"Wir haben Megaschiss" Bündnis will Zaun um Görlitzer Park verhindern

Der Görlitzer Park in Kreuzberg ist einer der Kriminalitätsschwerpunkte in Berlin. Ein Zaun soll für mehr Ruhe sorgen. Eine Initiative wehrt sich dagegen.
Der geplante Zaun um den Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg wird nach Ansicht von Anwohnern die Probleme mit Obdachlosen und Drogen in den umliegenden Kiezen verschärfen. "Der Zaun führt zu einer Verdrängung und Verschärfung", sagte der Sozialarbeiter Juri Schaffranek vom Bündnis "Görli zaunfrei" am Dienstag.
Monika Obrecht aus der Nachbarschaft sagte: "Wir Anwohner haben vor dem Zaun einen Megaschiss. Es wird alles noch schlimmer." Der vom Senat angekündigte Zaun um den Park sei eine "Scheinmaßnahme", die kein Problem löse und nichts gegen Verelendung, Drogenhandel und Kriminalität in den Nebenstraßen bringe.
Bündnis hat andere Vorschläge
In der Diskussion um die Sicherheit im Park und seiner Umgebung fordert das Bündnis aus Stadtteilinitiativen vor allem mehr Sozialarbeiter, die sich um Drogenabhängige und Obdachlose kümmern, mehr Obdachlosenunterkünfte, kostenlose medizinische Hilfe sowie sogenannte Drogenkonsumräume, die Tag und Nacht geöffnet sind.
Statt einer Umzäunung sollte der Park an den Rändern besser geöffnet werden, es braucht größere Eingänge, Rundwege und mehr Belebung durch Sportangebote, Beleuchtung und gastronomische Angebote.
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Bezirksbürgermeisterin ist gegen Zaun
Auch die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Clara Herrmann (Grüne), hat die geplante nächtliche Schließung des Görlitzer Parks kritisiert. "Aus unserer Sicht ist das Symbolpolitik, die nicht dazu beitragen wird, die Situation vor Ort nachhaltig zu verbessern", sagte die Politikerin dem Tagesspiegel.
"Mir liegt bis heute keine Planung vor, was sich der Regierende und die Innensenatorin genau vorstellen. Zu welchen Uhrzeiten soll der Park abgeschlossen werden? Wer soll das tun? Wie soll dafür gesorgt werden, dass die Leute, die sich zu dem Zeitpunkt noch in dem Park aufhalten, alle rauskommen?", so die Bezirksbürgermeisterin. Offen sei auch, woher das Geld für den Zaun kommen soll.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) haben angekündigt, die Mauer um den Park abzureißen und Anfang 2024 durch einen Zaun mit Eingangstoren zu ersetzen. Die Tore können dann nachts verschlossen werden.
- Mit Material der Deutschen Presse-Agentur
- tagesspiegel.de: "'Das ist Symbolpolitik': Kreuzbergs Bürgermeisterin gegen Zaun um den Görlitzer Park" (kostenpflichtig)