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Flughafen Berlin Brandenburg BER zum Ferienstart: "Chaos? Welches Chaos?"


Ferienstart am Chaos-Flughafen
Nur einer ist sauer am BER: "In Afrika ist das besser organisiert"

Von Yannick von Eisenhart Rothe

Aktualisiert am 08.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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Schlange am BER: Wie bewältigt der Flughafen den Andrang zum Ferienstart.Vergrößern des Bildes
Schlange am BER: Wie bewältigt der Flughafen den Andrang zum Ferienstart? (Quelle: Yannick von Eisenhart Rothe/t-online)

Der Berliner Flughafen BER erwartet am Freitag so viele Passagiere wie noch nie. Kann er das bewältigen? Ein Besuch vor Ort.

6.45 Uhr am Freitagmorgen, Terminal 1 des Flughafens Berlin-Brandenburg. Es ist viel los in der Abflughalle. Menschen stehen mit riesigen Koffern in Check-in-Schlangen, starren mit müden Augen in die Luft oder versuchen, mit teurem Kaffee gegen den der Uhrzeit geschuldeten Zustand anzukämpfen. Bis zu 80.000 Passagiere erwartet der BER an diesem Tag, was ein Rekord für den Flughafen wäre. Nach rekordverdächtigem Andrang sehen die Schlangen bisher aber nicht aus.

"Alle Journalisten kommen her und suchen das Chaos", sagt einer der Service-Mitarbeiter, die Passagieren bei Fragen helfen und für schnellere Abläufe sorgen sollen. "Chaos? Welches Chaos? Es läuft geil, das können Sie ruhig mal schreiben."

So hat sich der BER auf den Ansturm in den Sommerferien vorbereitet

Ganz unbegründet ist die Suche nach dem Chaos am BER aber nicht. Denn genau das herrschte etwa im vergangenen Herbst an Tagen mit hohem Passagieraufkommen. Menschen warteten stundenlang, viele verpassten ihre Flüge. Die Lufthansa empfahl kurzzeitig, vier Stunden vor Abflug am BER zu sein.

Ein weiterer Mitarbeiter läuft vorbei, auch er spricht Gäste an und hilft. Es ist kein Geringerer als Thomas Hoff Andersson, seit 1. Mai einer der Geschäftsführer des BER. "Bisher läuft alles gut", sagt auch er. In den vergangenen Wochen und Monaten habe man am BER alle Abläufe geprüft und viel verändert, um die Abfertigung zu beschleunigen. Außerdem habe man alles noch mal geprobt. "Wir haben trainiert wie eine Fußballmannschaft".

Service-Mitarbeiter helfen freiwillig

Laut Andersson wurde die Zahl der Automaten zum Self-Check-in erhöht. Außerdem seien neue Stationen aufgebaut worden, wo Passagiere sich auf die Sicherheitskontrolle vorbereiten können. "Flüssigkeiten gehören in 1-Liter-Beutel, Laptops im Handgepäck griffbereit nach oben, damit man sie dann schneller aufs Band legen kann", sagt Andersson. Im Terminal 1 wurden auch die Ticketschalter für die Bahn verlegt. "Da hat sich eine Menschentraube gebildet, die vieles aufgehalten hat."

Am wichtigsten sei aber die klare Beschilderung, sagt der Geschäftsführer für den operativen Bereich. "Viele Menschen fliegen nicht so oft. Wir wollen sie an die Hand nehmen, damit sie wissen, wo es langgeht." Zusätzlich zur Beschilderung sollen dabei die Service-Mitarbeiter in den roten Shirts helfen. "Das sind Mitarbeitende der Flughafengesellschaft, die eigentlich in anderen Bereichen des Flughafens arbeiten und sich dafür freiwillig gemeldet haben." Insgesamt 140 Kolleginnen und Kollegen seien in den nächsten Wochen so im Einsatz, sagt Andersson.

