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Katar: Menschen der LGBTQ-Community eingesperrt und gefoltert – kurz vor der WM


Ohrfeigen, Tritte und Schläge
Queere Menschen in Katar eingesperrt und gefoltert


Aktualisiert am 24.10.2022Lesedauer: 3 Min.
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Wüstenstaat Katar: Kurz vor der WM hat Human Rights Watch die menschenunwürdige Behandlung von mindestens sechs queeren Menschen öffentlich gemacht. (Quelle: IMAGO/Simon Holmes)

Einen Monat vor der Fußball-WM kommt es in Katar erneut zu Menschenrechtsverletzungen. Die Polizei nahm queere Menschen fest und misshandelte sie.

Homosexualität ist im arabischen Land Katar illegal. Schon im kommenden Monat wird die Fußballweltmeisterschaft im Golfstaat stattfinden, mindestens eine Million ausländische Fans werden erwartet. Wegen der dortigen Rechtslage und zahlreicher Menschenrechtsverletzungen erntet Katar internationale Kritik. Die US-amerikanische Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) macht nun auf den jüngsten Fall aufmerksam, der sich im September ereignete. Zunächst berichtete Radio France Internationale über den Vorfall.

Man habe "sechs Fälle von schweren und wiederholten Schlägen und fünf Fälle von sexueller Belästigung in Polizeigewahrsam zwischen 2019 und 2022 dokumentiert", erklärte HRW. Vier Transgender-Frauen, eine bisexuelle Frau und ein schwuler Mann berichteten, wie Mitglieder der Abteilung für präventive Sicherheit des Innenministeriums sie in einem unterirdischen Gefängnis in Doha festgehalten hätten.

Dort "belästigten sie die Gefangenen verbal und setzten sie körperlichen Misshandlungen aus, die von Ohrfeigen bis zu Tritten und Schlägen reichten, bis sie bluteten", so HRW. "Eine Frau sagte, sie habe das Bewusstsein verloren. Die Sicherheitsbeamten misshandelten sie auch verbal, erzwangen Geständnisse und verweigerten den Inhaftierten den Zugang zu Rechtsbeistand, Familie und medizinischer Versorgung."

"Sie machten ein Foto von meinen Brüsten"

Eine bisexuelle Frau aus Katar berichtete, sie sei so lange geschlagen worden, bis sie "mehrmals das Bewusstsein verlor". Dem Bericht zufolge erzählte eine transsexuelle Frau aus Katar, wie sie einmal zwei Monate lang in einer unterirdischen Zelle festgehalten wurde, ein anderes Mal sechs Wochen lang. "Sie schlugen mich jeden Tag und rasierten mir die Haare. Sie zwangen mich auch, mein Hemd auszuziehen und machten ein Foto von meinen Brüsten", sagte sie. Die Frau habe unter Depressionen gelitten und fürchte sich seit dem Missbrauch, in die Öffentlichkeit zu gehen.

Alle Inhaftierten wurden laut HRW gezwungen, ihre Telefone zu entsperren, um ihnen die Kontaktinformationen anderer LGBTQ-Personen abnehmen zu können. Sex außerhalb der Ehe sowie homosexueller Geschlechtsverkehr sind in dem konservativen muslimischen Staat illegal und können mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft werden. Keiner der Festgenommenen gab jedoch an, angeklagt worden zu sein.

HRW sagte, die sechs seien offenbar auf der Grundlage eines Gesetzes aus dem Jahr 2002 festgehalten worden, das eine bis zu sechsmonatige Inhaftierung ohne Anklage zulässt, wenn "es begründete Gründe für die Annahme gibt, dass der Angeklagte ein Verbrechen begangen haben könnte", einschließlich der "Verletzung der öffentlichen Moral".

Katar weist Anschuldigungen zurück

Ein Beamter der katarischen Regierung erklärte, die Anschuldigungen seien "kategorisch und eindeutig falsch". "Katar duldet keine Diskriminierung gegen irgendjemanden, und unsere Politik und unsere Verfahren werden durch die Verpflichtung zur Wahrung der Menschenrechte für alle untermauert."

Der Beamte sagte, die Regierung habe Gespräche mit Human Rights Watch und anderen kritischen Gruppen geführt. Doch die jüngsten "Behauptungen wurden uns erst zur Kenntnis gebracht, als sie zum ersten Mal in den Medien veröffentlicht wurden. Hätte sich Human Rights Watch mit uns in Verbindung gesetzt, wären wir in der Lage gewesen, die Anschuldigungen zu widerlegen."

Die fehlende Benachrichtigung durch HRW "kompromittiert ihr selbst ernanntes Engagement, die Wahrheit zu berichten", so der Beamte. Die Menschenrechtsgruppe forderte die Regierung in Doha auf, "die Misshandlung von LGBT-Personen durch die Sicherheitskräfte zu beenden, einschließlich aller von der Regierung geförderten Programme, die auf Bekehrungspraktiken abzielen".

Fifa aufgefordert, LGBTQ-Personen zu schützen

Im Land gibt es laut dem Beamten keine "Konversionszentren", wohl aber eine Rehabilitationsklinik, die Menschen mit Verhaltensstörungen wie Drogenabhängigkeit, Essstörungen und Gemütskrankheiten unterstützt. HRW forderte den Weltfußballverband Fifa auf, Katar zu Reformen zu drängen, die LGBTQ-Personen schützen.

Die Organisatoren der Weltmeisterschaft in Katar haben in den letzten Wochen verstärkt versichert, dass alle Fans bei der Weltmeisterschaft "willkommen" seien. Die Fifa erklärte, dass LGBTQ-Regenbogenflaggen in und um die Stadien herum erlaubt sein werden. Der englische Nationalspieler Harry Kane ist einer von mehreren Kapitänen europäischer Mannschaften, die angekündigt haben, bei der WM Armbänder mit der Aufschrift "OneLove" zu tragen, um auf LGBTQ-Rechte hinzuweisen.

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