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Elbtower-Fiasko: Der schiefe Turm von Hamburg | Kommentar


Kolumne
Der schiefe Turm von Hamburg

  • Katharina Grimm
MeinungVon Katharina Grimm

11.03.2024Lesedauer: 2 Min.
Meinung
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Der Elbtower in der Hafencity: Seit Monaten wird nicht mehr gebaut, jetzt steht das ganze Projekt vor dem Aus.Vergrößern des Bildes
Der Elbtower in der Hafencity: Seit Monaten wird nicht mehr gebaut, jetzt steht das ganze Projekt vor dem Aus. (Quelle: Stephan Wallocha/imago-images-bilder)

Das ist der schiefe Turm von Hamburg, denn hier ist wirklich alles schiefgegangen. Und das wird wohl auch so weitergehen.

Alexander Skora will es richten. Der Berliner Unternehmer hat sich beim Weiterbau des Elbtowers öffentlichkeitswirksam ins Spiel gebracht, nachdem sich der Bauherr René Benko mit seiner Signa-Gruppe in die Insolvenz verabschiedet hatte. Die freundliche Offerte, in dem Prestigeturm Wohnungen zu bauen, wurde zwar von der Stadt abgelehnt. Doch der Hotelier legte nach: Der Tower solle einfach von einer Stiftung finanziert und die Räume an Künstler gegeben werden.

Luxusbuden statt Wohnraum

Der Elbtower ist längst zu Hamburgs schiefem Turm geworden. Statt bezahlbarer Wohnungen wollte die Stadt ein Luxusprojekt. Und das ist schiefgegangen. Zuerst entschied man sich für einen windigen Investor, das ging schief. Und auch die Entscheidung für einen so hohen Tower: schiefgegangen. Und jetzt wird die weitere Nutzung oder gar die Fertigstellung schiefgehen.

Dabei hätte Hamburg es besser wissen müssen: So riesige Türme lassen sich kaum wirtschaftlich errichten. Mit zunehmender Höhe des Gebäudes steigen die Baukosten überproportional, ab 60 Metern ist da wirtschaftlich nichts mehr zu machen. Die Windlast, das steigende Gewicht, es wird alles fürchterlich kompliziert und das kostet wahnsinnig viel Geld.

Experten erwarten, dass im Elbtower mehr als das Doppelte der üblichen Mieten nötig gewesen wäre, um das Projekt halbwegs seriös durchzufinanzieren. Wie viel wäre das? 40, 50, 60 Euro pro Quadratmeter? Das mag als reines Prestigeobjekt am Golf von Oman funktionieren. In der Stadt der hanseatischen Kaufleute nicht.

Bauruine als Mahnmal

Aber schon die Entscheidung, dass ausgerechnet René Benko diesen Prestigebau umsetzen soll, war irrwitzig. Denn der Mann war bekannt für seine Finanztricks und hochriskanten Investments. Ein verlässlicher Partner war er zumindest nicht. Und so schraubt sich die heutige Bauruine in den Himmel als Mahnmal für den Irrglauben, dass Großspurigkeit etwas mit "Think big" zu tun hat.

Und dann der Standort. "Es ist meines Erachtens ein falsches Symbol an der falschen Stelle", sagte der emeritierte Professor für Stadtforschung, Dieter Läpple, in einem Interview mit der Zeitschrift "Chrismon". "Dieses Investorenprojekt entstand an dem sozial sensibelsten Ort der Stadt." Dort, wo die schicke, neue Hafencity auf Rothenburgsort oder die Veddel trifft, wo jedes zweite Kind in Armut aufwächst. Hier hätte er sich "statt einem Zeichen der Macht und der Spaltung ein Zeichen der Versöhnung der Stadtgesellschaft" gewünscht.

Und nun kommt der Luftikus Skora und will den Tower retten. Als dubaiteures Wohnhaus oder turmhohe Künstlerkolonie. Das klingt sehr nett, doch die enormen Baukosten machen eine solche Nutzung unmöglich. Das gigantische Projekt wird wohl schiefgehen. Die Quittung zahlen die kleinen Handwerker, die auf ihren offenen Rechnungen sitzen bleiben. Oder der Steuerzahler.

Verwendete Quellen
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