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Reaktionen auf Feldmann-Abwahl: "Seine selbstherrliche Art fand ich unerträglich für einen OB"


Reaktionen auf Feldmann-Abwahl
"Seine selbstherrliche Art fand ich unerträglich für einen OB"

t-online, Sophie Vorgrimler

Aktualisiert am 07.11.2022Lesedauer: 4 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:221106-921-015567Vergrößern des BildesPeter Feldmann, SPD-Oberbürgermeister von Frankfurt, tritt nach Bekanntgabe seiner Abwahl im Römer vor die Medien. (Quelle: Boris Roessler)
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Frankfurts Oberbürgermeister ist mit eindeutiger Mehrheit abgewählt worden. Viele erteilten ihm damit eine Absage – allerdings nicht seiner Politik.

"Gott sei Dank", zeigt sich Ulrike über die Abwahl von Peter Feldmann erleichtert. Die Frankfurterin, die ihren Nachnamen nicht verraten möchte, ist früh am Montagmorgen in der Frankfurter Innenstadt unterwegs – am Sonntagabend hat sie noch mitgefiebert, ob die nötigen 30 Prozent Wahlbeteiligung erreicht werden.

"Ich habe damals im Team gearbeitet, das seine Hochzeit ausgerichtet hat, das war schon eine unangenehme persönliche Erfahrung, aber auch der Awo-Skandal und seine selbstverliebte, selbstherrliche Art fand ich unerträglich für einen Oberbürgermeister." Das Ergebnis zeige deutlich, dass "die Frankfurter über das Ergebnis froh sind", sagt Ulrike. Bei einer Beteiligung von 41 Prozent haben 95 Prozent, also mehr als 200.000 Frankfurter, gegen Feldmann als Oberbürgermeister gestimmt. "Dass so viele wählen gehen, hat mich dann doch überrascht, aber da kamen wohl einfach zu viele Skandale zusammen", sagt sie.

Doch am Montagmorgen im Frankfurter Zentrum sind nicht alle überzeugt vom Ergebnis. Engin Iktir war am 6. November auch wählen. Der Frankfurter bemängelt vor allem den Umgang der Parteien und der Medien mit einem persönlichen Schicksal eines Menschen. "Da sind so viele persönliche Details preisgegeben und ausgeschlachtet worden", sagt er. "Ich möchte eigentlich nicht, dass man so mit einem Menschen umgeht und ihn so an den Pranger stellt." Er wünsche Peter Feldmann, dass er aus dieser Situation lernt und sich weiterentwickelt. "Jeder macht Fehler und Feldmann hat sich trotz alledem für die Stadt eingesetzt."

Wähler über Feldmann: "Das mit den Skandalen, das ist mir egal"

Ein Frankfurter, der nur seine Initialen A. B. preisgeben möchte, hat keine Stimme abgeben können, weil sein offizieller Wohnsitz nicht in der Main-Metropole liegt. "Hätte ich gewählt, hätte ich wohl für Feldmann gestimmt", sagt er. "Wenn tatsächlich Korruption vorliegt, ist das natürlich eine ernsthafte Sache, aber nicht bewiesen. Und den Vorwurf, dass er sexistisch ist, das halte ich zum Beispiel für eine Lappalie", sagt er.

"Das mit den Skandalen, das ist mir egal", sagt Fernando Tolino. "Aber ich bin mit seiner Politik generell nicht einverstanden." Deshalb habe er am Sonntag gegen Feldmann gestimmt. Ihn störe vor allem, dass Frankfurt so schmutzig geworden sei. "Nirgends gibt es mehr einen sauberen Fleck. Ich kenne viele Städte und habe auch oft Besuch aus anderen Orten. So viel Dreck gibt es in keiner anderen Stadt." Unter Petra Roth, der ehemaligen Oberbürgermeisterin von Frankfurt, sei das noch anders gewesen.

