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Die Verbrechen des Berliner Remmo-Clans: Warum die Familie gefürchtet wird


Grünes-Gewölbe-Prozess in Dresden
Warum die Remmo-Familie in Berlin gefürchtet wird


Aktualisiert am 12.02.2023Lesedauer: 6 Min.
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Clan-Chef Issa Rammo vor Gericht: Im August wurde ihm Beamtenbeleidigung vorgeworfen. Das ist, angesichts des Strafregisters von Verwandten, eine Kleinigkeit.Vergrößern des Bildes
Issa Rammo, Chef des Clans: Seine Mitglieder heißen mal Remmo, mal Rammo, mal Remo – gehören aber zur selben Großfamilie. (Quelle: Olaf Wagner/imago-images-bilder)

Sie sind einer der berüchtigtsten Clans der Hauptstadt: die Remmos. Nicht nur in Dresden haben sie zugeschlagen. Das sind ihre Verbrechen.

Es war einer der spektakulärsten Kunstdiebstähle der Republik: Der Einbruch in das Dresdner Grüne Gewölbe. Am 25. November 2019 drangen zwei Täter scheinbar mühelos ins sächsische Schatzkammermuseum ein und konnten Schmuckstücke im Wert von mindestens 113 Millionen Euro erbeuten.

Ein großer Teil von Sachsens kultureller Identität schien verschwunden zu sein, bis DNA-Spuren die Ermittler weiterbrachten – und sie auf die Spur des berüchtigten Remmo-Clans führten. An diesem Dienstag haben nun drei Mitglieder des Remmo-Clans die Tat vor Gericht gestanden. (Mehr dazu lesen sie hier.) Die Mitglieder des Clans heißen mal Remmo, mal Rammo, mal Remo – gehören aber zur selben Großfamilie.

Zwar war der Einbruch in das Grüne Gewölbe der bislang wohl größte Coup des Berliner Clans. Doch bei Weitem nicht der einzige.

Das sind die Verbrechen der Remmos:

Einbruch in eine Sparkasse, Beute in Millionenhöhe

Mit einem Knall: 2014 brach Toufic Rammo mit zwei unbekannten Komplizen in Berlin-Mariendorf in eine Sparkasse ein. Sie knackten Hunderte Schließfächer im Tresorraum. Die Beute: fast zehn Millionen Euro wert. Hinterher entschied sich das Trio für eine rabiate Art der Spurenbeseitigung: Feuer. Doch es kam zu einer Explosion. Die Bank soll ausgesehen haben wie nach einem Bombenanschlag, berichtet der "Spiegel". Toufic Rammo wurde trotzdem von den Ermittlern erwischt. Strafe: acht Jahre Haft.

Brutaler Mord mit einem Baseballschläger

"So eine Leiche habe ich in 27 Berufsjahren nicht gesehen", wird Oberstaatsanwalt Knispel in "Die Macht der Clans" zitiert. Das Opfer, ein 43-jähriger Mann, wurde mit einem Baseballschläger totgeprügelt. Zwei Männer hatten dem Opfer im Mai 2017 in Britz aufgelauert, berichtete der "Spiegel". Der Mann starb noch am Tatort. Es soll sich um einen Streit um Geld gehandelt haben.

Involviert gewesen sei Clan-Oberhaupt Issa Rammo, so Heise und Meyer-Heuer, Journalisten, Clan-Experten und Autoren des Buches "Die Macht der Clans". Verhaftet wurde allerdings sein Sohn, Ismail Rammo. Er wurde des Mordes angeklagt, jedoch aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Ein Tatnachweis habe sich nicht führen lassen, begründete das Landgericht laut "Spiegel".

Einbruch in das Bode-Museum – riesige Goldmünze geklaut

Berlin schläft noch, als sich drei schwarz gekleidete Männer am 27. März 2017 auf den Weg machen, um reich zu werden. Sie sind vermummt, die Gesichter hinter Mützen und Schals versteckt, schreiben die Journalisten Thomas Heise und Claas Meyer-Heuer in ihrem Buch "Die Macht der Clans". Am S-Bahnhof Hackescher Markt springen die Vermummten in das Gleisbett, laufen die paar Hundert Meter zur Außenmauer des Bode-Museums. Ein Defekt in der Alarmanlage lässt ein einziges Fenster des Gebäudes ungesichert. So kommen die Maskierten in das Gebäude. Ihr Ziel: eine 100 Kilogramm schwere Goldmünze, die "Big Maple Leaf". Der reine Materialwert: über drei Millionen Euro. Der Sammlerwert: noch viel höher, so die Journalisten.

