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Neue Menschenart auf Philippinen entdeckt: Knochen von Homo Luzonensis


Wissenschaftliche Sensation
Forscher wollen neue Menschenart entdeckt haben

Von t-online, js

Aktualisiert am 11.04.2019Lesedauer: 3 Min.
Zähne eines Luzon-Menschen: Die Funde vergleichen Wissenschaftler mit Zähnen anderer Menschenarten.Vergrößern des BildesZähne eines Luzon-Menschen: Die Funde vergleichen Wissenschaftler mit Zähnen anderer Menschenarten. (Quelle: Callao Cave Archaeology Project/ap)
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Forscher haben auf den Philippinen einen 67.000 Jahre alten Mittelfußknochen ausgegraben. Sie sind sicher: Sie haben eine bisher unbekannte Menschenart entdeckt – mit erstaunlichen Fähigkeiten.

Als der moderne Mensch, der Homo Sapiens, vor Zehntausenden von Jahren fast die ganze Erde besiedelte, da begegnete er unterwegs: anderen Menschen. Menschen, die Menschen waren, die aufrecht gingen, die Werkzeuge benutzten und intelligent waren, aber auch anders als er. So viel weiß man seit einigen Jahren. Bisher geht man von mindestens drei anderen Menschenarten aus, die zeitgleich mit dem modernen Menschen lebten.

Forscher haben im Journal "Nature" jetzt eine sensationelle Entdeckung beschrieben: eine wahrscheinlich neue Menschenart. Kleiner als der Homo Sapiens – und höchstwahrscheinlich in der Lage, das Meer zu überqueren.

13 Fundstücke von drei Menschen

Grundlage für die Beschreibung sind Knochen, die ein Team auf der Insel Luzon auf den Philippinen ausgegraben hat. Seit 2007 untersucht das Team um die französische Anthropologin Florent Détroit die Callao-Höhle. Sie fanden insgesamt sieben Zähne und sechs Knochenstücke von drei Menschen, von zwei Erwachsenen und einem Kind, 50.000 bis 67.000 Jahre alt.

Im tropischen Klima, wie auf den Philippinen, haben es Fossilien schwer. Nicht nur Werkzeuge aus dem in Asien verbreiteten Bambus verrotten in der feuchten Hitze. Auch DNA zerfällt: Die Fundstücke von Luzon enthielten allesamt keine verwertbare DNA mehr. Man weiß deshalb über den neuen Menschen nur das, was sich aus den Knochen ablesen lässt.

Doch die Wissenschaftlicher sind trotzdem überzeugt, dass sie die Überreste von Menschen einer neuen Art gefunden haben. Ihre Knochen und Zähne ähneln in manchem denen des Homo Sapiens, in manchem aber auch denen noch sehr früher Vorfahren, und sie unterscheiden sich deutlich von den Merkmalen anderer Menschenarten. Die Forscher nennen den Neuen: Homo Luzonensis. Bis neue Fossilien gefunden werden, die neue Erkenntnisse bringen, gilt er deshalb als neue Art. Der Mensch von Luzon.

Ein Werkzeugmacher und Jäger, wie die Wissenschaftler aus Schnittspuren an einem Hirschknochen schließen, der in derselben Sedimentschicht gefunden wurde.

Wieder eine kleine Art

Nach den bisherigen Erkenntnissen war der Homo Luzonensis deutlich kleiner als der Homo Sapiens. Damit ähnelt er dem Homo Floresiensis, dem Flores-Mensch, der in der Populärwissenschaft gern als "Hobbit" bezeichnet wird. Dessen Überreste wurden 2003 erstmals auf der indonesischen Insel Flores entdeckt; mittlerweile gilt er allgemein ebenfalls als neue Art. In der Biologie ist bekannt, dass Arten auf Inseln oft kleiner sind als auf dem Festland, das Phänomen ist als Inselverzwergung bekannt.

Die Entdeckung des Flores-Menschen war es auch, die das Forscherteam dazu bewegte, in der Callao-Höhle auf Luzon noch einmal neu und tiefer zu graben. Denn er bewies: In dieser Gegend der Welt, auf den Inseln im Pazifik, gab es andere Menschen als den Homo Sapiens oder den Homo Erectus, eine Frühmenschenart die nach allgemeiner Ansicht als erste weite Teile der Erde erwanderte. Und man wusste nun, dass Fossilien erhalten sein konnten.

Die dritte neue Art, die in diesem Jahrtausend beschrieben wird

Der Luzon-Mensch ist damit nach dem Flores-Menschen und dem Denisova-Menschen, von dem seit 2010 immer wieder Fossilien im russischen Altai-Gebirge gefunden wurden, die dritte neue Menschengruppe, die seit der Jahrtausendwende beschrieben wurde und zeitgleich mit dem modernen Menschen gelebt hat – und die womöglich auch ausgestorben ist, weil sie dem modernen Menschen begegnete. Dass Homo Sapiens und Neanderthaler einander begegneten, weiß man schon länger.

Die Entdeckung des Homo Luzonensis belegt einmal mehr, dass die menschliche Evolution wesentlich komplexer und vielfältiger war als früher gedacht. Es gab allein in den vergangenen 100.000 Jahren mehrere Menschenarten, die nicht voneinander abstammen, die sich wohl parallel entwickelten und die beeindruckende Fähigkeiten ausbildeten. Denn der Fundort der neuen Fossilien verrät eine weitere Sensation.


Wann genau die Luzon-Menschen oder ihre Vorfahren auf der Insel angekommen sind und wie sie mit anderen Menschen verwandt sind, ist noch nicht klar. Die ältesten bekannten menschlichen Spuren auf der Insel, die aber keiner Art zugeordnet werden können, sind rund 700.000 Jahre alt. Was aber bekannt ist: Luzon, ganz im Norden der Philippinen, war seit Ewigkeiten nicht mehr mit dem Festland verbunden, es liegt jenseits der so genannten Wallace-Linie.

Die Luzon-Menschen oder ihre Vorfahren können kaum über Land auf die Insel gekommen sein. Sie haben mit hoher Wahrscheinlichkeit das Meer überquert.

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