Winsen: Schwarzbuch der Steuerzahler – "Geisterbus" verschlingt 120.000 Euro

Diese Busfahrt durch Winsen in Niedersachsen ist kurz, aber teuer. Die Steuerzahler kostet die fragwürdige Route mehr als 100.000 Euro, moniert der Steuerzahlerbund.

Eine Buslinie in Winsen (Luhe) ist für den Bund der Steuerzahler ein Fall von Steuergeldverschwendung. Der Verein nahm die Citybuslinie 4003 in die diesjährige Ausgabe des Schwarzbuches auf. Die Linie soll laut Steuerzahlerbund fast 120.000 Euro "verbrannt" haben.

Die Stadt Winsen richtete die Buslinie im Dezember 2021 ein. Ziel war es, die Erreichbarkeit der Innenstadt zu verbessern und gerade Pendler sollten mit ihr besser zum Bahnhof und zum Zentralen Omnisbusbahnhof (ZOB) kommen.

Geringer Mehrwert, geringe Nutzung

Den tatsächlichen Nutzen der Verbindung bezeichnet der Steuerzahlerbund hingegen als fragwürdig. "Der Mehrwert war gering", kommentierte Jan Vermöhlen vom Bund der Steuerzahler. Denn der Bus machte eine Mini-Stadtrundfahrt um den ZOB: Von der Starthaltestelle am Bahnhof ging es zunächst über zwei Haltestellen in drei Minuten zum ZOB – eine Strecke von einem Kilometer Länge. Dann fuhr der Bus über eine Haltestelle an der Kirche und am Rathaus erneut den ZOB an.

Im Anschluss ging es von dort wieder zurück zum Bahnhof. Die gesamte Strecke legte der Bus in 15 Minuten zurück. Die Linie verkehrte im 20-Minuten-Takt. Reisende konnten mit dem Bus maximal eine Strecke von rund 1,2 Kilometern überbrücken – vom Bahnhof bis zur Kirche.

Offenbar empfanden auch die Winsener die Buslinie 4003 als überflüssig und gingen lieber zu Fuß: Im Juni 2022 erklärte die Verwaltung, dass durchschnittlich 2,5 Gäste pro Fahrt befördert werden. An Samstagen lag der Durchschnitt gerade einmal bei 1,1 Fahrgästen. Oft saß niemand in den Bussen, schnell war die Linie als "Geisterbus" verschrien.

Ende September 2002 stampfte die Stadt die Linie dann wieder ein. Als Grund gab sie an, dass wegen des akuten Busfahrermangels das Personal an anderer Stelle dringender gebraucht werde.

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Buslinie 4003 "von Anfang an zum Scheitern verurteilt"

Die Buslinie sollte für 15 Monate rund 184.000 Euro kosten. Ein Großteil davon stammte aus dem mit EU-Geld gespeisten Sofortprogramm "Perspektive Innenstadt!" vom Land Niedersachsen. Nach der Testphase von 15 Monaten wollte die Stadt entscheiden, ob sie die Linie auf eigene Kosten weiterführt. Letzten Endes stellte sie sie stattdessen nach zehn Monaten ein. So konnten die Kosten auf 117.285 Euro "begrenzt" werden, wie der Steuerzahlerbund erklärte.

Das sei "ein schwacher Trost, war das Projekt doch von Anfang an zum Scheitern verurteilt". Der Verein mahnt, dass es keinen Unterschied machen darf, ob das Geld vom Land, Bund, der EU oder aus dem kommunalen Haushalt stammt. Schließlich handele es sich um Steuergelder, die Bürger und Betriebe mühsam erwirtschaftet haben. "Deshalb müssen sie auch darauf vertrauen können, dass sich der Staat strikt an den Geboten der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit orientiert."