Mit einer Axt zertrümmern die Männer das Sicherheitsglas um die Münze, bringen das Goldstück mit einem Rollbrett zum offenen Fenster, wuchten es nach draußen. Mit einer Schubkarre geht es weiter zum wartenden Fluchtwagen. Schnell geht die Polizei von einem Inside-Job aus. Der erste Verdacht: ein Wachmann mit Verbindungen zum Remmo-Clan. Die Hinweise in Richtung Remmos verdichten sich bei den Ermittlungsbehörden. Hausdurchsuchungen folgen, Telefone werden beschlagnahmt. Gefunden werden Werkzeuge und Goldspäne, berichten Heise und Meyer-Heuer.

Auch das Verhalten einiger Clan-Angehöriger macht die Ermittler aufmerksam. Wissam Remmo recherchierte täglich die aktuellen Goldpreise, googelte nach Möglichkeiten, Gold einzuschmelzen, so das Buch. Sein Bruder Ahmed bewahrte in seiner Wohnung Zettel mit den aktuellen Goldpreisen auf. Die Münze bleibt verschwunden, vermutlich wurde sie von den Tätern zerkleinert und eingeschmolzen. Anfang 2020 erfolgen die Urteile in dem spektakulären Fall. Der Wachmann, Wissam Remmo und Ahmed Remmo werden wegen Diebstahls in einem besonders schweren Fall verurteilt. Die beiden Remmos bekommen vier Jahre und sechs Monate Knast, der Wachmann drei Jahre. Auch geht das Gericht davon aus, dass noch mindestens zwei weitere Täter an dem spektakulären Diebstahl beteiligt waren. Die bleiben aber weiter unbekannt.

Einbruch und Diebstahl eines hydraulischen Spreizgeräts

Die Feuerwehr nutzt es, um eingeklemmte Personen aus Unfallfahrzeugen zu retten. Verbrecher können es nutzen, um etwa Safes oder Bankautomaten zu knacken: Im Dezember 2018 wurde hydraulisches Spreizgerät aus einem Showroom in Erlangen geklaut. Spuren führten zu Wissam Remmo, berichtete "Nordbayern.de". Er wurde zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Wissam legte jedoch Berufung ein und wurde freigesprochen – aus Mangel an Beweisen.

Staatsanwaltschaft kassiert 77 Immobilien der Remmos

2018 beschlagnahmt die Staatsanwaltschaft 77 Wohnungen und Häuser, die sie dem Remmo-Clan zuordnet. Darunter ist auch die Villa, in der das Familienoberhaupt Issa lebt. Ein Sohn, der von Hartz IV lebte, hatte sie gekauft. Das Geld dafür soll aus dem spektakulären Sparkassen-Einbruch stammen.

Scharfe Waffe im Bademantel

Adounise Rammo gilt als einer der Intensivtäter des Clans, schreiben Meyer-Heuer und Heise. Adounise ist ein Bruder des Oberhaupts Issa. Bereits in den Neunzigerjahren wurde er den Behörden bekannt, als er nach einem Streit in einem Restaurant mit seinem Bruder Najdal und einem scharfen Revolver zurückkehrte und auf das Restaurant schoss. Später begehen die Brüder eine Reihe von Einbrüchen und werden gefasst, Adounise kommt für sieben Jahre ins Gefängnis. Zuletzt landete er 2018 vor einem Richter. Polizisten hatten in seinem Bademantel eine scharfe Pistole gefunden.

Goldnest aus Schule gestohlen

2019 verschwand aus einer Schule in Berlin ein aus Gold geflochtenes Vogelnest. Wert: rund 30.000 Euro. Jedoch kam das Nest nicht spurlos abhanden. Von den beiden Einbrechern wurde Spezialwerkzeug eingesetzt, eine mehrfach gesicherte Vitrine wurde mittels Axt und Spezialsäge geöffnet, so der "Spiegel". Verurteilt wird ein junger Mann, und zwar zu vier Jahren Gefängnis. Mitangeklagt war auch ein Spross des Remmo-Clans. Er habe von dem Plan gewusst, ließ er sich laut "Tagesspiegel" vor Gericht ein. Nach einem Streit habe er jedoch beschlossen, "nicht mehr mitzumachen". Verurteilt wurde er nicht. Das Goldnest ist bis heute verschwunden.

