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Lago Maggiore: Vier Tote bei Bootsunglück – 20 Geheimagenten an Bord


Tödlicher Unfall am Lago Maggiore
Was machten die Geheimagenten auf dem Ausflugsdampfer?

Von t-online, aj

Aktualisiert am 31.05.2023Lesedauer: 3 Min.
Schiffsunglück am Lago Maggiore: Wegen einem heftiges Gewitter mit Windböen ist ein Boot gekentert. (Quelle: Glomex)
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Auf dem Lago Maggiore in Italien sind vier Menschen ums Leben gekommen – drei von ihnen waren Geheimagenten. Der Vorfall wirft viele Fragen auf. Ein Überblick.

Zwei italienische Geheimdienstmitarbeiter, ein Ex-Mitglied der israelischen Sicherheitskräfte und eine Russin: Beim Kentern eines Ausflugsschiffs auf dem Lago Maggiore in Norditalien sind vier Menschen ums Leben gekommen (hier lesen Sie mehr dazu). "Schiffbruch der 007" titelte die italienische Tageszeitung "La Stampa" nach dem Unglück am vergangenen Sonntag.

Die Hintergründe des Unfalls, der Anlass des Treffens und die Identität der Personen an Bord des Ausflugsboots – der Vorfall wirft viele Fragen auf. Ein Überblick:

Wer waren die Opfer? Den Angaben der Ermittler zufolge starben die italienischen Agenten Claudio Alonzi (62) und Tiziana Barnobi (53) sowie der pensionierte Agent des israelischen Mossad, Shimoni Erez (50). Dessen Tod hat mittlerweile auch das israelische Außenministerium bestätigt. Das vierte Opfer ist die Russin Anya Bozhkowa (50), die Ehefrau des Kapitäns, der das Boot an Touristen verleiht.

Der Unfall ereignete sich am Sonntag um kurz nach 19 Uhr in der Nähe von Lisanza rund 150 Meter vom Ufer entfernt. Zu dem Zeitpunkt waren Medienberichten zufolge bis zu 25 Menschen an Bord des Ausflugsboots – 20 davon sollen "italienische und israelische Agenten" gewesen sein. Die Überlebenden konnten sich schwimmend ans Ufer retten oder wurden von vorbeifahrenden Booten aus dem Wasser gezogen.

Die Passagiere hatten es dann offenbar eilig, den Ort des Geschehens zu verlassen. Der Zeitung "La Repubblica" zufolge sind zehn Israelis am Montagmorgen per Militärflug nach Tel Aviv zurückgekehrt. Auch "die Italiener haben in aller Eile" die Notaufnahme und Hotels, in denen sie untergebracht waren, verlassen. Das berichtete das Onlineportal Milano Today. Huffington Post Italia schrieb, die Betroffenen seien in der Nacht zum Montag noch vernommen worden, dann aber "schnell verschwunden".

Was war der Anlass des Treffens? Der Lago Maggiore ist der zweitgrößte See Italiens und ein beliebtes Urlaubsziel. Der italienischen Zeitung "Corriere della Serra" zufolge wurde auf dem Boot offiziell ein Geburtstag gefeiert. Der zuständige italienische Staatssekretär Alfredo Mantovano sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Das für den italienischen Geheimdienst arbeitende Ehepaar, das bei dem Unfall starb, wollte demnach an Bord den Geburtstag eines Freundes feiern.

In einem Bericht der "Bild" wurde spekuliert, dass es auf dem Boot zu einem Austausch von geheimen Unterlagen gekommen sein könnte, nachdem sich die Gruppe mittags schon im Restaurant "Il Verbano" zusammengesetzt habe. Einem Reporter der Zeitung zufolge waren am Dienstag Taucher zu sehen, die am Ufer ins Wasser gingen – an einer ganz anderen Stelle als noch am Montag. Polizisten hätten Nachfragen mürrisch abgeblockt, die Bergungsarbeiten seien abgeschirmt worden.

"Bild" zitierte Carlo Nocerino, den Chef der Staatsanwaltschaft von Busto Arsizio: "Alle denken, es sei eine italienische Affäre, dass sich die Geheimdienstmitarbeiter dort auf dem Boot trafen. Aber ich gehe davon aus, dass sie sich einfach auf einer Geburtstagsfeier getroffen haben. Solange wir das Schiff nicht gehoben haben, wissen wir aber natürlich auch nicht, was dort für Papiere oder persönliche Gegenstände mit untergegangen sind."

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Was war die Unglücksursache? Bisher deutete alles darauf hin, dass heftige Winde und starke, lokale Niederschläge dazu führten, dass das Boot mit dem Namen "Good…uria" umkippte und schätzungsweise 15 Meter tief auf den Seegrund sank. Die vier Toten waren womöglich im sinkenden Boot eingeschlossen und konnten sich nicht rechtzeitig befreien.

Nach Angaben des Präsidenten der Region Lombardei, Attilio Fontana, war der "sehr schwere Vorfall" durch eine "Windhose" ausgelöst worden. Das 16 Meter lange Boot sei von Touristen gemietet worden, teilte Fontana im Onlinenetzwerk Facebook mit.

Doch der Sturm war offenbar nicht der alleinige Faktor: Laut dem "Corriere della Sera" waren eigentlich nur 15 Passagiere auf dem Boot zugelassen.

Dass das Boot derart überladen war, habe wiederum die Manövrierfähigkeit deutlich eingeschränkt – erst recht bei dem Sturm, der zum Zeitpunkt des Unglücks tobte. Dem Bericht zufolge konnte das Boot den Wellen nicht mehr ausweichen – und kenterte.

Welche Details gibt es zu den Ermittlungen? Staatsanwalt Nocerino bestätigte "Bild", dass sich die Ermittlungen nicht gegen eine konkrete Person richteten. In der Verantwortung stehe allerdings der Kapitän des Touristenbootes. "Corriere della Sera" berichtete, er habe nicht nur die maximal zulässige Anzahl an Passagieren missachtet, sondern offenbar auch sämtliche Wetterwarnungen. Auch habe es womöglich nicht ausreichend Schwimmwesten an Bord gegeben. Vorab waren heftige Windböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 Kilometern pro Stunde vorausgesagt worden.

Verwendete Quellen
  • milanotoday.it:"Naufragio degli 007 nel Lago Maggiore: prosegue il recupero della barca"(italienisch)
  • huffingtonpost.it:"Sul Lago Maggiore il naufragio degli 007 italiani e israeliani, vittime del downburst"(italienisch)
  • milano.repubblica.it: "La barca naufragata nel lago Maggiore: a bordo 20 agenti dell'Intelligence italiani e israeliani"(italienisch)
  • milano.corriere.it: "Il naufragio nel Lago Maggiore: lo scambio di documenti tra 007, gli errori dello skipper e la fuga dalle case in affitto" (italienisch)
  • bbc.com: Italy: Agents die when boat capsizes on Lake Maggiore (englisch)
  • bild.de: "Krimi um Todes-Schiff voller Geheimagenten"
  • Mit Material von dpa und afp
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