"Dienst im KZ nicht ausgesucht" Prozess gegen SS-Wachmann in Hamburg beginnt
Als 17-Jähriger soll er mit einer Waffe auf den Wachtürmen eines Konzentrationslagers gestanden haben. Jetzt muss sich der ehemalige SS-Mann vor Gericht verantworten.
Zum Auftakt eines Prozesses um Verbrechen im Konzentrationslager Stutthof hat sich der 93 Jahre alte Angeklagte zu seiner Vergangenheit als SS-Wachmann bekannt. Er sei im Sommer 1944 als 17-Jähriger zur Wehrmacht eingezogen worden und habe dann, weil er nicht kriegsverwendungsfähig war, den Marschbefehl nach Stutthof bei Danzig bekommen, sagte sein Verteidiger Stefan Waterkamp am Donnerstag vor der Strafkammer am Landgericht Hamburg.
"Er war zu dieser Zeit nicht freiwillig in die SS eingetreten, er hat sich den Dienst im Konzentrationslager nicht ausgesucht." Der im Rollstuhl sitzende, aber rüstig wirkende Angeklagte bestätigte, dass die Erklärung in seinem Namen abgegeben wurde.
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Die Staatsanwaltschaft wirft dem bei Danzig geborenen Rentner vor, Beihilfe zum Mord an 5.230 Menschen geleistet zu haben. Als Wachmann habe er zwischen dem 9. August 1944 und dem 26. April 1945 "die heimtückische und grausame Tötung insbesondere jüdischer Häftlinge unterstützt". Er habe mit einer Waffe Dienst auf den Wachtürmen verrichtet und Arbeitskommandos von Häftlingen bewacht, sagte Oberstaatsanwalt Lars Mahnke. Der Angeklagte habe teilweise bis ins Detail Kenntnis von den Erschießungen gehabt.
- Nachrichtenagentur dpa