Feier zur Sommersonnenwende Tausende harren nachts an berühmtem Wahrzeichen aus

Normalerweise ist das berühmte Stonehenge-Wahrzeichen abgesperrt – bis auf eine einzige Nacht im Jahr. Doch die Geschichte des Steinkreises bleibt rätselhaft.
Langsam schiebt sich die Sonne über den Horizont. Zwischen den jahrtausendealten Steinen von Stonehenge jubeln Menschen, zücken ihre Handys oder verharren still im Moment. Gegen fünf Uhr morgens am Samstag ist es so weit: Die Sommersonnenwende erreicht ihren Höhepunkt. Für diesen Augenblick haben Tausende auf einer Wiese in Südengland die Nacht durchgemacht – mit Decken, Picknick, Trommeln. Nur zu diesem Anlass ist es erlaubt, den weltberühmten Steinkreis zu betreten.
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Schon am Vorabend beginnt das Warten. Auf einer Wiese nahe Amesbury schlagen Familien ihre Lager auf, junge Frauen tragen Blumenkränze im Haar, einige Besucher erscheinen in langen Druidenroben. Sie trommeln, tanzen, schlafen unter freiem Himmel. Alkohol ist nicht erlaubt, doch das tut der Stimmung keinen Abbruch. Die einen kommen wegen alter Rituale, die anderen wollen Teil eines besonderen Moments sein.
Was viele Besucher anzieht, lässt sich kaum mit Fakten erklären. Sarah aus London sagt: "Ich habe mich noch nie so sehr wie ein Mensch gefühlt." Der Gedanke, dass an diesem Ort seit Jahrtausenden zur Sommersonnenwende gefeiert werde, berühre sie. Technik spiele in dieser Nacht für sie keine Rolle. "Aber man hat auch eh keinen Empfang." Auch Grant aus den USA ist nach Stonehenge gereist. Für ihn ist der Steinkreis "wie ein Portal in eine andere Welt".
Stonehenge wurde vor etwa 5.000 Jahren errichtet
Stonehenge gehört zu den bekanntesten Wahrzeichen Großbritanniens. Die ersten Bauteile wurden vor etwa 5.000 Jahren errichtet. Laut der Organisation English Heritage ist das Monument ein Meisterwerk der Ingenieurskunst – geschaffen mit einfachen Werkzeugen und enormem Aufwand. Einige der massiven Steine wurden über weite Strecken transportiert, darunter der Altarstein, der aus walisischem Sandstein besteht.
Von Beginn an sei es um Spiritualität gegangen, schreibt English Heritage. Die Erbauer – vermutlich Bauern, Hirten und Viehzüchter – hätten den Wechsel der Jahreszeiten sowohl praktisch als auch spirituell genutzt. Eine mögliche Erklärung: Zur Sommersonnenwende könnten Rituale stattgefunden haben, etwa zur Verehrung einer Sonnengottheit oder zum Gedenken an die Toten.
Trotz aller Spekulationen bleibt Stonehenge geheimnisvoll – und genau das fasziniert viele. Eine Autorin der "Financial Times" beschreibt das jährliche Ereignis als absurde, aber erhebende Erfahrung, die sie und andere nicht mehr loslässt.
Der Historiker Ronald Hutton von der Universität Bristol nennt Stonehenge einen "Tempel des Volkes" – religiös und moralisch gehöre er niemandem allein. Vielleicht zieht genau das die Menschen immer wieder an: die Mischung aus Geschichte, Gemeinschaft und der Hoffnung auf einen besonderen Moment.
- Material der Nachrichtenagentur dpa
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