Görtz: Weitere Filialen des insolventen Schuhhändlers stehen vor dem Aus

Der Schuhhändler Görtz ist insolvent, doch das Geschäft läuft in vielen Filialen weiter. Bis jetzt, denn weiteren Geschäften droht die Schließung.

Die angekündigten Einschnitte klangen hart: Im Februar 2023 hatte Görtz bekannt gegeben, dass es trotz Insolvenz mit einem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung weitergehen kann. Allerdings mit deutlich weniger Mitarbeitern, nur noch der Hälfte aller Filialen und mit neuen Investoren.

So zumindest lautete die Theorie. Nun zeigt sich: Das hat alles nicht gereicht. Wie das "Abendblatt" berichtet, haben einige Filialen deutlich weniger Schuhe verkauft als angenommen. Das erste Quartal 2023 blieb wohl deutlich unter den Erwartungen.

Das Problem: Lieferanten und Geschäftspartner können für die ersten drei Monate des Jahres kein Geld bekommen oder zumindest nur einen Abschlag erhalten. Ursache für die schwachen Verkaufszahlen seien laut Görtz "die anhaltende Kaufzurückhaltung durch hohe Inflation, erheblich erhöhte Energiepreise und das schlechte Wetter der letzten Wochen". Auch der Verkauf von Vorsaison-Modellen mit enormen Rabatten belastet das Geschäft.

Familie Görtz hat Firmenanteile abgegeben

Die Familie Görtz hat nach der eingereichten Insolvenz alle ihre Anteile an der Firma abgegeben. Damit endete 2022 eine traditionsreiche Ära Hamburger Familienunternehmer. Auch der Seniorchef Ludwig Görtz, der das operative Geschäft bereits vor einigen Jahren in familienfremde Hände gegeben hatte, zog sich demnach zurück. "Nach einem intensiven Investorenprozess und Gesprächen mit zahlreichen Interessenten hat sich der vorläufige Gläubigerausschuss für einen langfristig orientierten Privatinvestor mit Hamburger Wurzeln entschieden", schrieb die Familie Görtz in einer Mitteilung.

• Fischbrötchen oder Currywurst: Welche deutsche Spezialität ist die leckerste?

Die Görtz-Geschäftsführer Frank Revermann und Tobias Volgmann glauben an eine Erholung des Geschäfts ab dem zweiten Quartal 2023. Das "Abendblatt" berichtet, dass an den verbleibenden sieben Standorten in Hamburg das Angebot inzwischen deutlich ausgedünnt sei. Selbst im Flagshipstore in der Spitalerstraße würden sich inzwischen Schuhkartons stapeln und so eher das Gefühl eines Schuh-Discounters vermitteln. Darüber hinaus würde im Erdgeschoss der Filiale nun auch Bekleidung verkauft, ein "Testlauf" zitiert das "Abendblatt" das Unternehmen.

Wie die "Textilwirtschaft" meldet, könnte laut einem neuen Sanierungsplan elf weitere Filialen vor dem Aus stehen. Konkret dazu geäußert hat sich Görtz nicht. "Die Geschäftsführung setzt im Rahmen des Sanierungsverfahrens alles daran, möglichst viele Arbeitsplätze und Filialen zu erhalten. Voraussetzung ist, dass die Stores profitabel arbeiten", zitiert das "Abendblatt" das Unternehmen. Aktuell soll Görtz mit Vermietern über eine Mietreduzierung verhandeln. Welche Filialen genau in Schieflage geraten sind, ist nicht bekannt.