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Hamburg: Experten kritisieren Fernwärmeausbau | Es droht "Wärmewildwest"


Energieausbau in Hamburg
Kritik an mangelnder Informationslage: Es droht "Wärmewildwest"

Von dpa
19.05.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 196587800Vergrößern des BildesHeizkraftwerk Tiefstack im Winter (Archivfoto): Die Politik baue mit "knallharten Fristen Druck auf, lassen die Hamburgerinnen und Hamburger aber komplett im Dunklen", kritisiert Frieling. (Quelle: IMAGO)
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Heizungen sollen effektiver laufen, viele Hamburger kommen deshalb an Umbauten nicht vorbei. Wie das Ganze aussehen soll, scheint völlig offen. Und sorgt für Unmut.

Die Hamburger CDU wirft dem Senat vor, Bürgerinnen und Bürger über den Ausbau des Fernwärmenetzes im Unklaren zu lassen. Hauseigentümer hätten bei der Wahl einer neuen Wärmeversorgung keine solide Grundlage für eine sinnvolle Entscheidung, das habe eine Kleine Anfrage gezeigt, sagte die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Fraktion, Anke Frieling, der Deutschen Presse-Agentur. Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) schloss sich der Kritik an.

"Die Ampel in Berlin und Rot-Grün hier in Hamburg bauen mit knallharten Fristen Druck auf, lassen die Hamburgerinnen und Hamburger aber komplett im Dunklen, was den Zeitplan des Ausbaus der Wärmenetze betrifft", sagte Frieling.

Hintergrund sind die Pläne der Bundesregierung, nach denen ab 2024 jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll. Dann müssen etwa Wärmepumpen, Solarthermieanlagen oder Hybridsysteme aus Wärmepumpe und Gasheizung eingebaut werden. Laut Senatsantwort kann die Pflicht zur Nutzung erneuerbarer Energien auch durch einen Anschluss ans Fernwärmenetz erfüllt werden, wenn es einen Plan gibt, wie die Energie zur Wärmeerzeugung bis 2030 zu 50 Prozent und bis 2045 zu 100 Prozent aus Erneuerbaren bezogen werden kann.

43 Prozent der Hamburger Energie stammt aus Steinkohle

Laut Wärme Hamburg setzt sich der aktuelle Energiemix bei der Fernwärme wie folgt zusammen: 43 Prozent Steinkohle, 30 Prozent Abwärme, 25 Prozent Erdgas, 1,7 Prozent Heizöl und 0,3 Prozent Biogas. Der Anteil erneuerbarer Energien im Energiemix wird mit 20,2 Prozent angegeben.

Wie genau Hamburg weg von fossilen Brennstoffen kommen und die Wärmewende-Ziele erreichen will, steht laut Senat noch nicht fest: "Ein solcher Plan befindet sich derzeit für die zentrale Fernwärme der HEnW (Hamburger Energiewerke) in Entwicklung", schreibt der Senat.

Auch zum Ausbau des Fernwärmenetzes findet sich in der Senatsantwort noch wenig Konkretes: "Eine Ausbauplanung auf Stadtteilebene existiert noch nicht. Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung wird die zuständige Behörde Grundlagen für einen geordneten Ausbau der Fernwärme schaffen", heißt es dort.

Frieling: "Der Fernwärmeausbau stockt"

Für CDU-Politikerin Frieling ist das alles zu wenig: Im April habe Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) erklärt, dass auch langfristig nur die Hälfte der Hamburger Haushalte mit Fernwärme versorgt werden könnte. "Der Fernwärmeausbau stockt. Und selbst Haushalte, die direkt an der im Bau befindlichen Fernwärmeleitung gelegen sind, zum Beispiel in der Parkstraße in Altona, können Stand heute an diese nicht angeschlossen werden, zukünftig aber vielleicht schon", monierte Frieling. Auch wenn an Lösungen gearbeitet werde, helfe das den betroffenen Eigentümern aktuell nicht weiter.

Laut Senat können vor allem kleinere Gebäude entlang der im Bau befindlichen Fernwärmeleitung Elbtrasse nicht angeschlossen werden. Aber: "Die HEnW prüft derzeit Konzepte, um zukünftig eine Versorgung auch dieser Gebäude zu ermöglichen."

"Das ist, wie den zweiten Schritt vor dem ersten zu setzen"

VNW-Direktor Andreas Breitner warnte, "ohne eine stadtweite Strategie droht «Wärmewildwest"». Eine umfassende und belastbare Wärmeplanung sei für die in dem Verband organisierten Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften zentral. "Gesetzliche Vorgaben zu machen, ohne eine belastbare Wärmeplanung zu haben, ist, wie den zweiten Schritt vor dem ersten zu setzen", so Breitner.

Die in dem Verband organisierten Unternehmen stehen ihm zufolge bereit, im Gespräch mit den Hamburger Energiewerken und der Stadt zum Gelingen der Wärmewende beizutragen. "Dazu müssen sie aber wissen, wo genau künftig Fernwärme angeboten wird."

Das Schlimmste wäre demnach, wenn Wohnungsunternehmen jetzt mit erheblichem finanziellem Aufwand in ihren Quartieren eine eigene Lösung für eine klimaneutrale Wärmeversorgung umsetzen und anschließend die Hamburger Energiewerke erklären würden, dort werde künftig Fernwärme angeboten. Nach Breitners Angaben würde das alle viel Geld und Zeit kosten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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