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Berlin im Mai 1945: Zeitzeuge berichtet


Tagesanbruch
Eine Lehre für alle Bürger

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 03.05.2025 - 09:16 UhrLesedauer: 3 Min.
Holocaust-Mahnmal in Berlin.Vergrößern des Bildes
Holocaust-Mahnmal in Berlin. (Quelle: IMAGO/Hans Scherhaufer)
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Guten Morgen liebe Leserin, lieber Leser,

hört und liest man dieser Tage Nachrichten, könnte man meinen, wir erlebten eine hochdramatische Zeit: Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen, Donald Trump und das Zollchaos, das vorzeitige Ende einer Bundesregierung und der Start einer neuen. Viele Zeitgenossen fühlen sich überfordert von der Schlagzahl der Ereignisse, verweigern den Nachrichtenkonsum und ziehen sich aus öffentlichen Debatten zurück.

Gewiss erzeugt das News-Dauerfeuer den Anschein permanenter Dramatik, doch sollte man die Relationen wahren. Um die Geschehnisse zu gewichten, hilft es, sie im historischen Kontext zu betrachten. Die anstehenden Jahrestage geben Anlass dazu. Was vor 80 Jahren hierzulande geschah, war ungleich dramatischer als die Gegenwart: Die Alliierten eroberten Deutschland, das nationalsozialistische Gewaltregime brach zusammen, am 8. Mai endete der Zweite Weltkrieg in Europa.

Große Teile des Kontinents lagen in Schutt und Asche. Sowjetische Soldaten besetzten Berlin (hier sehen Sie einen Farbfilm aus diesen Tagen). Weltweit waren dem sechsjährigen Gemetzel rund 60 Millionen Menschen zum Opfer gefallen, 6 Millionen Juden wurden von den Nazis und deren Schergen ermordet. Bei der Befreiung der Konzentrations- und Vernichtungslager boten sich den alliierten Soldaten Bilder des Grauens. In ihrem Rassenwahn hatten die Nazis die schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte begangen, und Millionen Menschen hatten mitgemacht. Zum vollständigen Bild gehört auch, dass zwischen 12 und 18 Millionen Deutsche von den vorrückenden Sowjets aus den ehemaligen Ostgebieten vertrieben wurden. Hunderttausende kamen dabei ums Leben, Tausende Frauen wurden von Rotarmisten vergewaltigt.

Auf den Trümmern des Nazireichs entstanden zwei deutsche Staaten – Bundesrepublik und DDR –, die seit 1990 wiedervereinigt sind. Heute zählt dieses Deutschland zu den wohlhabendsten und einflussreichsten Demokratien der Welt. Aber der Schwur "Nie wieder!" geht vielen Bürgern nur noch als hohle Floskel über die Lippen. Umso wichtiger ist es, an die Geschehnisse vor 80 Jahren zu erinnern, Lehren daraus zu ziehen, das Bewusstsein wachzuhalten, dass Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat keine Selbstverständlichkeiten sind, sondern jeden Tag belebt und verteidigt werden müssen – nicht allein von Politikern, sondern von allen Bürgern.

Wie war das damals, Anfang Mai 1945, als das Nazireich endgültig zusammenbrach und Deutschland die "Stunde Null" erlebte? Um das zu verstehen, kann man Bücher lesen, Filme anschauen, Museen und Gedenkstätten besuchen. Oder man befragt Zeitzeugen. Es sind nicht mehr viele Menschen, die uns aus dieser Zeit berichten können, aber mit einem konnte ich reden: Axel Gebhard war damals 13 Jahre alt und wohnte mit seiner Familie in Berlin-Zehlendorf.

Im Podcast "Tagesanbruch – Die Diskussion" erzählt der 93-Jährige, was er damals erlebte: von den Bombennächten und vom Häuserkampf um Berlin, von den Nazis und von Rotarmisten. Er erklärt, wie er und seine Familie mit der Gewalterfahrung umgingen und welche Lehre wir heute aus der Geschichte ziehen sollten – in einer Zeit, in der Extremisten und Populisten wieder erstarken. Was auch immer Sie an diesem Wochenende vorhaben, bitte nehmen Sie sich einige Minuten Zeit und hören Sie Axel Gebhard zu. Sie werden es nicht bereuen:

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Axel Gebhard erlebte als 13-Jähriger die Eroberung Berlins durch die Rote Armee. Heute wohnt der 93-Jährige in Mainz.
Axel Gebhard erlebte als 13-Jähriger die Eroberung Berlins durch die Rote Armee. Heute wohnt der 93-Jährige in Mainz. (Quelle: Lukas Görlach/VRM)

Weitere Erinnerungen an das Kriegsende 1945 finden sich in dem Buch "Erzähl mal: Zweiter Weltkrieg", in dem Axel Gebhard seine Erinnerungen schildert.

Ich wünsche Ihnen ein erkenntnisreiches Wochenende. Am Montag kommt der Tagesanbruch von Daniel Mützel, am Dienstag lesen Sie wieder von mir.

Herzliche Grüße

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Alle Podcast-Folgen der Diskussion am Wochenende finden Sie hier in einer Liste auf Spotify.
Alle bisherigen Tagesanbruch-Ausgaben finden Sie hier.
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