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Fall Block: XXL-Prozess startet – was Gerhard Delling vorgeworfen wird


Block und Delling vor Gericht
Sie wollen mit all dem nichts zu tun haben

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 10.07.2025 - 09:54 UhrLesedauer: 5 Min.
Anklage gegen Christina Block wegen Verdachts der Kindesentführung: Gerhard Delling ist mitangeklagt.Vergrößern des Bildes
Prozess gegen Christina Block wegen Verdachts der Kindesentführung: Gerhard Delling ist mitangeklagt. (Quelle: IMAGO)
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Kinder, die an Silvester entführt und in einem Wohnmobil versteckt wurden: Der Fall um Christina Block landet vor Gericht. Auch TV-Moderator Gerhard Delling sitzt auf der Anklagebank.

In Hamburg startet am Freitag ein besonders umfängreicher Prozess. Sieben Angeklagte, 37 geplante Verhandlungstage – und Prominenz auf der Anklagebank: Der Steakhauserbin Christina Block (52) und ihrem Lebensgefährten, dem ehemaligen Sportmoderator Gerhard Delling (66), wird vorgeworfen, in die Entführung von Blocks Kindern in der Silvesternacht 2023/24 verstrickt zu sein.

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Die Tochter des Gründers der Restaurantkette Block House, Eugen Block, kämpft seit Jahren um ihre 2010 geborene Tochter und den 2013 geborenen Sohn. Beide Kinder leben seit 2021 bei ihrem Vater Stephan Hensel (51) in Dänemark. Nach Ansicht der Hamburger Staatsanwaltschaft behielt er sie nach einem Wochenendbesuch bei sich. Die geschiedenen Eheleute haben auch zwei ältere Kinder, von denen eine Tochter beim Vater und eine bei der Mutter lebt.

Was ist in der Silvesternacht passiert?

Laut der Staatsanwaltschaft lauerten mindestens fünf Männer Hensel und seinen jüngsten Kindern in Süddänemark auf. Die Täter sollen Hensel zusammengeschlagen und die Kinder in Autos gezerrt haben.

Nach Angaben der Hamburger Staatsanwaltschaft sollen die Entführer die Fahrzeuge in der Nähe der Grenze gewechselt haben. Dabei verschlossen sie den Kindern mit Klebeband den Mund. Die damals 13-jährige Tochter sei an den Händen gefesselt worden. Mit einem Wohnmobil fuhr die Gruppe weiter nach Baden-Württemberg. Dort sollen die Kinder bis zum Eintreffen der Mutter am 2. Januar 2024 festgehalten worden sein.

Warum leben die Kinder jetzt wieder beim Vater?

Am 5. Januar 2024 entschied das Hanseatische Oberlandesgericht: Die Kinder müssen zurück zum Vater. Dieser erhielt per Eilbeschluss das alleinige Aufenthaltsbestimmungs- und Erziehungsrecht. Noch am selben Tag wurden die Kinder übergeben.

Was wirft die Staatsanwaltschaft Christina Block vor?

Block soll gemeinsam mit einem 63-jährigen Mann den Auftrag erteilt haben, die Kinder dem Vater gewaltsam zu entziehen – obwohl er ebenfalls das Sorgerecht hatte. Die Anklage lautet unter anderem auf gemeinschaftliche schwere Entziehung Minderjähriger, gefährliche Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Außerdem wird Block schwere Misshandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen.

Wie argumentiert die Verteidigung von Block?

Anwalt Otmar Kury wirft der Staatsanwaltschaft rechtliche Fehler und Voreingenommenheit vor. Er sagt, der Vater habe die Kinder 2021 selbst nach Dänemark "entführt". Damals habe das Oberlandesgericht entschieden, dass die Kinder zur Mutter zurückmüssen – sie bekam das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht.

Kury vermutete im Mai öffentlich, dass Christina Blocks Mutter den Auftrag zur Rückholung gegeben habe. Sie habe stark unter der Situation gelitten. Die Großmutter der entführten Kinder starb gut fünf Monate vor der Tat.

Blocks zweiter Verteidiger Ingo Bott erklärte in der vergangenen Woche, die Entwicklung an Silvester habe Christina Block damals vollkommen unvorbereitet getroffen. "Verantwortlich dafür war eine Gruppe von Personen, die zuvor Sicherheitsdienstleistungen für das Unternehmen der Familie Block erbracht hatte", hieß es in einer Mitteilung. "Es spricht viel dafür, dass es dieser Gruppe darum ging, Geschäfte mit der Hoffnung und der Angst meiner Mandantin zu machen." Christina Block habe diese Aktion nicht veranlasst. Es sei nicht auszuschließen, dass Blocks Mutter die Gruppe bezahlt habe.

Was wird Gerhard Delling vorgeworfen?

Der Sportjournalist und Fernsehmoderator soll die Anreise von Christina Block nach Baden-Württemberg organisiert und ihre Rückkehr mit den Kindern nach Hamburg koordiniert haben. Delling wird zudem verdächtigt, gegenüber Kriminalbeamten falsche Angaben gemacht zu haben. Er ist wegen Beihilfe angeklagt. Das Gericht hat darauf hingewiesen, dass auch eine Verurteilung als Mittäter in Betracht komme. Dellings Verteidiger David Rieks erklärte: "Die gegen meinen Mandanten in den Raum gestellten Verdachtsbehauptungen sind sachlich und rechtlich unzutreffend."

