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Tödliche Polizeischüsse in Dortmund: Innenminister Reul äußert Zweifel an Einsatz


"Situation unglaublich belastend"
Tödliche Polizeischüsse – Innenminister Reul äußert Zweifel am Einsatz

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 18.09.2022Lesedauer: 2 Min.
Kerzen und Kränze zum Gedenken an Mouhamed in Dortmund (Archivbild): Sein Tod durch einen Polizisten sorgte in ganz Deutschland für Aufsehen.Vergrößern des BildesKerzen und Kränze zum Gedenken an Mouhamed in Dortmund (Archivbild): Sein Tod sorgte in ganz Deutschland für Aufsehen. (Quelle: Bernd Thissen)
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Zwölf Polizisten wollten einen Jugendlichen vom Suizid abhalten. Am Ende ist der Junge tot – getroffen von Kugeln aus einer Maschinenpistole. Was lief alles schief?

Vier Kugeln aus einer Maschinenpistole der Polizei haben den 16-jährigen Mouhamed D. getötet. Die Schüsse trafen ihn Anfang August in Bauch, Kiefer, Arm und Schulter.

Seither wird über den Polizeieinsatz debattiert, die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem gegen den Schützen wegen Körperverletzung mit Todesfolge und gegen den Einsatzleiter wegen Anstiftung zur gefährlichen Körperverletzung im Amt. Im Interview mit der "Welt" äußerte sich nun erneut NRW-Innenminister Herbert Reul zu dem Fall: Für ihn ergäben sich "zunehmend Zweifel" am Polizeieinsatz, sagte der CDU-Politiker.

Tödlicher Einsatz in Dortmund: Viele offene Fragen

Zwar gelte die Unschuldsvermutung, aber: "Wenn ein Mensch durch Polizeikugeln stirbt, der vor dem Sterben gerettet werden sollte, dann ergeben sich Fragen." Für die Angehörigen des Verstorbenen als auch für die beteiligten Polizisten sei die aktuelle Situation "sicher unglaublich belastend".

Zu dem Fall waren zuletzt mehrere Details bekannt geworden, die die ursprüngliche Version der Polizei in Zweifel ziehen und zumindest erhebliche Fehler der Beamten nahelegen. Unter anderem war herausgekommen, dass bei dem Einsatz abgelaufenes Pfefferspray verwendet worden war.

Die Polizei war am 8. August in eine Dortmunder Jugendhilfeeinrichtung gerufen worden. Zeugenaussagen zufolge hatte der Senegalese, der als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen war, dort auf dem Boden gekauert und ein Messer gegen sich selbst gerichtet, als die Polizei eintraf. Die Polizisten hätten in mehreren Sprachen versucht, mit dem Jugendlichen zu sprechen, hieß es. Um ihn zu entwaffnen, hätten sie dann mit Pfefferspray gesprüht, außerdem kamen zwei Taser zum Einsatz.

Kam der Jugendliche wirklich mit Messer auf die Beamten zu?

Fraglich ist unter anderem, ob der Junge nach dem Elektroschocker-Einsatz mit dem Messer auf die Beamten zugegangen ist: Laut Staatsanwaltschaft fielen die tödlichen Schüsse "sehr zeitnah" nach dem zweiten Taser-Einsatz "oder gegebenenfalls zeitgleich" – das werfe die Frage auf, inwiefern Mouhamed D. überhaupt Zeit gehabt hätte, mit dem Messer auf die Beamten loszugehen, wie es die Polizisten geschildert hatten.

Bodycam-Aufnahmen von dem Einsatz gibt es nicht. Die Kameras, die die zwölf Beamten vor Ort dabei hatten, waren ausgeschaltet.

Reul: Polizisten müssen möglicherweise besser ausgebildet werden

Im Interview mit der "Welt" räumte Innenminister Reul jetzt auch ein, dass Polizisten in NRW möglicherweise besser für den Umgang mit psychisch kranken Personen ausgebildet werden müssten: "Das ist ein Aspekt, den wir uns genauer anschauen müssen, weil sich die Fälle mit psychisch kranken Personen häufen", sagte Reul. Es gebe zwar Angebote in der Aus- und Fortbildung für alle Polizisten, aber: "Wir prüfen gerade, ob das ausreicht."

Weil speziell geschulte Verhandlungsgruppen nicht immer schnell genug verfügbar seien, müssten zumindest die Führungskräfte vor Ort für solche Lagen sensibilisiert sein, sagte Reul der "Welt".

Verwendete Quellen
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