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Stiftung "To Huus" hilft Geflüchteten bei der Wohnungssuche in Hamburg


Stiftung "To Huus" hilft Wohnungslosen
"Eine Familie zu retten, kostet 1.000 Euro"

  • Markus Krause, Regio-Redakteur für Hamburg.
Von Markus Krause

Aktualisiert am 26.05.2023Lesedauer: 4 Min.
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Karina Korth (zweite von links) und ihr Team: Das Büro der Stiftung "To Huus" befindet sich in der Bergedorfer Innenstadt.Vergrößern des Bildes
Karina Korth (links) und ihr Team: Das Büro der Stiftung "To Huus" befindet sich in der Bergedorfer Innenstadt. (Quelle: Milad Panah)

Mehr als vier Jahre verbringen Geflüchtete in Hamburg durchschnittlich in städtischen Unterkünften. Zu lange, findet eine Hamburger Stiftung – und vermittelt diesen Menschen ein Zuhause.

Keine Wohnung zu haben, bedeutet: Es gibt keinen Rückzugsort, keine Privatsphäre, keine Ruhe. Viele Menschen in Hamburg, häufig mit Flüchtlingshintergrund, leben so über Jahre hinweg. Die gemeinnützige Stiftung "To Huus" hilft wohnungslosen Menschen, in ihre eigenen vier Wände umziehen zu können. Das gelingt durch eine Kooperation mit Hamburger Wohnungsgesellschaften und vor allem ehrenamtlichen Helfern.

"Wir haben im letzten Jahr nur im Bezirk Bergedorf 90 Familien aus öffentlicher Unterbringung gerettet", sagt Karina Korth, die die Stiftung "To Huus" im März 2022 gegründet hat. Zu ihrem Team gehören zwei weitere Kolleginnen, die verschiedene Aufgaben innerhalb der Stiftung übernehmen. Seit Anfang dieses Jahres engagiere man sich auch im Bezirk Wandsbek, zur zweiten Jahreshälfte soll Hamburg-Mitte dazukommen.

Geflüchtete verbringen mehr als vier Jahre in Containern

Rund 4,2 Jahre beträgt die durchschnittliche Verweildauer, die geflüchtete Menschen in Hamburg in öffentlicher Unterbringung verharren, ehe sie ein eigenes Zuhause finden. "Das sind vier verlorene Jahre in Containern, Integration ist so nicht möglich", sagt Korth.

Deshalb hat sie gemeinsam mit ihrem Team einen Prozess entwickelt, in dem man zwischen wohnungssuchenden Menschen und den Hamburger Wohnungsgesellschaften vermittelt. "Wir bringen die Personen zueinander, die auch dauerhaft und nachhaltig gut miteinander auskommen."

Damit das funktioniert, benötigen Interessierte einen Aufenthaltstitel, eine Dringlichkeitsbestätigung (Rosa Papier) und gute Deutschkenntnisse, mindestens auf A2-Niveau. Die Familien dürfen maximal vier Personen umfassen, da größere Wohnungen bei den Hamburger Wohnungsunternehmen kaum zu finden sind. Außerdem können Personen mit Mietschulden nicht vermittelt werden.

Wer diese Voraussetzungen erfüllt, kann sich bei der Stiftung bewerben. "Die Personen bekommen dann einen Casting-Termin, das ist ein einstündiges Kennenlerngespräch, in dem wir prüfen, ob die Person in unser Projekt passt und ob wir diese Familie einem Vermieter als zukünftige Mieter und Mieterinnen vorstellen wollen", erklärt Korth. Anschließend kommen die Interessierten auf eine Warteliste.

Sehr hohe Erfolgsquote durch "Mietführerschein"

"Alle, die bei uns auf der Warteliste stehen, bekommen auch eine Wohnung", macht Korth deutlich. Häufig sei es nur eine Frage der Zeit. Denn man bekomme regelmäßig exklusive Wohnungsangebote von den Wohnungsunternehmen, denen man dann drei geeignete Familien oder Interessenten vorstelle.

"Es ist also überhaupt nicht die Konkurrenz wie sonst vorhanden, wo 50 Personen oder mehr vor der Tür stehen. Es sind immer nur drei, und einer davon hat Erfolg. Die anderen bleiben auf der Warteliste und kriegen das nächste Angebot, was gut zu ihnen passt."

