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Zeuge schildert Pistorius' Tränen über sein Opfer


Prozess gegen Pistorius
Zeuge schildert Pistorius' Tränen über sein Opfer

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 06.03.2014Lesedauer: 3 Min.
Oscar Pistorius vor GerichtVergrößern des BildesVierter Prozesstag in Pretoria: Immer wieder reibt sich Pistorius die Augen (Quelle: ap-bilder)
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Am vierten Tag des Mordprozesses gegen den südafrikanischen Athleten Oscar Pistorius hat der erste Augenzeuge vom Tatort über dramatische Minuten in der Tatnacht berichtet und einen heftigen Gefühlsausbruch beim angeklagten Paralympics-Star ausgelöst.

Ohne seine Beinprothesen habe der Angeklagte über seiner leblosen, blutenden Freundin Reeva Steenkamp gestanden und weinend gesagt, "Ich habe sie erschossen, Ich dachte, sie wäre ein Einbrecher und ich habe sie erschossen", zitierte der Radiologe Johan Stipp im Zeugenstand des Prozesses in Pretoria den Angeklagten.

Während der Mediziner über die schrecklichen Ereignisse der Tatnacht berichtete, schluchzte der 27-jährige Angeklagte, er weinte und hielt sich zeitweise die Ohren zu. Nach Sitzungsende umarmten der 27-Jährige und seine Schwester Aimee sich minutenlang.

Pistorius soll laut gebetet haben

Der behinderte Profisportler habe laut gebetet und Gott angefleht, seine Freundin möge nicht sterben, so Stipp weiter. Der Arzt stellte aber fest, dass die blutende Frau nicht mehr geatmet und keinen Puls mehr gehabt habe. Pistorius habe unter Tränen gesagt, er würde sein Leben geben, wenn Reeva nur durchkäme.

Stipp ist ein Nachbar von Pistorius in der geschlossenen Wohnanlage in Pretoria, kannte Pistorius aber nicht. Er sagte aus, er sei in der Tatnacht von drei lauten Geräuschen aufgewacht, die seiner Vermutung nach Schüsse waren. Dann habe er eine Frau schreien hören. Er sprach erst von einer Frauenstimme, gab aber im Kreuzverhör des Verteidigers Barry Roux zu, nicht völlig sicher zu sein, wessen Stimme es war.

Haus hell erleuchtet

Von seinem Balkon aus habe der Radiologe gegenüber das Haus gesehen, das hell erleuchtet war. Von dort aus habe er das Badezimmer von Pistorius gut sehen können. Nachdem er vergeblich versucht habe, telefonisch Hilfe zu bekommen, sei er zunächst zum lokalen Sicherheitsdienst und dann aus ärztlichem und nachbarschaftlichem Pflichtgefühl schnell angekleidet und zum Haus von Pistorius geeilt.

Dort fand er laut seiner Aussage vor dem Haus einen Mann vor, der mit seinem Handy telefonierte, und eine Frau, die ihm die Tür geöffnet habe. Er selbst habe sich als Arzt identifiziert und Hilfe angeboten. Daraufhin sei er zu Reeva Steenkamp geführt worden, die blutüberströmt im Eingangsbereich gelegen habe. Neben ihr saß ein offenbar völlig verzweifelter Pistorius, der versucht habe, seine Freundin wiederzubeleben.

"Er wollte auf jeden Fall, dass sie lebt"

Auf die Frage von Pistorius' Anwalt, ob der Sportler aufrichtig wirkte, sagte Stipp: "Er wollte auf jeden Fall, dass sie lebt." Auch habe Pistorius sich sehr bemüht, Steenkamp zu helfen, habe ihr etwa Bandagen auf die blutenden Wunden gehalten und versucht, ihre Atemwege frei zu bekommen.

In den frühen Morgenstunden des 14. Februar 2013 hatte der Paralympics-Star seine Freundin Reeva Steenkamp in seiner Wohnung durch eine verschlossene Badezimmertür erschossen. Pistorius hält an seiner Version fest, er habe einen Einbrecher im Haus vermutet und dadurch seine Freundin nur irrtümlich erschossen. Zudem hatte er von einem harmonischen Abend mit Steenkamp gesprochen. Dieser Darstellung würden laute Hilferufe aber widersprechen.

Mehrere Zeugen belasten Pistorius

In den ersten Tagen des Mordprozesses hatten Zeugen der Anklage die Darstellung des Sportidols infrage gestellt. Vor allem schilderten sie Schreie und Streit im Haus von Pistorius vor den tödlichen Schüssen in der Nacht zum Valentinstag 2013. Insgesamt sollen in dem Prozess 107 Zeugen allein der Anklage gehört werden - Stipp war der siebte bisher.

Das spektakuläre Verfahren, das am Montag begann, wird vermutlich deutlich länger als die geplanten 15 Verhandlungstage dauern. Erstmals in der Geschichte Südafrikas wird ein Mordprozess in weiten Teilen live vom Fernsehen übertragen. 300 Journalisten aus dem In- und Ausland verfolgen den spektakulären Prozess.

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