Nicole Stöhtke bummelt zwar durch Frankfurt, lebt aber in Offenbach. Den Trubel um den Bürgermeister der Nachbarstadt hat sie in den Medien verfolgt. Dass die Frankfurter Feldmann nicht mehr im Amt wollten, versteht sie. "So benimmt man sich doch nicht, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Vor allem das mit dem Kind, das war der Hammer", sagt sie und meint eine Aussage Feldmanns vor Gericht, nach der er angab, seiner Ex-Frau zu einem Schwangerschaftsabbruch geraten zu haben. "Ich habe gehört, dass er wohl sozial sehr engagiert regiert hat. Aber wäre das mein Bürgermeister gewesen, hätte ich ihn auch abgewählt", sagt Stöthke. Dennoch sei sie von der hohen Wahlbeteiligung und der Einigkeit in der Sache "erstaunt".

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Sie kenne auch Leute, die Feldmanns Politik eigentlich gut fanden, sagt die Frankfurterin Bärbel Z. "Ich fand seine anfängliche Amtsführung auch noch ganz gut", sagt sie, während sie ihr Fahrrad an der Hauptwache anschließt. "Konkret kann ich mich aber an keine erwähnenswerten Verdienste erinnern. Das ist alles überlagert von den Geschehnissen der letzten Zeit."

"Deshalb habe sie die Abwahl mit ihrem Kreuz auch unterstützt. "Wenn ein Oberbürgermeister vor Gericht steht, ist er kein angemessener Amtsinhaber mehr. Und da er das nicht von selbst einsehen wollte, musste man ihn eben dazu bringen, sein Amt abzugeben." Nun sei es gut, dass es in den Römer-Fraktionen wieder mehr um ihre politische Arbeit und weniger um Skandale ginge. Sie hoffe, dass bald ein adäquater Nachfolger für das Amt gefunden werde.

Auch aus dem Römer folgten am Sonntag die ersten Reaktionen auf die Abwahl: Die meisten zeigten sich erleichtert. "Wir sind sehr froh darüber, dass die Abwahl von Peter Feldmann gelungen ist und jetzt ein politischer Neustart an der Frankfurter Stadtspitze möglich ist", äußerten sich Stadtkämmerer Bastian Bergerhoff und die Stadträtinnen und Stadträte Rosemarie Heilig, Mike Josef, Stephanie Wüst und Eileen O’Sullivan in einer gemeinsamen Erklärung. Auch der FDP-Fraktionsvorsitzende im Römer, Yanki Pürsün, zeigt sich auf Twitter "dankbar" für das klare Ergebnis: "Es gibt uns allen nun die Möglichkeit, wieder sachlich zusammenzuarbeiten."

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Kreisvorsitzender und früherer Bürgermeister Uwe Becker (CDU) schreibt zu dem Ergebnis auf Twitter: "Die Frankfurterinnen und Frankfurter haben heute gezeigt, dass ihnen ihre Stadt wichtig ist und es nicht egal ist, wie diese schöne und stolze Stadt geführt wird." Er hatte bereits in der Vergangenheit gesagt, dass er zum richtigen Zeitpunkt seiner Partei seine Kandidatur anbieten wolle.

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Auch Dimitrios Bakakis, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Römer, drückte in den sozialen Netzwerken seine Erleichterung aus.

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Michael Müller, Fraktionsvorsitzender der Linken im Römer, schrieb am Sonntagabend auf Twitter: "Am Ende war OB #Feldmann der größte Wahlkämpfer für seine eigene Abwahl." Die Linke in Frankfurt hatte sich nicht an der Abwahlkampagne gegen den Oberbürgermeister beteiligt.

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Feldmann kündigte an, sich auch als einfacher Frankfurter Bürger weiter für soziale Belange einsetzen zu wollen. Für kommenden Mittwoch ist zunächst ein weiterer Prozesstag im Korruptionsprozess gegen ihn angesetzt. Feldmann soll unter anderem seiner damaligen Freundin einen überbezahlten Job als Leiterin einer Kita der Arbeiterwohlfahrt (Awo) verschafft haben. Im Gegenzug sei er zu wohlwollender Politik gegenüber dem Sozialverband bereit gewesen, wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor. Feldmann hat dies zurückgewiesen.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
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