Damit die zukünftigen Mieter wissen, was nach Abschluss eines Mietvertrags auf sie zukommt, hat die Stiftung einen "Mietführerschein" entwickelt. Dieser vermittelt den Menschen Basiswissen rund um das Thema Wohnen und Nachbarschaft, wie etwa die Wohnungsbesichtigung, den Mietvertrag und die Hausordnung, Mülltrennung, Stromvertrag, das richtige Heizen und Lüften, das Thema Haftpflichtversicherung sowie Gepflogenheiten im Kontakt mit der Nachbarschaft.

Das Seminar dauert fünf Stunden und wird mit einem Test abgeschlossen. Teilnehmer erhalten nach Bestehen ein Zertifikat. "Genau deshalb gibt es so wenig Probleme. Ein bis eineinhalb Prozent der Mietverhältnisse sind konflikthaft, und das ist auch okay", sagt Korth.

Obdachlose fand dank "To Huus" Wohnung und Job

Erst jüngst habe man eine Familie vermittelt, die einen Tag, nachdem der Mietvertrag unterschrieben und die Schlüssel übergeben worden seien, angerufen und gesagt habe, dass man die Wohnung doch nicht wolle. "So geht das natürlich nicht", stellt Korth klar. "Sie müssen jetzt ein Jahr diese Wohnung bezahlen."

Doch hauptsächlich erlebe man schöne Geschichten. So habe man einer Obdachlosen, einer schwarzafrikanischen Frau, die in der Mönckebergstraße im Eingang eines Kaufhauses lebte, über die Obdachlosenorganisation "Bergedorfer Engel" eine Wohnung und eine Ausbildung als Lkw-Fahrerin vermitteln können. "Sie schickt jetzt immer Fotos: mein Lkw und ich. Es ist so eine schöne Geschichte, die einfach noch mal zeigt, dass es gut klappt", sagt Korth.

Damit man auch weiter erfolgreich arbeiten kann, werden insbesondere weitere ehrenamtliche Wohnungslotsen gesucht, die das Herzstück der Arbeit bilden. Diese begleiten die Wohnungssuchenden über einen Zeitraum von einem Jahr. "Sie gehen mit zur Besichtigung, zur Schlüsselübergabe, zur Mietvertragsunterzeichnung und bleiben das ganze Jahr an der Familie dran", erklärt Korth.

Stiftung will sich in allen Hamburger Bezirken engagieren

Derzeit hat die Stiftung "To Huus" rund 15 dieser Wohnungslotsen. Diese Zahl wolle man mindestens verdoppeln. Als Aufwandsentschädigung und kleine Motivation erhalten sie 150 Euro pro Anmietungsprozess. "Das ist für Studenten interessant und spannend vom Ehrenamt. Man lernt so viele neue Kulturen und so viele Menschen kennen."

Zu den Unterstützern der Stiftung zählt schon jetzt ein prominentes Gesicht: der Moderator Yared Dibaba. "Er ist mit seiner Familie selbst als Kind aus Äthiopien geflohen und ist dankbar für die Hilfe, die ihnen damals entgegengebracht wurde", heißt es auf der Seite von "To Huus". "Ein finanzieller Sponsor ist er aber nicht", so Korth.

Bislang ist die Stiftung ausschließlich staatlich finanziert. Um in Zukunft jedoch in allen sieben Bezirken tätig sein zu können, benötigt es weitere Mittel. "Wir haben herausgefunden, dass es 1.000 Euro kostet, wenn Sie eine Familie retten." Mit dieser Zahl wolle man künftig an Firmen herantreten und hoffe, so vielleicht mehr Spenden generieren zu können.

Hintergrund zum Beitrag

Die Ehrenamtskampagne "Helping Hands" zeichnet soziale Projekte in Hamburg aus. Sie wird von der Ströer-Gruppe initiiert, zu der auch das Nachrichtenportal t-online gehört. Schirmherrin ist die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Carola Veit.

Verwendete Quellen
  • Persönlicher Besuch bei der Stiftung "To Huus"
  • stiftungtohuus.de: Webseite des Projekts
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