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Gewerkschaften | Luftfahrtindustrie im Norden wohl vor goldenen Zeiten


Gewerkschaften
Luftfahrtindustrie im Norden wohl vor goldenen Zeiten

Von dpa
Aktualisiert am 17.06.2022Lesedauer: 3 Min.
Luftfahrtindustrie im Norden im AufwindVergrößern des BildesEin Airbus A321XLR steht während eines Medientermins auf dem Airbus-Standort Finkenwerder zu sehen. (Quelle: Daniel Reinhardt/dpa/dpa-bilder)
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Die norddeutsche Luft- und Raumfahrtindustrie steuert nach schweren Corona-Jahren offensichtlich auf goldene Zeiten zu. "In Norddeutschland gehen die Betriebe im Durchschnitt davon aus, dass über 98 Prozent der Kapazitäten im nächsten Jahr ausgelastet werden", sagte Thorsten Ludwig von der Agentur für Struktur- und Personalentwicklung Bremen am Donnerstag bei der Präsentation einer Umfrage unter Betriebsräten im Auftrag der IG Metall. Das habe es in der zehnjährigen Geschichte der Betriebsrätebefragung noch nie gegeben. Das sei ein historisch hoher Wert, betonte Ludwig. Im ersten Corona-Jahr 2020 habe die erwartete Auslastung noch bei etwas über 80 Prozent gelegen.

Entsprechend gehe die Mehrheit der Arbeitnehmervertreter nach einem Personalabbau von mehr als zehn Prozent in Folge der Corona-Pandemie nun von einem deutlichen Personalzuwachs aus. Das Problem: Wie bei Bäckern oder Lkw-Fahrern fehlten in Norddeutschland Fachkräfte, sagte Ludwig. "60 Prozent der Betriebe sagen, sie haben Probleme bei der Stellenbesetzung." Der Airbus-Konzernbetriebsratsvorsitzende Holger Junge bezifferte den Personalbedarf allein am Standort Hamburg auf 1000 zusätzliche Leute, um ein weiteres Hochfahren der Produktion abzusichern.

Der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, sieht die Ursache für die Personalprobleme auf der Arbeitgeberseite. Statt in der Krise noch stärker auf arbeitsmarktpolitische Instrumente wie Kurzarbeit mit Qualifizierung oder Zeitkonten zu setzen, sei viel zu viel und viel zu schnell Personal abgebaut worden, klagte er. "Das rächt sich nun."

Entsprechend erfreut zeigt sich Ludwig, dass etliche Betriebe ihre Ausbildungskapazitäten nun erhöhen wollten. Bislang liege die Ausbildungsquote im Norden bei 4,7 Prozent. Gleichzeitig verwies er darauf, dass die Zahl der Bewerber um einen Ausbildungsplatz von 26 im Jahr 2020 auf 15 im vergangenen Jahr gesunken sei. Ein Grund könnte eine mangelnde Attraktivität sein. "Wenn es immer nur um Personalabbau, Restrukturierung und Krisenbewältigung geht, dann macht das eine Branche (...) nicht unbedingt sexy für junge Leute", sagte Ludwig. Hinzu komme, dass die Luft- und Raumfahrtindustrie im Norden fast 55 Prozent der Neueinstellungen befriste, im Rest der Republik seien es dagegen nur rund 17 Prozent.

Airbus-Konzernbetriebsratschef Junge sagte, die Lage habe sich komplett gedreht. Das Geschäft mit dem Bau der Airbus-Flugzeuge A320 und A321 "brummt wie verrückt". Seien im vergangenen Jahr noch 43 Flugzeuge pro Monat gefertigt worden, sollen es im kommenden Jahr 67 oder sogar 75 Maschinen pro Monat werden. "Wir kriegen wirklich sehr, sehr viel mehr an Arbeit rein", sagte Junge. Der Branche gehe es gut. Große Schwierigkeiten gebe es jedoch mit den Zulieferern, die sich teilweise während der ersten beiden Corona-Jahre notgedrungen anderen Geschäftsfeldern zugewandt hätten.

Angesichts dieser Perspektiven will die IG Metall "sehr selbstbewusst" in die Tarifverhandlungen im Herbst gehen, wie Bezirksleiter Friedrich sagte. Die Kolleginnen und Kollegen erwarteten einen Tarifabschluss, "der ihnen hilft, diese horrende Inflation (...) zu kompensieren". Konkrete Forderungen will die IG Metall Ende des Monats präsentieren. Die erste Verhandlungsrunde mit der Arbeitgeberseite sei für den 16. September geplant. Die Friedenspflicht, während der Streiks oder Aussperrungen unzulässig sind, ende am 28. Oktober.

Für die Umfrage hat die Agentur für Struktur- und Personalentwicklung nach Gewerkschaftsangaben bundesweit 67 Firmen mit mehr als 75.000 Beschäftigten befragt. Davon seien 24 Betriebe mit mehr als 30.000 Beschäftigten in Norddeutschland angesiedelt.

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