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Brandenburg | Tesla-Werk Grünheide: Auffällig viele Arbeitsunfälle


Amputierte Gliedmaße im Werk bei Berlin
Schwere Unfälle bei Tesla: "Sorge, dass jemand zu Tode kommt"

Von dpa, t-online, ksi

28.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Seltene Einblicke: Drohnenaufnahmen aus dem Innenleben des neuen Tesla-Werks sorgen für Aufsehen. (Quelle: t-online)
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Seit anderthalb Jahren laufen in Grünheide Tesla-Autos vom Band. Seit der Eröffnung gab es fast täglich Arbeitsunfälle.

Im Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin soll es seit der Eröffnung vor anderthalb Jahren auffällig viele Arbeitsunfälle gegeben haben. Das berichtet der "Stern" unter Berufung auf bislang unbekannte Dokumente von Behörden und Rettungsdiensten.

Im ersten Jahr nach der Eröffnung seien 247-mal Rettungswagen oder Hubschrauber gerufen worden. Die Einsätze sollen laut Rettungsberichten unter anderem Verbrennungen, Verätzungen und sogar Amputationen von Gliedmaßen umfasst haben.

Todesfälle befürchtet

So sei zum Beispiel einem Mitarbeiter eine 50 Kilogramm schwere Holzkiste auf den Kopf gefallen. "Diese Häufigkeit an Arbeitsunfällen ist nicht normal. Ich habe die größte Sorge, dass irgendwann jemand zu Tode kommt", sagte Dirk Schulze, Bezirksleiter der IG Metall für Berlin, Brandenburg und Sachsen, zum "Stern".

Im Tesla-Werk in Grünheide würden deutlich mehr Menschen verletzt als in anderen Autofabriken im gleichen Zeitraum üblich, so Schulze. Tesla selbst äußerte sich laut "Stern" weder zu den Dokumenten noch zu den Vorwürfen von Mitarbeitern und Arbeitsrechtlern.

Auch Umweltunfälle und Brände bekannt

Neben den Arbeitsunfällen gab es im Tesla-Werk seit der Eröffnung auch 26 Umweltunfälle. Diese hat der Autohersteller allerdings selbst gemeldet. Das geht aus Angaben des Landesumweltamtes Brandenburg hervor, über die das Magazin "Stern" berichtet und die auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Ob die Arbeitsunfälle im Zusammenhang mit den Umweltvorfällen stehen, ist unklar.

Dabei handelt es sich um ausgetretene Stoffe wie Lacke und Diesel sowie um Brände. Laut Landesumweltamt sind dies Betriebsstörungen und nicht Störfälle im Sinne der Störfallverordnung. Ein Teil des Werksgeländes liegt in einem Trinkwasserschutzgebiet.

Tesla weist Bedenken zurück

Der Automobilhersteller räumte ein, dass es während der Bauarbeiten und seit der Inbetriebnahme zu mehreren Vorfällen auf dem Werksgelände gekommen sei. Bei keinem der Vorfälle habe es sich um einen Störfall im Sinne des Bundes-Immissionsschutzgesetzes gehandelt, bei keinem sei es zu Umweltschäden gekommen, heißt es aus dem Unternehmen. Soweit erforderlich, seien Korrekturmaßnahmen eingeleitet worden.

Der Leiter Ökosysteme am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Martin Pusch, sprach von einem grundsätzlich hohen Risiko für das Trinkwasser. "Es ist ein hohes Risiko der Beeinträchtigung der Trinkwasserversorgung aufgrund der geringen Rückhaltekapazität des Untergrunds", sagte Pusch der dpa.

Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) räumte auf Anfrage des "Stern" Probleme auf dem Werksgelände ein, sieht aber keine Gefahr. Auf die Frage, ob er ausschließen könne, dass das Grundwasser unter der Fabrik verseucht sei, sagte er laut "Stern": "Kann ich ausschließen. Die Überwachung funktioniert."

Schadstoffe im Boden

Zu den Havarien zählen Austritte von 15.000 Liter Lack, 13 Tonnen Aluminium sowie 50 und 150 Liter Diesel. Nach Informationen des Landesumweltamtes wurden Lack und Aluminium fachgerecht oder ordnungsgemäß entsorgt. Bei Diesel sei der Boden in einem Fall ausgekoffert worden. Der "Stern" berichtete weiter, dass nach einem Brand im September 2020 bis zu 300 Liter Löschwasser in den Boden gelangten und im Mai 2023 an einer Tankstelle auf dem Gelände 250 Liter Diesel ausgelaufen seien. Das Landesumweltamt machte dazu keine Angaben.

Die Havarie vom April 2022 in der Lackiererei mit 15.000 Liter Farbmischung war bereits bekannt. Die untere Wasserbehörde des Landkreises Oder-Spree ordnete die Flüssigkeit damals als schwach wassergefährdend ein, sie sei nicht ins Grundwasser gelangt. Der Wasserverband Strausberg-Erkner sprach jedoch von einem Störfall.

Auch Brände bekannt

Seit März 2022 gab es zudem acht Brände. In einem Fall wurde laut Landesumweltamt ein Brand auf einer illegalen Müllkippe im September 2022 durch eine geschredderte Batterie in einer Holztransportkiste ausgelöst. Das Löschwasser sei aufgefangen und der betroffene unbefestigte Bereich ausgekoffert worden. Wenige Tage später seien dort Pappe und Holz in Brand geraten. Löschwasser sei versickert, Bodenproben seien jedoch unauffällig.

Seit März 2022 produziert Tesla in Grünheide Elektroautos. Umwelt- und Naturschützer sehen Gefahren, weil ein Teil der Fabrik in einem Wasserschutzgebiet liegt. Tesla hat die Bedenken zurückgewiesen. In der Fabrik in Grünheide arbeiten nach jüngsten Angaben des Unternehmens rund 11.000 Mitarbeiter, die hochgerechnet rund 250.000 Fahrzeuge pro Jahr produzieren. Tesla will das Werk erweitern.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • spiegel.de: "Offenbar auffällig viele Arbeitsunfälle in Teslas deutscher Fabrik"
  • stern.de: "Autobauer Tesla: Mindestens 23 Umweltunfälle in Brandenburger Trinkwasserschutzgebiet"
  • stern.de: "Schwere Verstöße in Musks Gigafactory: Wie kann das in Deutschland möglich sein?" (kostenpflichtig)
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