Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Tagesanbruch Es geht um die heikelste deutsche Mission

Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,
die Welt ist unsicherer geworden. Israels Enthauptungsschlag gegen Irans Nuklearprogramm und führende iranische Militärs schwächt das Teheraner Regime und dessen ideologische Expansionsbestrebungen im Nahen Osten. Zugleich schürt die Operation jedoch die Eskalation, weil die Mullahs – nun zum wiederholten Male vor aller Augen gedemütigt – auf Rache sinnen. Am Freitagabend begann das Regime in Teheran mit ersten Vergeltungsangriffen, in Tel Aviv schlugen Raketen ein. Nicht nur Israelis, auch Amerikaner und womöglich auch Deutsche müssen nun überall in nahöstlichen Gefilden mit Bedrohungen rechnen. Das Auswärtige Amt hat eine Reisewarnung für die Golfregion ausgesprochen.
Auch in Osteuropa verschärft sich die Bedrohungslage. In der Ukraine setzt Putins Armee ihre Sturmangriffe fort, opfert täglich unzählige Soldatenleben für wenige Quadratmeter Bodengewinn und terrorisiert die Zivilbevölkerung mit nächtlichen Luftangriffen. Die Menschen wehren sich bewundernswert standhaft, doch vielerorts im Land fressen sich Zermürbung, Ohnmachtsgefühl und Verzweiflung in die Gesellschaft.
Der Zar im Kreml konterkariert jeden Verhandlungsimpuls aus Kiew, Washington und Brüssel mit absurden Maximalforderungen. Die Ukraine soll sich seinem Willen unterwerfen und um Gnade winseln wie ein vergewaltigtes Opfer: Das ist es, was Putin erklärtermaßen will. Angesichts der raumgreifenden Brutalität des Präsidentenverbrechers wirkt das Friedensmanifestchen führender deutscher Sozialdemokraten nicht nur naiv, sondern auch anmaßend. Als ließe sich mit einem Terroristen Frieden schließen, wenn man sich ihm fügt. Als könne man den heutigen Imperialisten im Kreml mit den pragmatischen Politbürogreisen zu Sowjetzeiten vergleichen. Als verdiene die Ukraine weniger deutsche Aufmerksamkeit als Russland.
Welch ein Irrtum. So gesehen ist es ein Glück, dass die SPD keinen Zugriff mehr auf Kanzleramt und Außenministerium hat, sondern dort nun in der ersten, zweiten und dritten Reihe Leute sitzen, die ungehindert von irrlichternden Parteipomeranzen für die Unterstützung Kiews und die Verteidigung der Freiheit arbeiten können.
Diese Freiheit wird nicht nur in Charkiw, Kiew und Lwiw verteidigt, sondern auch in Rüdninkai und Rukla: An den beiden litauischen Orten baut die Bundeswehr unter Hochdruck die Panzerbrigade 45 auf. Spätestens 2027 sollen rund 5.000 deutsche Soldaten die Nato-Ostgrenze schützen und mit schwerem Gerät Putins Invasionsarmee abschrecken. Der Kremlchef verachtet Schwäche und Kompromissbereitschaft, respektiert nur Stärke. Wer verhindern will, dass der russische Hybridkrieg gegen europäische Demokratien in einen Angriffskrieg mündet, muss entschlossene Verteidigungsbereitschaft demonstrieren. Wer künftige Schlachten verhindern will, muss zeigen, dass er kämpfen kann.
Das ist die Aufgabe von Christoph Huber. Der Brigadegeneral leitet als Kommandeur den Aufbau der deutschen Panzerbrigade in Litauen. Wie geht die Aufstellung seiner Truppe voran? Braucht die Bundeswehr wirklich schnell 60.000 weitere Soldaten – und wäre sie gewappnet für einen Drohnenkrieg wie in der Ukraine? Welche Gefahren bergen Moskaus imperiale Pläne, womöglich schon beim russischen Großmanöver "Sapad" in Belarus im September? Im Tagesanbruch-Podcast spricht General Huber mit Lisa Raphael und mir über die heikelste Mission der Bundeswehr, ich möchte Ihnen das Gespräch ausdrücklich empfehlen:
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Anschließend wünsche ich Ihnen ein sonniges Wochenende. Am Montag kommt der Tagesanbruch von Heike Vowinkel, von mir lesen Sie am Dienstag wieder.
Herzliche Grüße
Ihr
Florian Harms
Chefredakteur t-online
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