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Reisen in Corona-Zeiten: Geimpft, getestet, genesen? "Trackt hier niemand"


Reisen in Corona-Zeiten
Geimpft, getestet, genesen? "Das trackt hier niemand"

Von Kriss Rudolph und Sabrina Först

Aktualisiert am 28.07.2021Lesedauer: 4 Min.
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Ein Schild weist im BER auf ein Corona-Testzentrum hin (Symbolbild): "Niemand hat irgendwas kontrolliert", berichtet ein Reisender. Eine Erfahrung, die offenbar viele Deutsche teilen.Vergrößern des Bildes
Ein Schild weist im BER auf ein Corona-Testzentrum hin (Symbolbild): "Niemand hat irgendwas kontrolliert", berichtet ein Reisender. Eine Erfahrung, die offenbar viele Deutsche teilen. (Quelle: Sabine Gudath/imago-images-bilder)

Bringen Urlauber die Delta-Variante verstärkt nach Deutschland? Der Bund will die Auflagen für Reiserückkehrer wohl verschärfen. Doch offenbar werden selbst die geltenden Regeln nicht richtig kontrolliert.

Deutsche Urlauber dürfen sich nach den Sommerferien wohl auf eine verschärfte Testpflicht bei der Heimkehr einstellen. Schon jetzt müssen die Reisenden sich vor dem Rückflug noch im Urlaubsland testen lassen – oder nachweisen können, dass sie genesen oder geimpft sind.

Aber wie gut funktioniert das eigentlich? Können die Deutschen in diesem Sommer sicher verreisen? Einer, der berufsbedingt viel fliegt, ist Denny Wolff. Er war in den vergangenen vier Wochen in Stuttgart, München, in der Schweiz und in Großbritannien. In seiner Wahlheimat London geht er derzeit auch nicht in Restaurants – das ist ihm zu riskant bei den hohen Corona-Fallzahlen.

Großbritannien kontrolliert strenger

Der in Berlin aufgewachsene Wolff arbeitet in der Hotelprojektentwicklung. Meist fliegt der 38-Jährige mit der Lufthansa, nach London nahm er zuletzt British Airways. Gibt es da einen Unterschied? Die Briten kontrollieren genauer und sorgfältiger, sagt Wolff. Nach der Einreise müssen auch alle einen PCR-Test machen, auch die Geimpften.

Dafür sehen es die Briten selbst angesichts weitgehend gelockerter Corona-Maßnahmen in Großbritannien mit den Auflagen im Flieger offenbar nicht mehr so eng, wie eine Mitarbeiterin einer deutschen Airline berichtet, die anonym bleiben will. "Es wird schwer, einem englischen Gast die Maskenpflicht zu erklären, wenn er sich in seinem eigenen Land an nichts mehr halten muss", erklärt sie im Gespräch mit t-online.

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Und doch setze man in Großbritannien auf ein viel genaueres Monitoring der Reisenden, sagt Wolff. Wer nach London einreist, muss ein "Passenger Locator Form" ausfüllen. Auf dem Weg nach Deutschland heißt das "Digitale Einreiseanmeldung" (DEA). Der auffälligste Unterschied: Das britische Formular ist drei Seiten lang, das für Deutschland eine halbe Seite.

Bevor es ans Ausfüllen geht, muss man verpflichtend einen Test buchen. Der ist in Großbritannien übrigens kostenpflichtig – auch für britische Bürger. Das geht nicht nur ins Geld. "Es nervt auch, aber ich kann die Maßnahmen nachvollziehen", sagt Wolff.

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Mangelnde Kontrollen in Deutschland: "Das trackt hier niemand"

Im deutschen Einreiseformular wird abgefragt, ob man geimpft oder getestet ist – oder eben genesen. Das kontrolliert aber offenbar niemand, sagt Wolff. "Mein Eindruck: Das trackt hier niemand." Airlines und Bundespolizei sollen die Nachweise der Reisenden kontrollieren.

Wolffs Beobachtungen decken sich mit den Eindrücken eines deutschen Twitter-Users. Er sei gerade aus einem Risikogebiet zurückgekehrt, schreibt Rüdiger H. bei Twitter. "Niemand hat irgendetwas kontrolliert", behauptete der Berliner. Erst recht habe sich niemand für die digitale Einreiseanmeldung interessiert. Dabei ist das Verfahren seit November verpflichtend für alle, die in Risikogebieten waren.

