t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePanoramaKriminalität

Essener Polizei findet im Keller Akten zur Aldi-Entführung


Könnte "bisherige Lücken schließen"
Polizei findet Akten zur Aldi-Entführung in Keller

Von dpa, t-online, mtt

Aktualisiert am 25.07.2025 - 11:13 UhrLesedauer: 3 Min.
imago200075945Vergrößern des Bildes
Ermittler im Entführungsfall präsentieren 1971 den Lösegeld-Koffer (Archivbild): In ihm wurden sieben Millionen Mark transportiert. (Quelle: KINGLER-BUSSHOFF,xMarga /imago)
News folgen

Es ist einer der spektakulärsten Kriminalfälle der Bundesrepublik – und bis heute gibt es offene Fragen. Können Ermittler diese bald beantworten?

Das Polizeipräsidium Essen meldet einen außergewöhnlichen Fund: Im eigenen Keller sind in einem Lagerraum lange vergessene Akten aufgetaucht. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, hatten Mitarbeiterinnen des Landesarchivs im Frühjahr mit der Sichtung begonnen. Inzwischen stehe fest, dass die Untersuchung "spannende Erkenntnisse" zutage fördere.

Loading...

In mehreren prominenten Fällen seien wichtige Entdeckungen gelungen, teilten die Beamten mit. Unter den Akten würden sich etwa "bedeutende Unterlagen zu Kapitalverbrechen" befinden. Es handele sich unter anderem um bisher ungelöste Mordfälle, die bis 1927 zurückreichen.

Einen Fall heben die Ermittler besonders als "regelrechten Glücksfall" hervor: Zur spektakulären Entführung des Aldi-Gründers Theo Albrecht im Jahr 1971 sei ein ganzer Karton mit polizeilichen Ermittlungsakten aufgetaucht. Zusammen mit Unterlagen des Justizministeriums und der Generalstaatsanwaltschaft Hamm könnten diese möglicherweise "bisher bestehende Lücken bei der Erforschung des Verbrechens schließen", hoffen die Beamten.

Aldi-Entführung – offene Fragen bis heute

Bis heute sind in dem Entführungsfall mehrere Fragen offen. Zum Beispiel: Was ist aus dem Rekord-Lösegeld geworden, das die beiden Entführer damals kassierten? Sieben Millionen Mark hatten sie für die Freilassung des Aldi-Gründers erhalten, so viel war zuvor noch in keinem Entführungsfall in der Bundesrepublik gezahlt worden. Rund die Hälfte des Geldes ist bis heute verschwunden.

Tagelang verhandelten die Täter damals per Brief und per Telefon – bis sie die damals kaum vorstellbar hohe Summe bekamen. Die Essener Polizei gründete eine Sonderkommission mit mehr als 160 Ermittlern für die bis dato größte Fahndung in der Bundesrepublik. Nach 17 Tagen Gefangenschaft kam Theo Albrecht frei. Das Lösegeld war vom damaligen Ruhrbischof Franz Hengsbach überbracht worden. Die beiden Täter, ein "Diamanten-Paule" genannter Tresorknacker und ein Düsseldorfer Rechtsanwalt mit hohen Spielschulden, wurden 1973 zu jeweils achteinhalb Jahren Haft verurteilt.

Pensionierter Ermittler kam auf die Idee mit den Akten im Keller

Auf die Akten sei die vor zwei Jahren gegründete Ermittlungsgruppe Cold Cases – also eine Ermittlungsgruppe für ungelöste Kriminalfälle – gestoßen, hieß es nun. Ermittler des Kriminalkommissariats der Polizei Essen arbeiten dort mit bereits pensionierten Polizeibeamten zusammen, die aus ihrem Ruhestand zurückkommen, um in den ungelösten Fällen zu ermitteln.

"Einer der Ermittler hat gesagt, wir müssen mal in den Keller, da liegen noch alte Akten", erklärte eine Polizeisprecherin. Der Keller sei dann nach und nach aufgeräumt worden. Mit Erfolg: "Es wurden sehr, sehr viele Akten gefunden." Teilweise sei das Papier schon nicht mehr gut erhalten gewesen. "Aber es waren auch einige spannende Sachen dabei, teilweise regelrechte Schätze zu alten Kriminalfällen."

Die meisten Fälle lägen allerdings schon so weit in der Vergangenheit, dass an ihnen nur noch ein historisches Interesse bestehe – neue Ermittlungen werde es wohl nicht mehr geben, sagte die Sprecherin.

Akte zur Ermordung von SS-Mann gefunden

Es sei dann relativ schnell entschieden worden, dass die meisten Akten weniger für die aktuelle Ermittlungsarbeit, sondern vor allem für Historiker interessant sein könnten. So sei etwa eine Akte zur Ermordung des SS-Mannes Arnold Guse 1932 gefunden worden. "Der Fall sorgte im Ruhrgebiet für großes Aufsehen", betonte die Polizei. Anfangs sei damals propagiert worden, dass er von Kommunisten erschossen worden sei – doch die Ermittlungen kamen zu dem für die Nazis unliebsamen Ergebnis, dass der Schuss von einem der eigenen Leute abgegeben worden war.

Auch zum Mord an der Lehrerin Luise Stöckner in Mülheim an der Ruhr im Jahr 1965 fanden sich Unterlagen im Präsidiums-Keller. Der rätselhafte Fall wurde 1977 noch einmal in der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY ungelöst" vorgestellt, blieb aber bis heute ungelöst.

Die alten Akten würden nun restauriert und soweit datenschutzrechtlich möglich im Landesarchiv auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, sagte die Polizeisprecherin. Am Dienstag werde Polizeipräsident Andreas Stüve die Papiere bei einem Pressetermin offiziell an das nordrhein-westfälische Landesarchiv übergeben.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...


Bleiben Sie dran!
App StorePlay Store
Auf Facebook folgenAuf X folgenAuf Instagram folgenAuf YouTube folgenAuf Spotify folgen


Telekom