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80 Jahre Pearl Harbor: Der Tag, an dem fast 2.500 Mann fielen


Angriff auf Pearl Harbor
Japans eigentliche Beute war gar nicht in Pearl Harbor

Von Marc von Lüpke

Aktualisiert am 07.12.2021Lesedauer: 4 Min.
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Angriff auf Pearl Harbor: Die Bombardierung am frühen Sonntagmorgen traf die Menschen auf der hawaiianischen Insel völlig unvorbereitet. (Quelle: t-online)

Die Zeichen standen schon länger auf Krieg, dann schlug Japan am 7. Dezember 1941 zu – und attackierte Pearl Harbor. Der Sieg sollte sich aber als trügerisch erweisen. Und als Anfang vom Ende.

Eine merkwürdige Botschaft durcheilte am 2. Dezember 1941 die Weiten des Pazifiks. "Erklimmt den Berg Niitaka 1208", lautete ihr Text. An Bord des japanischen Flugzeugträgers "Akagi" wurde sie als Angriffsbefehl allerdings bestens verstanden. Es waren die Worte, die den Pazifik zum Schauplatz des Zweiten Weltkriegs machen sollten.

Denn wenige Tage darauf erreichte die "Akagi" eine Position nördlich von Hawaii. Und sie war nicht allein. Fünf weitere Flugzeugträger, dazu Schlachtschiffe, Kreuzer, Zerstörer und U-Boote hatte das Kaiserreich Japan fern von der Heimat in die Mitte des Stillen Ozeans entsandt. Zur Attacke, nein, zum Überfall auf den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbor auf der Insel O'ahu.

Wie auf dem Präsentierteller

Flieger für Flieger erhob sich am Morgen des 7. Dezember 1941 von den japanischen Flugzeugträgern in die Luft, insgesamt 183 Maschinen bildeten die erste Angriffswelle der "Kidō Butai", wie der Kampfverband genannt wurde. Er trug Tod und Vernichtung nach Hawaii, wie der Historiker Takuma Melber in seiner anschaulichen Darstellung "Pearl Harbor. Japans Angriff und der Kriegseintritt der USA" schreibt.

Es war nicht einmal acht Uhr morgens, als die japanischen Piloten O'ahu erreichten. Zunächst stürzten sie sich im wahrsten Sinne des Wortes auf den Flugplatz Wheeler Field. Ganz praktisch hatten die Amerikaner alle dortigen Maschinen im Freien platziert; aus Angst vor Saboteuren. Die Angreifer am Himmel bedankten sich, ihre Kameraden attackierten derweil die anderen US-Flugfelder auf dem Eiland.

Dann erklang der legendäre Funkspruch, der bis heute mit dem Überfall auf Pearl Harbor verbunden wird: "Tora, Tora, Tora". "Tiger" bedeutet "Tora" auf Japanisch, eine sehr passende Wahl. Denn: "Wie ein Tiger, der sich an seine Beute heranpirscht", so bringt es Melber auf den Punkt, "hatten Japans Angreifer am Sonntagmorgen des 7. Dezember den wichtigsten militärischen Stützpunkt der USA im Pazifik überrascht."

Das war aber nur der erste Schritt, die eigentliche Beute schwamm im Wasser von Pearl Harbor: die amerikanische Pazifikflotte. Besonders auf die großen Pötte, die Schlachtschiffe, nahmen die japanischen Piloten Kurs. Um 7.57 Uhr torpedierten sie die "USS Oklahoma", auch die "USS California", eine gut 190 Meter lange Gigantin aus Stahl, erhielt mehrere Treffer.

Keineswegs "unsinkbar"

Der 7. Dezember 1941 hatte als ein schöner, sonniger Tag begonnen, verwandelte sich dann aber in ein Inferno. Japanische Kampfflieger jagten durch die Luft, auf der Suche nach Zielen, gigantische Rauchwolken der brennenden Schiffe erhoben sich gen Himmel. Derweil versuchten die Besatzungen der amerikanischen Schiffe, die Angreifer mit dem Mut der Verzweiflung abzuwehren. Meist vergeblich.