Wer sind die übrigen Beschuldigten?

Ein 35-jähriger Israeli soll zusammen mit fünf weiteren Männern direkt an der Entführung beteiligt gewesen sein, seit Anfang November sitzt er in Untersuchungshaft.

Ein 58-jähriger Deutscher soll als Leiter eines Hamburger Sicherheitsunternehmens für eine Bewachung des Anwesens von Christina Block gesorgt haben, um eine Flucht der Kinder zu verhindern. Er ist angeklagt wegen Beihilfe zur gemeinschaftlichen schweren Entziehung Minderjähriger in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung. Demselben Vorwurf müssen sich eine Frau (49) und ein Mann (56) aus dem Umfeld von Christina Block stellen.

Sind die Kinder und der Vater am Prozess beteiligt?

Ja, sie werden als Nebenkläger in dem Prozess vor einer Jugendschutzkammer von Anwälten vertreten. Hensel hat angekündigt, den Prozess persönlich verfolgen zu wollen und nach dpa-Informationen will die 14-jährige Tochter öffentlich vor Gericht gegen ihre Mutter aussagen.

Was ist die Vorgeschichte?

Der Sorgerechtsstreit zwischen Block und ihrem Ex-Mann beschäftigte zuletzt auch das Bundesverfassungsgericht. Die Karlsruher Richter wiesen eine Beschwerde von Block ab. In der veröffentlichten Begründung hieß es, alle vier gemeinsamen Kinder hätten nach der Trennung des Paares 2014 und der Scheidung 2018 zunächst bei der Mutter gelebt. Für Besuche bei dem Vater gab es seit 2015 eine Umgangsregelung. Im Juli 2021 zog die älteste Tochter im Einvernehmen mit der Mutter zu ihrem Vater.

Seit August 2021 leben die beiden jüngsten Kinder beim Vater. Nach einem Wochenendbesuch hatte er mitgeteilt, dass er sie wegen "kindeswohlgefährdenden" Verhaltens der Mutter nicht zurückbringen werde. Über die genauen Vorwürfe ist offiziell nichts bekannt. Im Herbst 2021 sprach das OLG der Mutter vorläufig das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht zu und verpflichtete den Vater zur Herausgabe der Kinder an die Mutter.

Warum entschieden dänische Gerichte anders?

Als einziges EU-Land erkennt Dänemark Entscheidungen von Gerichten anderer Mitgliedsländer in Sorgerechtsstreitigkeiten nicht automatisch an. Ende 2021 erklärte ein dänisches Amtsgericht die Vollstreckung der deutschen Entscheidung für unzulässig.

Block stellte 2022 in Dänemark einen Antrag auf Rückführung ihrer Kinder nach dem dänischen Kindesentführungsgesetz. Daraufhin habe im Februar 2023 ein Gericht festgestellt, dass der Junge und das Mädchen zwar widerrechtlich nach Dänemark gebracht worden seien, sie aber nicht zurückgeführt werden könnten.

Sehen deutsche Familiengerichte den Fall anders?

Grundsätzlich nicht. Das Hamburger Familiengericht erklärte sich im Oktober 2023 für nicht zuständig. Diese Entscheidung wurde Ende November vom Oberlandesgericht unterstützt. Dasselbe Gericht wies im Februar 2024 eine Beschwerde von Block zurück und stellte darin wie das dänische Gericht fest, dass aufgrund der konstanten Äußerungen der Kinder, beim Vater leben zu wollen, ein Wechsel nicht erzwungen werden könne. Beide Kinder hätten sich an ihrem neuen Aufenthaltsort sozial integriert und sprächen Dänisch.

Bleibt das Verhalten des Vaters folgenlos?

Möglicherweise nicht. Die Hamburger Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen ihn und dessen neue dänische Ehefrau wegen Entziehung Minderjähriger erhoben. Die Eröffnung eines Prozesses lehnte das Amtsgericht ab. Doch dagegen legte die Staatsanwaltschaft erfolgreich Beschwerde ein.

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Was sagt der Verteidiger des Vaters?

Hensels Anwalt Philip von der Meden argumentiert, der Vater habe seine Kinder vor Gewalt geschützt. Er erklärte 2024: "Sollte es zu einer Hauptverhandlung kommen, halte ich einen Freispruch für meinen Mandanten für zwingend. Seine Kinder vor Gewalt zu schützen, darf nicht strafbar sein."

Blocks Anwalt Kury erklärte zu den Vorwürfen gegen seine Mandantin: "In den familiengerichtlichen Verfahren ist das Gegenstand, und die Mutter hat auch immer gesagt, dass sie die Kinder natürlich nicht geschlagen hat, und es gibt keine Beweise dafür." Psychologen hätten immer wieder festgestellt, dass die Kinder durch den Vater schwer beeinflusst worden seien.

Könnte Christina Block bei einem Freispruch das Sorgerecht zurückbekommen?

Das ist unwahrscheinlich. Die Gerichte in Dänemark und Deutschland haben erklärt, dass es vor allem um das Wohl der Kinder gehe. Außerdem wollten weder der Sohn noch die Tochter zur Mutter zurückkehren. Anfang Mai dieses Jahres sprach ein dänisches Gericht dem Vater das alleinige Sorgerecht zu.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Transparenzhinweis

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