Seit vergangenem November haben laut Bundesgesundheitsministerium gut zehn Millionen Menschen pflichtgemäß ihre Einreise angemeldet. Doch die Behörden scheinen sich allenfalls für einen kleinen Teil dieser Mitteilungen zu interessieren.

Dazu kommt, dass so manches Gesundheitsamt überlastet ist, wie eine "Welt"-Umfrage unter den zehn größten deutschen Städten zeigt. Der Grund: Das Reiseaufkommen ist zuletzt drastisch gestiegen.

Berliner Gesundheitsverwaltung verweist an Bezirke

Wie gründlich wird eigentlich in Berlin kontrolliert, ob Einreisende getestet, genesen oder geimpft sind? Passiert dies beispielsweise verstärkt bei ankommenden Flügen aus Risikogebieten wie Spanien oder Zügen aus den Niederlanden? Dies sei Aufgabe der Bezirke, erklärt die Berliner Gesundheitsverwaltung auf Anfrage von t-online. Diese hätten zugesagt, hier "intensiveren Einsatz zu zeigen".

Die Kontrollen am Flughafen führt die Bundespolizei durch. Dort erklärt man gegenüber t-online, es erfolge eine umfassende Kontrolle der digitalen Anmelde- sowie Nachweispflicht. Reisende aus Virusvariantengebieten, die beispielsweise keinen gültigen Nachweis und keine Bestätigung der DEA vorlegen können, seien "durch die Beförderungsunternehmen von der Beförderung auszuschließen". Man teste bei allen Einreisen auf dem Luftweg "in größtmöglichem Umfang".

Genau hierin sieht die Airline-Mitarbeiterin ein großes Problem. Die Behördenarbeit sei einfach auf das Airline-Personal verlagert worden. So müssten sie und ihre Kollegen etwa Formulare an Fluggäste verteilen, sagt sie. Und das, obwohl das Personal in allen Bereichen am Airport durch die Kurzarbeit ohnehin stark reduziert sei.

Bei ihrer Arbeit fühlt sich die Frau nicht gut geschützt. Viele Reisende kämen mit den falschen Masken an Bord. Oder glauben, die Maskenpflicht gelte für sie aufgrund einer Impfung oder Genesung nicht. So passiere es auf bestimmten Strecken – in ihrem Fall nach Großbritannien und Irland – häufiger, dass sie nach einem Flug informiert wird, dass trotz angeblicher Testpflicht infizierte Gäste im Flieger saßen.

Wird denn wenigstens gezielt oder verstärkt bei ankommenden Flügen aus Risikogebieten wie Spanien oder den Niederlanden kontrolliert? Darauf antwortet die Bundespolizei auf t-online-Anfrage nur ausweichend.

"Besonders schlimm ist es in Berlin"

Bei der Deutschen Bahn weise man "Reisende, die mit Zügen der Deutschen Bahn aus Risikogebieten einreisen, darauf hin, dass die behördliche Pflicht bestehe, Kontaktdaten und Angaben zur Reise zu hinterlegen" und "ggf. vorab einen Corona-Test durchführen" zu lassen. Alle Mitarbeiter seien "angehalten, sich entsprechende Dokumente vorlegen zu lassen". Nach engmaschigen Kontrollen klingt das alles nicht.

Denny Wolff fliegt Anfang August das nächste Mal, auch wenn ihm nicht ganz wohl dabei ist. Schon jetzt sind die Maschinen wieder wesentlich voller als noch vor drei Monaten, sagt er. Gleichzeitig lasse auch die Bereitschaft der Leute nach, eine Maske zu tragen.

Das Abstandhalten funktioniert nach seiner Beobachtung gar nicht. Vor allem in den langen Schlagen, weil der Dokumentencheck so lange dauert. Da stehen die Leute wieder eng beieinander. In London geht es noch, in Frankfurt am Main auch. Er meint: "In Berlin ist es aber besonders schlimm."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Anfrage bei der Bundespolizei
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