"So entspannt hätten wir es uns nicht vorgestellt"

Die meisten Passagiere, die man fragt, haben an diesem Morgen mit mehr Wartezeit gerechnet. Viele sind schon vier oder gar fünf Stunden vor Abflug da, statt der empfohlenen zweieinhalb. "So entspannt hätten wir es uns nicht vorgestellt", sagt Jens Heißler, seine Frau Anna nickt. Die beiden fliegen mit seinem Bruder Jürgen und dessen Frau Gabriele Heißler nach Dublin. "Zehn Tage grüne Insel, Steilklippen, Whiskey, wir freuen uns."

Jürgen und Gabriele Heißler wohnen in der Eifel und wollten eigentlich schon nach Berlin fliegen, wo die anderen beiden leben. "Aber das haben wir gecancelt. In Köln und Düsseldorf herrscht ja das reinste Chaos an den Flughäfen", sagt Gabriele. Sie nahmen stattdessen das Auto. "In Berlin läuft das alles besser. Dass man das mal sagt, hätten wir auch nicht gedacht", sagt Jens Heißler. Alle lachen.

Flug kurzfristig abgesagt: "Katastrophe, Sauerei"

Ganz reibungslos für alle läuft es aber doch nicht. "Katastrophe, Sauerei", schimpft eine Frau. Seit zwei Uhr morgens sei sie da, um 6.45 Uhr sollte es nach Frankfurt und von da weiter nach Algerien gehen. "Eine halbe Stunde vor Abflug hieß es: Flug abgesagt. Vorher keine E-Mail, nix, furchtbar."

Ihr Bekannter Rabah Kouachi, der mit seiner Familie ebenfalls nach Algerien will, kommt gerade vom Infoschalter, wo er auch keinen neuen Flug nach Frankfurt bekommen habe. "4.000 Euro haben wir für die Tickets bezahlt, aber Lufthansa hilft nicht weiter. In Afrika ist das besser organisiert, das sag ich Ihnen." Ihre Koffer hatten sie extra am Vorabend schon aufgegeben, jetzt mussten sie sie wieder abholen.

Fast noch blöder gelaufen ist es für Noë Hecker und ihren Freund Timon Weber. Ihr Flug nach Bordeaux wurde nicht gestrichen, er existiert gar nicht. "Wir haben über einen Drittanbieter gebucht und den Fehler erst hier bemerkt", sagt sie. Jetzt versuchen sie via Laptop und Smartphone, heute doch noch irgendwie nach Bordeaux zu kommen. "Wir haben nur eine Woche Urlaub, da wollen wir keinen Tag verlieren", sagt er.

Wie läuft es bei der Kofferausgabe?

Mittlerweile ist es 8 Uhr. Die Kapazitätsanzeigen aller Sicherheitskontrollen sind voll. Eine kurze Umfrage bei Menschen vorne in der Schlange ergibt: Die Wartezeiten liegen zwischen zehn und 20 Minuten. "Ich hätte mehr erwartet, eigentlich ziemlich ruhig bisher", sagt ein Sicherheitsmitarbeiter.

Aber wie läuft es bei den Fluggästen, die am BER landen? An verschiedenen Flughäfen in Deutschland hatten Passagiere in den vergangenen Wochen teilweise stundenlang auf ihre Koffer gewartet, etwa in München. Aber auch das scheint hier heute anders zu sein. Eine Umfrage bei Passagieren aus New York ergibt Wartezeiten von "Sekunden" bis zehn Minuten, Ähnliches berichten Angekommene aus Teneriffa.

Ebenfalls noch viel Zeit haben die Schwestern Ute, Ingrid und Elke und ihre Cousine Monika. Ingrid fliegt zurück nach Illinois, wo sie lebt, die anderen haben sie hergebracht. "Wir waren fünf Stunden vor Abflug da, man weiß ja nie", sagt Ingrid. Aber schon die Autobahn sei überraschend leer gewesen.

Wird dieser Tag trotzdem zum Rekordtag? BER-Sprecher Jan-Peter Haack weiß es mittags noch nicht ganz genau. "Das wird sich zeigen. Momentan läuft jedenfalls alles stabil." Vereinzelt müssten Passagiere ein wenig warten. "Aber das ist in der Hauptreisezeit ganz normal."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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