Besonders schlimm traf es die "USS Arizona". 1915 vom Stapel gelaufen, galt das Schlachtschiff eigentlich als "unsinkbar", wie Melber schreibt. "Unsinkbar" war allerdings ein Etikett, das sich bereits bei der "Titanic" 1912 als falsch erwiesen hatte. So auch bei der "USS Arizona". Ein Flieger warf zunächst seine fast eine Tonne schwere Bombe über dem Schiff ab, die Explosion erreichte die Munitionskammer.

Über Monate hatten einst Werftarbeiter das Schlachtschiff gebaut – nun brauchten japanische Flieger nicht einmal eine Viertelstunde, um es zu zerstören. Fast 1.200 Mann starben an Bord. Während die "USS Arizona" versank, wurde ein Mann an Bord der "USS West Virginia" hingegen zum Helden.

Doris Miller, Spitzname "Dorie", arbeitete eigentlich in der Kantine des Schiffes. Als der Gegner angriff, rettete er nicht nur Verwundete, sondern feuerte mit einem Abwehrgeschütz solange auf den Feind, bis ihm die Munition ausging. Seine Tapferkeit blieb nicht ungewürdigt, Miller erhielt später mit dem Navy Cross eine der höchsten militärischen Auszeichnungen. Als erster Afroamerikaner überhaupt, einer Gruppe, die innerhalb der amerikanischen Armee vielen Diskriminierungen und Schikanen ausgesetzt war.

"Lang lebe der japanische Kaiser!"

Einige Minuten nach acht Uhr setzte Pearl Harbor die Hauptstadt Washington, D.C. dann davon in Kenntnis, was geschah: "Kampfhandlungen mit Japan haben mit einem Luftangriff auf Pearl Harbor begonnen." Die japanischen Piloten konnten ihr Glück kaum fassen. Nachdem sie die "USS California" torpediert hatten, frohlockte etwa die Crew von Akamatsu Yūji: "Tennō Heika Banzai!" "Lang lebe der japanische Kaiser!", wie Melber übersetzt.

Zufrieden konnten Akamatsu Yūji und seine Kameraden von ersten Angriffswelle zu ihren Flugzeugträgern zurückkehren. Im Wissen, dass die zweite gerade im Anflug war. Auf den Überraschungsmoment konnten diese Piloten nicht mehr zählen. Im Gegenteil: Mittlerweile hatten einzelne amerikanische Piloten ihre verschont gebliebenen Maschinen in die Luft gebracht und bekämpften den Feind am Himmel.

Trotzdem war auch die zweite Angriffswelle ein großer Erfolg. "Wir haben viel Schaden angerichtet", berichtete Genda Minoru darüber. Das konnte er mit Recht behaupten. Zahlreiche Schiffe waren schwer beschädigt worden, die Schlachtschiffe "USS Arizona", die "USS California" und die "USS Oklahoma" gar gesunken. Vor allem der menschliche Blutzoll schockierte aber die amerikanische Nation: Fast 2.500 Mann waren gefallen.

Während auf Hawaii am Mittag des 7. Dezembers 1941 Verwundete versorgt und Tote geborgen wurden, herrschte bei der japanischen Flotte Jubelstimmung. "Das Kriegsziel wurde wie erwartet erreicht", stellte mit Fuchida Mitsuo der Befehlshaber der ersten Angriffswelle fest.

Aber wurde es das wirklich?

Denn das eigentliche Ziel der Japaner befand sich beim dem Überfall auf Pearl Harbor gar nicht in Hawaii: die amerikanischen Flugzeugträger. Diesen gehörte ganz im Gegensatz zu den behäbigen Schlachtschiffen die Zukunft. Und selbst von den in Pearl Harbor schwer getroffenen Stahlgiganten musste die U.S. Navy nur die "USS Oklahoma" und die "USS Arizona" (wie das völlig veraltete Schlachtschiff "USS Utah") komplett abschreiben. Die anderen Einheiten waren in beachtlicher Zeit wieder einsatzbereit – für den Krieg gegen Japan. Die USA waren nun Kriegsteilnehmer. Was Japan und auch Adolf Hitler bald zu spüren bekommen sollten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Takuma Melber: Pearl Harbor. Japans Angriff und der Kriegseintritt der USA, München 2016
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