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Brutaler Machtkampf mit Tschetschenen

2020 schlägt ein Machtkampf Wellen in Berlin. Mitglieder des Remmo-Clans liegen im Krieg mit den Tschetschenen. Vermummte Tschetschenen hatten einen Spätkauf in Neukölln gestürmt, wie der "Tagesspiegel" berichtete. Der Späti wird den Remmos zugerechnet. Rund 30 Schläger sollen laut dem Medium mit Messern, Stühlen, Wasserpfeifen aufeinander losgegangen sein. Drei Männer seien zum Teil schwer verletzt worden.

Die Remmos reagieren, machen gezielt Jagd auf Tschetschenen. Es kommt zu mehreren brutalen Auseinandersetzungen im Stadtgebiet. Am Ende wird ein 44-Jähriger aus der Remmo-Familie verhaftet und verurteilt. Überführt wurde er durch eine elektronische Fußfessel, die er tragen musste und die seine Beteiligung an den Auseinandersetzungen bewies.

Geldtransporter am Ku'damm überfallen

2021 überfallen mehrere Männer einen Geldtransporter auf dem Kurfürstendamm und erbeuten 650.000 Euro. Mit dabei: ein Mitglied des Remmo-Clans. Als Müllmänner verkleidet und ausgerüstet mit Schreckschusswaffen, hatten Muhamed Remo und seine unbekannten Komplizen zugeschlagen, wie die "B.Z." berichtete. Beim Umladen der Geldkassetten überwältigten sie die Wachleute, stahlen das Geld und entkamen. Kurz darauf verbrannten sie ihren Fluchtwagen, so die "B.Z.". Remo wurde wegen schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung zu sieben Jahren Haft verurteilt. Er war erst kurz vor der Tat aus der Haft entlassen worden, so das Medium.

In Tresorraum gebohrt: Millionenbeute

2021 brechen mehrere Täter in eine Sparkasse bei Hamburg ein. Die Beute aus 600 Schließfächern laut Medien: elf Millionen Euro. Bei dem spektakulären Einbruch bohrten sich die Täter aus einer darüberliegenden Wohnung in den Tresorraum. In Berlin wird ein Mann aus dem Remmo-Clan verhaftet.

Tigerbaby auf Hochzeit

SEK und eine Raubkatze: In den letzten Tagen des Jahres 2022 gab es noch einmal Rummel um die Remmos. Oder besser gesagt Zirkus. Denn auf Videos von einer Hochzeit des Clans in Neukölln war ein Tigerbaby zu sehen. (Mehr dazu lesen Sie hier.) Das Veterinäramt und ein SEK rückten in die Villa des Clans ein.

Video | Familie Remmo feiert mit Tigerbaby
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Quelle: t-online

Der berüchtigte Clan hatte sich das Jungtier vom Zirkus Berolina für ein Fotoshooting ausgeborgt, wie t-online erfuhr. Eine Mitarbeiterin bestätigte, dass das acht Monate alte Tigerbaby India in Begleitung dreier Mitarbeiter auf der Clan-Party gewesen sei, um für Bilder mit den Gästen zu posieren.

Selfie mit SEK-Mann

Im Zuge der Tiger-Hochzeit kam es auch zu einem Zwischenfall mit einem SEK-Mann. Firat, Sohn des Clanchefs Issa, postete ein Selfie mit einem der Bewaffneten. Das Foto verbreitete sich schnell in den sozialen Medien. Der Polizist soll sich allerdings nichts haben zuschulden kommen lassen.

Das Spezialeinsatzkommando habe den Auftrag gehabt, die Situation keinesfalls eskalieren zu lassen. Firat Remmo habe plötzlich seinen Arm um den Polizisten gelegt, als die Beamten gerade dabei waren, das Gebäude zu verlassen, erklärt ein Polizeisprecher. Als er bemerkte, dass er fotografiert wurde, habe der SEK-Mann Remmo von sich gedrückt und ihn ermahnt, Abstand zu halten. Da war das Bild bereits im Kasten.

Auch Ex-Bürgermeister Michael Müller ging dem Remmo-Spross in die Fotofalle. Wann das Selfie aufgenommen wurde, ist unklar. Müller selbst könne sich daran nicht erinnern, wie er sagte. (Mehr dazu lesen Sie hier.)

Verwendete Quellen
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