Anpassungsfähigkeit der Zivilgesellschaft, die schneller und kreativer reagiert als die politischen Systeme." Es sei die Hoffnung auf die Fähigkeiten in der Krise, auf das kritische Hinterfragen unseres kurzlebigen Gedächtnisses.

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Nach mehr als einem Jahr Pandemie kann vieles schnell in Vergessenheit geraten. Wie etwa die leeren Toilettenpapierregale im Supermarkt, die leeren Plätze, auf denen sich normalerweise Hunderte Touristen drängen oder auch die selbstgebastelten Atemschutzmasken. Eine Fotografie im Buch zeigt eine Familie, die sich aus Salat selbst einen Mundschutz bastelte (und dabei offenbar auf einen effektiven Virenschutz verzichtet).

"Befinden uns im Zentrum eines historischen und tiefgreifenden Ereignisses"

Doch eine Ausnahmesituation wie die Pandemie kann auch einen Anfangspunkt für vieles darstellen. "Durch diese Art von außergewöhnlichen Momenten entsteht ein Bewusstsein, dass man sich im Zentrum eines historischen und tiefgreifenden Ereignisses befindet", glaubt Eudes. Im Frühling seien wir in eine Science-Fiction-Welt eingetaucht, mit einem furchtbaren Feind, der unseren gesamten Planeten angegriffen habe.

Häufig, vor allem zu Beginn der Pandemie, zeigt sich auf den abgelichteten Gesichtern ein Gefühl von Überforderung und Verzweiflung. Die Menschen mussten sich anpassen und versuchen, dass Infektionsrisiko einzudämmen. Das geht nur mit einem solidarischen Verhalten. Es schien, als befinde man sich in einem apokalyptischen Film. Doch der war plötzlich Realität geworden. "Ganze Städte wurden von einem auf den anderen Tag heruntergefahren, medizinische Einrichtungen wurden komplett überrannt und kämpften gegen das unbekannte Böse, die Politik zeigte sich überfordert. Die einzige bildliche Referenz, die man für eine solche Art von Ereignis haben konnte, sind Science-Fiction-Filme. Dort hinein musste man abtauchen. Zeugnis abgeben, erklären, zeigen – in Fotos", so Eudes.

Die Sammlung ist ein beeindruckendes Zeitdokument geworden, das die Ängste und Hoffnungen von Millionen Menschen während der Pandemie festhält. Es dokumentiert, dass die Menschen ähnliches durchgemacht haben und wie sie gemeinsam die Krise überwinden können. Fotografin Eudes sagt: "Dieses Buch versucht, die Welt einzufangen, wie sie ist."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • E-Mail-Interview mit Marielle Eudes, Herausgeberin des Buches
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