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Hamburg: Lieferfahrer berichtet vom Job bei Rekordhitze


Lieferservice bei Hamburger Rekordhitze
"Im Winter ist es ätzender und gefährlicher zu fahren"

  • Gregory Dauber
Von Gregory Dauber

20.07.2022Lesedauer: 3 Min.
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Flink-Fahrer Len auf einem E-Bike in Hamburg: "Der Fahrtwind macht die Hitze erträglich."Vergrößern des Bildes
Flink-Fahrer Len auf einem E-Bike in Hamburg: "Der Fahrtwind macht die Hitze erträglich."

Auch bei Temperaturen an die 40 Grad sind sie unterwegs: die Fahrer des Lebensmittellieferers Flink. Wir sprachen mit einem von ihnen in Hamburg.

Dieser Tag wird in die Geschichtsbücher Hamburgs eingehen: Mit mehr als 40 Grad wurde die bisherige Rekordmarke von 1992 geknackt – so heiß war es in der Hansestadt noch nie. Übel ins Schwitzen kommen die Fahrer des Lebensmittellieferdienstes Flink aber nicht: "Unsere E-Bikes übernehmen die meiste Arbeit und der Fahrtwind macht die Hitze erträglich", sagt Fahrer Len zu t-online.

Len und seine Kollegen sind im Stadtteil Ottensen angesiedelt, im ganzen Stadtgebiet gibt es mehrere sogenannte Hubs, also Warenlager. Von hier aus schwärmen die Fahrer, die in der Branche Rider genannt werden, zu ihren Touren aus. Bis zu 30 davon seien in einer Acht-Stunden-Schicht möglich, sagt Len. "Meistens brauchen wir pro Strecke aber nicht mehr als zehn Minuten."

Hamburg: Klimaanlage, Wasser und Sonnencreme für Lieferanten

Im Lager sorgt eine Klimaanlage für Abkühlung, Wasser und Sonnencreme werden gestellt. Und tatsächlich: Die Fahrer sehen trotz großer Hitze entspannt und nicht verschwitzt aus. "Wir haben bereits zu Beginn dieser Woche all unsere Filialleiter darauf hingewiesen, auf genug Pausen zu achten und diese auch proaktiv anzuordnen", heißt es vom Unternehmen auf Anfrage. Sollten die Maßnahmen gegen die Hitze nicht ausreichen, seien kurzfristige Filialschließungen möglich.

"Im Winter ist es ätzender und gefährlicher zu fahren", sagt Len. Schlechte Straßenverhältnisse, dicke Kleidung und eine deutlich höhere Bestellfrequenz als während der Sommerferien seien anstrengender. "Es ist jetzt ein paar Tage richtig heiß, aber das geht schon. Dieses Wetter macht mich jetzt nicht fertig", erzählt der 21-Jährige. Ein Vorteil der Hitze: Viele Kunden seien großzügiger beim Trinkgeld. Treppenhäuser von Altbauten kühlen zwischendurch ab – auch wenn die Lieferung im großen Rucksack mehrere Stockwerke nach oben muss.

"Manche Leute verwechseln uns mit einem Getränkemarkt"

"Abends gibt es manchmal schon lustige Bestellungen, wo man sieht: Da wird Party gemacht", berichtet Len aus dem Fahreralltag. Die meisten Bestellungen haben nicht mehr als 15 Artikel, nur selten müssen die Fahrer in Hamburg-Ottensen Wocheneinkäufe ausliefern. "Dafür gibt es dann aber auch ein Lastenrad." Ärgerlich werde es für Len nur, "wenn manche Leute uns mit einem Getränkemarkt verwechseln".

In mehr als 30 Städten in Deutschland ist Flink vertreten. Von der anfangs versprochenen Lieferfrist von maximal zehn Minuten ist der Anbieter mittlerweile abgerückt. Wenn es das Wetter nicht zulasse, sei die Lieferzeit eben auch mal zweitrangig, sagt ein Hub-Manager aus Hamburg zu t-online. Man wolle verantwortungsvoll mit den zumeist jungen Mitarbeitern umgehen und setze auf motivierte Teams.

Lieferbranche in Verruf geraten

Die Lebensmittellieferbranche ist in den letzten Jahren wegen schlechter Arbeitsbedingungen in Verruf geraten. Insbesondere bei Flink-Konkurrent Gorillas, der nach dem gleichen Prinzip arbeitet, kam es zu Ärger zwischen Fahrern und Management. Auch bei Lieferando brodelt es bei den Lieferfahrern: Anfang Juli hatten sie in Berlin sogar zu Protesten aufgerufen. In vielen Städten organisieren sich kritische Fahrer mittlerweile in Interessengruppen – auch bei Flink.

Len aus Hamburg kennt diese Geschichten. "Ich hab' schon üble Geschichten gehört, aber bei uns läuft das anders", versichert er. Die Vorgesetzten seien "extrem kommunikativ" und bei Flink werde besser bezahlt – pro Stunde und nicht pro Fahrt, wie bei anderen. Er ist in eineinhalb Jahren vom einfachen Fahrer zum "Rider-Captain" aufgestiegen und übernimmt Führungs- und Organisationsaufgaben. "Wenn ich den ganzen Tag nicht rauskomme, fehlt mir das Fahren manchmal sogar ein bisschen."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Eigene Recherche
  • Anfrage bei Flink
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