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Erdbeben in Westtürkei: 70 Beben binnen Stunden – was steckt dahinter?


Ungewöhnliches Schwarmbeben
Tiefer Riss unter Anatolien: 70 Erdbeben in wenigen Stunden


10.06.2025 - 12:43 UhrLesedauer: 2 Min.
Erdbebenkarte Westtürkei: Spannungen im Erdinneren sorgen für ungewöhnliche Schwarmbeben.Vergrößern des Bildes
Erdbebenkarte der Westtürkei: Spannungen im Erdinneren führten zu ungewöhnlichen Schwarmbeben. (Quelle: https://www.emsc.eu/)
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In der Westtürkei haben zahlreiche Erdbeben in kurzer Zeit Besorgnis ausgelöst. Wissenschaftler vermuten hinter dem Phänomen tektonische Ursachen und geothermale Einflüsse.

Am Montag kam es im Westen der Türkei, nahe der Stadt Simav in der Provinz Kütahya, zu einem Erdbebenschwarm mit etwa 70 Einzelbeben innerhalb weniger Stunden. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 3,2. Das Epizentrum lag rund 15 Kilometer nordnordwestlich von Simav in einer Tiefe von neun Kilometern. Am Dienstag setzte sich die Erdbebenserie fort.

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Bislang liegen keine Berichte über Schäden oder Reaktionen der Behörden als Folge des Erdbebenschwarms vor. Weder die türkische Katastrophenschutzbehörde AFAD noch lokale Medien haben offizielle Stellungnahmen oder Warnungen veröffentlicht. Schließlich ist bei dieser Stärke auch nicht mit sichtbaren Schäden zu rechnen.

Dennoch ist der Erdbebenschwarm vom tektonischen Aspekt her und insbesondere im Zusammenhang mit Vulkanismus interessant. Die geodynamische Umgebung der Region um Simav ermöglicht nicht nur Erdbeben, sondern begünstigt auch magmatische Aktivitäten. Dieser Prozess führte bereits vor rund 23 Millionen Jahren zum Vulkanismus in der Region.

Zuletzt kam es in der Türkei Ende April zu einem ungewöhnlichen Schwarmbeben. Damals wurden 100 Erdbeben registriert. Die stärkste Einzelerschütterung hatte eine Magnitude von 4,6 und wurde in einer Tiefe von rund acht Kilometern registriert. Die seismische Aktivität hielt über drei Tage hinweg an.

Anatolischer Block bewegt sich nach Westen

Die Region um Simav liegt im westlichen Anatolien, einem Gebiet, das durch eine aktive Dehnungszone geprägt ist. Die Simav-Fault-Zone (SFZ) ist eine bedeutende geologische Struktur in diesem Bereich und erstreckt sich über etwa 205 Kilometer in nordwestlich-südöstlicher Richtung.

Was ist eine Dehnungszone?

Eine Dehnungszone ist ein geologisches Gebiet, in dem sich die Erdkruste auseinanderzieht. Die Folge: Die Kruste wird dünner, es entstehen Gräben und Spalten. In solchen Regionen kommt es häufig zu Erdbeben und mitunter auch zu vulkanischer Aktivität.

Die Simav-Fault-Zone begrenzt den Simav-Graben, ein geologisches Becken, das durch die Dehnung der Erdkruste entstanden ist. Diese Dehnung ist eine Reaktion auf die westwärts gerichtete Bewegung des anatolischen Blocks, die durch die Kollision der eurasischen und arabischen Platte verursacht wird.

Ursache für den aktuellen Erdbebenschwarm

Die Region ist zudem für ihre geothermische Aktivität bekannt. Das Simav-Geothermiefeld ist eines der bedeutendsten in der Türkei. Das unterirdische Wasser beziehungsweise der Dampf in Gesteinsschichten hat hier eine Temperatur zwischen 160  und 250  Grad Celsius. Das geothermische Wasser stammt hauptsächlich aus meteoritischem Wasser, das durch die Erdkruste zirkuliert.

Eine Kombination aus Erdbewegungen und Wärme aus dem Erdinneren könnte also den aktuellen Erdbebenschwarm erklären. Wenn sich heiße, flüssige Gesteinsmassen entlang von Rissen im Boden bewegen, kann das Spannungen erzeugen, die sich in einer Reihe kleiner Beben entladen.

Simavs Vulkanismus und Erdbebengefahr in der Türkei

Die geodynamische Umgebung der Region um Simav ermöglicht nicht nur Erdbeben, sondern begünstigt auch magmatische Aktivitäten. Bereits im Miozän und Frühquartär führte dieser Prozess zum Vulkanismus in der Region.

Am 19. Mai 2011 forderte in der Region Simav ein Erdbeben mit einer Magnitude von 5,8 zwei Todesopfer und über hundert Verletzte. In den Wochen danach folgten mehr als 450 Nachbeben. Die aktuellen Beben sind bislang schwächer, könnten jedoch in einem geologischen Zusammenhang mit früheren Ereignissen wie dem Bebenscharm von 2011 stehen.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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