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Teurer Leerstand in Berlin: Warum im Flughafen Tempelhof keine Geflüchteten leben


Teurer Leerstand
Warum im Flughafen Tempelhof keine Geflüchteten leben

  • Anne-Sophie Schakat
Von Anne-Sophie Schakat

07.04.2022Lesedauer: 3 Min.
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Blick auf die Hangars und den Tower des ehemaligen Flughafens Tempelhof (Archivbild): 2008 wurde der Flugbetrieb eingestellt.Vergrößern des Bildes
Blick auf die Hangars und den Tower des ehemaligen Flughafens Tempelhof (Archivbild): 2008 wurde der Flugbetrieb eingestellt. (Quelle: Frank Sorge/imago-images-bilder)

Auch gut 13 Jahre nach seiner Schließung stehen große Teile des ehemaligen Flughafens Tempelhof leer. Überlegungen, Ukrainer auf dem Areal unterzubringen, wurden verworfen. t-online hat nachgefragt, warum.

Als in der Hauptstadt Anfang März täglich Tausende Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine eintrafen, suchte der Berliner Senat händeringend nach Unterkünften für die Ankömmlinge. Auch nach dem Abflachen der Fluchtbewegung nach Berlin erklärte Albrecht Broemme, Koordinator für die Unterbringung der Geflüchteten, dem RBB-Inforadio, man müsse damit rechnen, dass künftig wieder mehr Ukrainer in die Hauptstadt kommen.

"Wir hatten schon bis zu 10.000 am Tag. Damit werden wir fertig werden", sagte der frühere Präsident des Technischen Hilfswerks Ende März. "Wir müssen aber auch damit rechnen, mit 20.000 Flüchtlingen am Tag fertig zu werden." Deshalb gebe es nach seinen Angaben auch Überlegungen, Flüchtlinge unter anderem im früheren Flughafen Tempelhof unterzubringen. Diese Liegenschaften müsse er sich jedoch noch ansehen, hieß es.

Berlin: "Keine konkreten Pläne zur Unterbringung von Geflüchteten im Flughafen Tempelhof"

Doch was ist aus dieser Überlegung geworden? Auf Nachfrage von t-online erklärt ein Sprecher der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales: "Es gibt keine konkreten Pläne zur Unterbringung von Geflüchteten im ehemaligen Flughafen Tempelhof." Zwar habe es entsprechende Überlegungen gegeben, diese seien wegen der gesunkenen Flüchtlingszahlen jedoch nicht umgesetzt worden.

Derzeit stünden in Berlin 4.223 Plätze zur Unterbringung von ukrainischen Geflüchteten zu Verfügung. Die riesigen Hangars des ehemaligen Flughafens wären für die Unterbringungen der Flüchtlinge ohnehin nicht geeignet gewesen, so der Sprecher weiter. Dafür existiere dort überhaupt keine Infrastruktur mehr.

Der Hangar 1 wird aktuell von der Initiative Spendenbrücke Ukraine genutzt. Hier werden Sachspenden gesammelt und gelagert sowie ihre Verteilung organisiert.

Sozialverwaltung: Keine Geflüchteten im Containerdorf am Columbiadamm

Und wie sieht es mit dem Containerdorf auf dem ehemaligen Flughafengelände aus? Dort hatten bis Mitte 2019 Hunderte Geflüchtete in den sogenannten Tempohomes gelebt, danach standen die Container am Columbiadamm leer. Wie der "Tagesspiegel" berichtete, hatte das Gesundheitsamt Tempelhof-Schöneberg die Wiederinbetriebnahme wegen Keimbelastung in den Trinkwasseranlagen fast zwei Jahre lang untersagt.

Anfang des Jahres gab der Senat dann jedoch bekannt, dass zumindest ein Teil der Anlage zunächst bis Ende April wieder genutzt werden könne. Wie der "Tagesspiegel" berichtete, zogen so am 2. Februar die ersten elf Geflüchteten in das Containerdorf ein.

Demnach dulde das Gesundheitsamt Tempelhof-Schöneberg die Unterbringung jedoch nur bis Ende April. Ein weiterer Betrieb über die Frist hinaus sei nur möglich, wenn es auch bei höheren Temperaturen nicht zu Problemen mit dem Trinkwasser komme, sagte Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann (Grüne) der Zeitung.

Auf Anfrage von t-online erklärt die Berliner Sozialverwaltung nun jedoch, dass in dem Containerdorf bereits gar keine Geflüchteten mehr untergebracht seien – aus "baulichen Gründen". Nähere Angaben machte der Sprecher nicht.

Leerstand und immense Sanierungskosten im ehemaligen Flughafen

Der Flughafen Tempelhof war am 30. Oktober 2008 geschlossen worden. Auch gut 13 Jahre später stehen knapp 40 Prozent der 200.000 Quadratmeter großen, vermietbaren Nutzfläche leer, wie die Tempelhof Projekt GmbH, die das ehemalige Flughafengebäude im Auftrag des Landes Berlin betreibt und entwickelt, auf Nachfrage von t-online mitteilt.

Laut einem Bericht der "B.Z." kostet dieser Leerstand den Steuerzahler täglich knapp 50.000 Euro. Diese Zahlen konnte die Tempelhof Projekt GmbH auf Nachfrage von t-online nicht bestätigen. Ihren Angaben nach seien 74.000 Quadratmeter der Fläche derzeit nicht vermietbar. Diese Flächen erzeugen demnach jährliche Kosten von etwa 3,1 Millionen Euro, die sich aus "nicht umlegbaren Betriebskosten" ergäben, hieß es. Das sind dennoch immerhin knapp 8.500 Euro täglich.

Grund für den Leerstand der Flächen sei der starke Sanierungsbedarf, hieß es. Um das größte Baudenkmal Europas mit all seinen Teilgebäuden zu sanieren und wieder dauerhaft nutzbar zu machen, geht die Firma nach bisherigen Hochrechnungen derzeit von Kosten zwischen 1,5 und zwei Milliarden Euro aus.

Das Gesamtkonzept sehe ein Sanierungsprogramm über mindestens 30 Jahre vor, erklärte eine Sprecherin der Tempelhof Projekt GmbH. Konkrete Gesamtkosten könnten ihren Angaben nach erst im Rahmen einer übergeordneten Planung ermittelt werden. Doch noch ist völlig unklar, ob und wie das Land Berlin die nötige Summe in den kommenden Jahren in das Gebäude investieren wird.

Verwendete Quellen
  • Anfrage bei der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales
  • Anfrage bei der Tempelhof Projekt GmbH
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