Hamburg: Rundfunkrat will Sondersitzung wegen Vorwürfen gegen NDR abhalten

Der NDR muss sich gegen schwere Vorwürfe verteidigen: Auch in Hamburg gibt es Anschuldigungen gegen die Direktorin. Es geht um Vetternwirtschaft.

Wegen Vorwürfen gegen eine Führungskraft des Norddeutschen Rundfunks (NDR) am Standort Hamburg will das Kontrollgremium Rundfunkrat der öffentlich-rechtlichen Anstalt zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Der Vorsitzende des NDR-Landesrundfunkrats Hamburg, Thomas Kärst, erklärte am Montag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur: "Der Landesrundfunkrat Hamburg nimmt die Vorwürfe sehr ernst und wird sich auf einer außerordentlichen Sitzung damit befassen."

Hintergrund ist ein Bericht des Online-Mediums "Business Insider", der die Frage aufwarf, ob die Landesfunkhausdirektorin Sabine Rossbach ihren Job dafür genutzt haben könnte, Familienmitgliedern Vorteile zu verschaffen.

Hamburg: NDR-Direktorin weißt Vorwürfe von sich

Rossbach und Sender wiesen dies in Statements zurück. Entweder sei sie nicht beteiligt gewesen oder habe keinen Einfluss genommen und damit auch nicht gegen journalistische Standards verstoßen. Im täglichen Austausch mit Redaktionen des NDR habe sie regelmäßig Angebote verschiedener Agenturen und Anbieter weitergeleitet. Die NDR-Direktorin hatte extra ihren Urlaub unterbrochen, um sich zu den Vorwürfen gegen ihre Arbeit beim Sender zu verteidigen.

Zugleich machte der NDR bekannt, dass ein Aspekt Gegenstand einer Prüfung durch die Anti-Korruptionsbeauftragte des NDR sei.

Zuvor hatte es Vorwürfe gegen redaktionelle Führungskräfte des NDR in Kiel gegeben. Nach den schweren Anschuldigungen gab es bereits erste Konsequenzen: Landesfunkhausdirektor Volker Thormählen aus Kiel hat bereits für einen Monat unbezahlten Urlaub genommen.

NDR-Intendant Joachim Knuth teilte mit: Der Landesfunkhausdirektor habe ihn darum gebeten, "um Abstand zu gewinnen, und um im Sinne des NDR sicherzustellen, dass der Aufklärungsprozess von Personen verantwortet werden kann, die nicht persönlich betroffen sind".

Wie am 25. Oktober 2022 bekannt wurde, entlastet ein Bericht der unabhängigen Anti-Korruptionsbeauftragten Sabine Rossbach. Es konnten keinerlei Korruptionstatbestände durch Handeln oder Unterlassen festgestellt werden, teilte der NDR mit. Rossbach habe allerdings 2012 in einem Fall gegen die Dienstanweisung zum Schutz vor Korruption verstoßen. Die Ergebnisse einer weiteren Untersuchung stehen zudem noch aus.