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KZ Sachsenhausen: Anklage gegen ehemaligen Wachmann (98)


Beihilfe zum Mord in mehr als 3.300 Fällen
Anklage gegen ehemaligen KZ-Wachmann (98)

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 04.09.2023Lesedauer: 2 Min.
Das ehemalige Konzentrationslager Sachsenhausen: Die Nazis hatten den zynischen Spruch "Arbeit macht frei" am Eingang angebracht.Vergrößern des BildesDas ehemalige Konzentrationslager Sachsenhausen: Die Nazis hatten den zynischen Spruch "Arbeit macht frei" am Eingang angebracht. (Quelle: Ritter/imago-images-bilder)
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Ein 98-Jähriger soll die grausame und heimtückische Tötung von tausenden Häftlingen im KZ Sachsenhausen unterstützt haben.

Die Staatsanwaltschaft im hessischen Gießen hat Anklage gegen einen ehemaligen KZ-Wachmann erhoben. Der 98-Jährigen aus dem Main-Kinzig-Kreis soll von Juli 1943 bis Februar 1945 Beihilfe zum Mord in mehr als 3.300 Fällen geleistet haben.

"Konkret wird dem deutschen Staatsangehörigen, der zur Tatzeit Heranwachsender war, vorgeworfen, im Konzentrationslager Sachsenhausen als Angehöriger der SS-Wachmannschaften die grausame und heimtückische Tötung tausender Häftlinge unterstützt zu haben", heißt es in einer Mitteilung der Behörde vom Freitag.

Landgericht Hanau entscheidet über Zulassung

Weil der Mann damals Heranwachsender war, gilt das Jugendstrafrecht. Somit greift das sogenannte Wohnortprinzip.

Das bedeutet, dass das Gericht zuständig ist, in dessen Bereich der Angeschuldigte wohnt. Aus diesem Grund muss das Landgericht Hanau über die Zulassung der Anklage entscheiden. Laut einem Gutachten aus dem Oktober gilt der 98-Jährige zumindest als eingeschränkt prozessfähig.

KZ Sachsenhausen: Nazis ermordeten Zehntausende

Im Konzentrationslager Sachsenhausen, das im Sommer 1936 rund 35 Kilometer nordöstlich von Berlin von Häftlingen aus den Emslandlagern errichtet worden war, waren bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 mehr als 200.000 Menschen inhaftiert. Zunächst schickten die Nazis politische Gegner wie Kommunisten, Sozialdemokraten, liberale und konservative Politiker ins Lager. Später folgten Angehörige von anderen Gruppen, die die Faschisten verfolgten: Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle.

Zehntausende Häftlinge kamen durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit, medizinische Versuche und Misshandlungen ums Leben oder wurden Opfer systematischer Vernichtungsaktionen der SS. Ab Oktober 1941 begannen in Sachsenhausen Massenerschießungen von sowjetischen Kriegsgefangenen in einer eigens dafür errichteten Genickschussanlage.

Anderer KZ-Wachmann 2022 verurteilt

Zuletzt war im Juni 2022 ein ehemaliger KZ-Wachmann, der in Sachsenhausen tätig war, zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. "Sie haben mit Ihrer Tätigkeit diese Massenvernichtung bereitwillig unterstützt", sagte damals der Vorsitzende Richter."

Der Angeklagte starb diesen April dennoch in Freiheit: Der 102-Jährige hatte Revision gegen das Urteil gegen ihn eingelegt. Der Bundesgerichtshof hatte bis zum Tod des Mannes nicht darüber entschieden.

Verwendete Quellen
  • Mitteilung der Staatsanwaltschaft Gießen vom 1. September 2023 (per Mail)
  • dhm.de: Das Deutsche Historisches Museum über das KZ Sachsenhausen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP und dpa
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